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Die USA diskutieren schon seit längerem über eine Öffnung ihrer Grenzen. Nun soll es soweit sein. Bild: Bravo Prince

Ende des Reisebanns der USA gegenüber Europäern steht bevor

Gemäss einem noch unveröffentlichten amtlichen Dokument sollen die Einreisebestimmungen für Passagiere kommend aus Europa sowie gewissen anderen Ländern ab heute Abend (14. September) gelockert werden. Das ist ein positives Signal. Die USA befinden sich aber weiterhin auf der Risikoländerliste des BAG.

Seit Jahren schon sind die USA die wichtigste Übersee-Feriendestination der Schweizer. Vor fünf Jahren reisten noch deutlich über eine halbe Million Schweizer innert einem Jahr in die USA; diese Zahl ist seitdem aus diversen Gründen zwar etwas gesunken; 2019 reisten noch rund 475'000 Schweizer in die USA, davon über 73 Prozent für Ferien. Das änderte jedoch nichts daran, dass die USA ganz klar das beliebteste Fernziel der Schweizer Bevölkerung blieben.

Dieses Jahr sieht die Lage natürlich komplett anders aus. Aktuell liegen Einreisezahlen bis Ende Juli 2020 vor: Diesen zufolge reisten bis zu jenem Zeitpunkt 60'020 Schweizer in die USA ein. Davon entfallen jedoch 59'289 allein auf das erste Quartal von Januar bis März. Von April bis Juni reisten gerade mal 432 Personen aus der Schweiz in die USA ein, im Ferienmonat Juli nur 299. Per Ende Juli lagen die Zahlen damit bei -78,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Situation wird sich nicht gebessert haben: Zum einen sind die USA seit der Publikation der ersten Risikoländerliste des Bundesamts für Gesundheit auf dieser Liste und wurden bei jeder neuen Liste beibehalten, was heisst, dass man bei Rückkehr aus den USA in Quarantäne muss. Zum anderen gelten die USA als so etwas wie der «Corona-Hotspot» aufgrund der sehr hohen Fallzahlen; in diesem Zusammenhang muss aber noch erwähnt werden, dass die Positivitätsrate relativ stabil ist und trotz der vielen Fälle die Hospitalisierungen auf sehr tiefem Niveau (im Vergleich zum Frühjahr) liegen.

Um die Fallzahlen einzudämmen, haben die USA seit dem 13. März ihre Grenzen unter anderem für Reisende aus dem Schengen-Raum komplett geschlossen. Damit wurde natürlich auch grosser wirtschaftlicher Schaden angerichtet: Wie die U.S. Travel Association berichtet, sind aufgrund fehlender Touristen seit März 2020 bereits 360 Milliarden Dollar an Einnahmen flöten gegangen. Das sind 2 Milliarden Dollar pro Tag; die Hälfte der Tourismus-Jobs im Lande gingen in den letzten Monaten verloren. Kein Wunder, wird aktiv versucht, das Reisen wieder zu erlauben - von der Reiseindustrie, aber auch auf Druck der gesamten Wirtschaft und von diversen Politikern. Bislang passierte noch nichts.

Lockerung der Einreisebestimmungen als Signal einer Öffnung?

So überraschend der «Travel Ban» im März kam, so überraschend könnte dieser aber nun auch wieder aufgehoben werden. Offiziell bestätigt ist noch nichts und man wird das Gefühl nicht los, dass ein Ende dieses Banns möglicherweise auch ein Spielball in der Wahlkampftaktik im Vorfeld der US-Präsidialwahlen im November ist. Immerhin: Laut einem noch unpublizierten, auf einer Regierungs-Website jedoch öffentlich einsehbaren Dokument des Department of Homeland Security (siehe hier) steht geschrieben, dass die Einreise-Restriktionen für Personen aus dem Schengen-Raum, aus dem Vereinigten Königreich (ohne Überseegebiete), aus Irland, China (ohne Hongkong und Macau), Iran und Brasilien per 12 Uhr US-Ostküstenzeit am heutigen 14. September angepasst werden. Konkret wird auf das besondere Screening für Einreisende aus diesen Ländern verzichtet. Achtung: Als geplantes Publikationsdatum ist der 15. September angegeben.

Immerhin scheint dieser Gesetzestext zu zeigen, dass man in den USA unilateral Lockerungen durchsetzt und offenbar bereit für eine Grenzöffnung ist. Selbst wenn ein Ende des Travel Ban natürlich alles andere als eine sofortige Rückkehr zur Normalität wäre. In besagtem Dokument wird detailliert festgehalten, wie die Einreise bislang vonstatten ging: Flüge aus den genannten Ländern mussten an definierten US-Flughäfen landen, in denen «enhanced entry screening» verfügbar war. Das sind nach Angaben des Department of Homeland Security diese Airports:

  • Boston-Logan International Airport (BOS)
  • Chicago O’Hare International Airport (ORD)
  • Dallas/Fort Worth International Airport (DFW)
  • Detroit Metropolitan Airport (DTW)
  • Honolulu Daniel K. Inouye International Airport (HNL)
  • Fort Lauderdale-Hollywood International Airport (FLL)
  • Houston George Bush Intercontinental Airport (IAH)
  • Hartsfield-Jackson Atlanta International Airport (ATL)
  • New York John F. Kennedy International Airport (JFK)
  • Los Angeles International Airport (LAX)
  • Miami International Airport (MIA)
  • Newark Liberty International Airport (EWR)
  • San Francisco International Airport (SFO)
  • Seattle-Tacoma International Airport (SEA)
  • Washington-Dulles International Airport (IAD)

Diese Regel entfällt neu. Sie galt grundsätzlich für Einreisende aus den genannten Ländern, konkret natürlich aber nur für Passagiere, die überhaupt in die USA einreisen durften (US-Bürger, US-Wohnberechtigte, Familienmitglieder, Flug-Personal). Viele Fluggesellschaften fliegen diese Flughäfen international bereits wieder an, auch aus der Schweiz - dem Vernehmen nach aber bislang noch mit extrem tiefen Passagierzahlen. Mehrere Fluggesellschaften und Reise-Interessensgruppen haben inzwischen auch verlangt, dass man «Pre-flight Covid19-Tests» durchführen soll, analog wie dies Emirates und die V.A.E. bereits tun, um die Wiedereröffnung für den Tourismus zu beschleunigen.

Eine Öffnung wäre zudem auch ein positives Signal für die Cruise-Branche. Die Aussetzung von Kreuzfahrten ab US-Häfen dauert im Prinzip bis mindestens Ende Oktober. Ein Umstand, der den Reedereien - allen voran den börsennotierten Giganten Carnival, Royal Caribbean und Norwegian Cruise Line, die wegen Corona bereits 50 Milliarden Dollar an Wert eingebüsst haben - sauer aufstösst. Sie fordern ein früheres Ende der «No sail order», zumal es aufgrund eigens implementierter Massnahmen inzwischen sicher sei, ab den USA zu kreuzen.

Man darf ja für die gesamte Tourismusindustrie hier wie in den USA hoffen, dass die Öffnung bald erfolgt - wenngleich vorerst damit die Nachfrage aus der «Quarantäneliste-geplagten» Schweiz kaum gleich stark ansteigen würde.

(JCR)