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Ein verlassener Strand auf Koh Phayam in Thailand: Dieser Zustand dürfte länger anhalten. Bild: Joe Waranont

Thailands wertloser Titel

Das Land gilt inzwischen als sicherstes Reiseland der Welt. Nur bringt das nichts, wenn man gar nicht dorthin reisen kann. Eine neue Bestimmung für eine kleine Eröffnung des internationalen Tourismus wird daran vorerst nichts ändern.

Neulich führte das Berliner Reiseunternehmen Tourlane eine kleine Studie durch, um die während der Coronakrise «sichersten Reiseländer» zu definieren. Mehrere Parameter wurden evaluiert - die gesamte Zahl der Infektionsfälle, der «IHR Score» (welcher definiert, wie gut Länder auf öffentliche Gesundheitsrisiken zu reagieren imstande sind), die Bevölkerungsdichte und mehr.

Gerade bei den genannten drei Parametern schwingt Thailand obenaus. Per 16. August hatte das Land gerade mal 3377 Covid19-Fälle verzeichnet, wobei 125 Personen in medizinischer Behandlung waren und 58 Personen verstorben waren, während sich der Rest von der Krankheit erholt haben. Seit zu jenem Zeitpunkt 83 Tagen hatte es keine inländische Übertragung mehr gegeben. Damit erhielt Thailand den Titel als «sicherstes Reiseland der Welt während der Pandemie» - was von den Landesmedien gerne aufgenommen wurde. Der Vollständigkeit halber: Die weiteren Länder in dieser Top-10-Liste waren Jordanien, Französisch-Polynesien, Griechenland, Uruguay, Italien, Kambodscha, Japan, Irland und Botswana.

Und jetzt? Ein Titel als «sicherstes Reiseland» bringt ja herzlich wenig, wenn man nicht in das Land reisen darf. Gestern (25. August) publizierte Airports of Thailand die Flugverkehrszahlen für den Monat Juli. Auf den Inlandrouten wurden immerhin rund 2 Millionen Passagiere verzeichnet, was einem Rückgang von 56,9 Prozent gegenüber Vorjahr entspricht. Auf internationalen Routen zählte man dagegen genau 66'733 Passagiere - ein Rückgang von 99,1 Prozent. Macht in der Summe einen Rückgang um 82,5 Prozent. Mit dem angepeilten Inlandtourismus wird man nur sehr wenig von der thailändischen Incoming-Industrie retten können.

Unmögliche Bedingungen

Aber halt, da war doch was? Thailand hat nämlich angekündigt, sich bereits am 5. Oktober 2020 wieder für internationale Touristen öffnen zu wollen! Was zunächst wie ein Lichtblick aussieht, erweist sich bei genauerem Hinschauen leider als untaugliche Lösung. So hat Yuthasak Supasorn von der Tourism Authority of Thailand erklärt, dass die Ferieninsel Phuket als «Experiment» zuerst die Grenzen für internationale Gäste öffnen werde. So weit, so gut, doch nun kommt's: Die Liste der Bedingungen ist die reinste Abschreckung.

  • Reisende müssen direkt nach Phuket einfliegen, also nicht per Transit via Bangkok.
  • Ein negativer PCR-Test muss bei der Einreise vorgelegt werden.
  • Die Mindestaufenthaltsdauer beträgt 30 Tage.
  • Davon müssen 14 Tage in Quarantäne im Hotel verbracht werden.
  • Um Phuket frei besuchen zu dürfen, muss ein zweiter negativer PCR-Test vorliegen.
  • Um Erlaubnis zu erhalten, ab der dritten Woche auch andere Regionen Thailands besuchen zu dürfen, muss noch ein dritter negativer PCR-Test vorliegen.
  • Noch ist unklar, aus welchen Ländern internationale Reisende überhaupt einreisen dürfen, und diese Liste untersteht möglicherweise periodischen Änderungen.

Aktuell dürfen nur Thais und deren direkte Familienmitglieder, Investoren, spezifische Arbeitskräfte sowie Gesundheitstouristen in Thailand einreisen. Ob jemand tatsächlich einen Monat Ferien bucht, wovon die Hälfte in Quarantäne verbracht werden muss und wo aktuell noch nicht mal klar ist, ob man überhaupt einreisen darf, ist natürlich illusorisch. Ein Beispiel dafür, wie an sich gut gemeinter Bevölkerungsschutz eine Industrie völlig lahmlegt. Da braucht es andere, praktikablere Lösungen...

(JCR)