Destinationen

Mallorca gehört neuerdings zu den Ländern mit einem erhöhten Ansteckungsrisiko. Rückkehrer müssen ab dem 20. August für zehn Tage in Quarantäne. Bild: Oscar Nord

«Unter diesen Umständen ist es nicht möglich, alle unsere Unterkünfte offen zu behalten»

Nina Wild

Die Balearen finden sich neuerdings auf der Risikoländer-Liste des BAG. Travelnews hat sich bei den grossen Reiseveranstaltern und einem Spezialisten umgehört, was es für Auswirkungen mit sich bringt, dass eines der beliebtesten Reiseziele auf dieser gefürchteten Liste steht.

Gestern publizierte das Bundesamt für Gesundheit die neue Risikoländer-Liste. Darunter fallen auch beliebte Reiseziele von Schweizerinnen und Schweizern, etwa die Balearen, zu welchen Ibiza und Mallorca gehören. Folglich müssen Rückkehrer ab dem 20. August 2020 für zehn Tage in Quarantäne gehen. Dies dürfte die Reiselust in diese Regionen massiv dämpfen. Travelnews hat sich bei den grossen Reiseveranstaltern TUI Suisse, Hotelplan Suisse, DER Touristik Suisse und dem Mallorca-Spezialisten Universal Mallorca Ferien zum Thema umgehört.

Philippe C. Erhart, CEO von Universal Mallorca Ferien bedauert den Entscheid des BAG. Aktuell befänden sich rund 100 Personen auf der Insel. «Wir haben gestern Nachmittag sofort nach der Publikation der neuen Liste eine Krisensitzung einberufen und Massnahmen ausgearbeitet», erklärt er, «alle Kunden wurden bereits informiert, dass ab morgen bei der Rückkehr in die Schweiz die zehntägige Quarantäne gilt.» Ähnlich sieht die Situation auch bei TUI Suisse aus. «Zurzeit befinden sich mehrere hundert Gäste in Spanien. Die meisten befinden sich auf der Balearen-Insel Mallorca oder auf den Kanaren. Auf den Balearen sind derzeit rund hundert Gäste», verrät Milica Vujcic, Communications Specialist bei TUI Suisse.

Der Reiseveranstalter Hotelplan Suisse hat derzeit mehrere hundert Kunden auf den Balearen, wie das Unternehmen auf Anfrage kommuniziert. Der Reiseveranstalter DER Touristik Suisse, zu welchem etwa die Marke Kuoni oder Helvetic Tours gehören, möchte auf Anfrage keine Informationen zu der aktuellen Anzahl Reisenden auf den Balearen preisgeben.

Nicht alle Kunden wollen früher nach Hause

Nach dieser Hiobsbotschaft geht es nun darum, mit den Kundinnen und Kunden vor Ort nach individuellen Lösungen zu suchen. «Betroffene Kunden wurden von uns proaktiv über die neue Situation informiert. Zum jetzigen Zeitpunkt konnten wir allen Kunden, die früher zurückreisen möchten, eine Lösung anbieten», erklärt die stellvertretende Hotelplan-Sprecherin Tanja Pöll. Erhart stellt derweil überraschendes fest: «Wir haben unseren Kunden die Möglichkeit gegeben, bereits heute die Heimreise anzutreten. Jedoch hat sich zu unserer grossen Verblüffung nur etwa ein Drittel der Reisenden dazu entschieden.» Der Rest der Gäste bleibe noch bis am Sonntag auf Mallorca.

Bei DER Touristik Suisse richte man sich nach den Wünschen der Kunden. «Möchte jemand bereits heute zurückreisen, prüfen wir dieses Anliegen selbstverständlich und setzten natürlich alles daran - abhängig von der Verfügbarkeit der Flüge - die Kunden noch rechtzeitig zurückzuholen», erklärt Markus Flick, Mediensprecher von DER Touristik Suisse. Auch TUI Suisse überlässt die Entscheidung für eine frühere Rückreise seinen Kunden: «Unsere Kunden können natürlich selbständig entscheiden, ob sie früher zurückreisen möchten oder trotz Quarantänepflicht ihre Ferien auf den Balearen zu Ende geniessen», erklärt Vujcic. Reisende haben die Möglichkeit, sich ihre TUI-Reiseleitung vor Ort zu kontaktieren, um eine frühere Heimkehr zu organisieren.

Grosser Einschnitt für Reiseveranstalter

Die Welle, welche die Aufnahme der Balearen auf die Risikoländer-Liste wirft, ist hoch. Bei Hotelplan Suisse kam es etwa bereits zu Umbuchungen und Annullationen von zukünftigen Reisen. Dennoch möchten einige nicht auf ihre Auszeit auf den Balearen verzichten. Bei DER Touristik Suisse sei es noch zu früh, um diesbezüglich Aussagen zu machen: «Die Information erfolgte erst gestern Nachmittag. Wir sind nun dabei, unsere Kunden zu kontaktieren, die in den kommenden Tagen abgereist wären. Es wird aber sicherlich Gäste geben, die sich entscheiden, diese Reise nicht anzutreten oder zu verschieben.»

TUI Suisse beobachtet derweil mit dem Entscheid, dass die Balearen auf die Risikoländer-Liste gesetzt wurden, die grösste Resonanz in Bezug auf Umbuchungen bei den Kunden: «Dies natürlich auch weil es zu unserer beliebtesten Feriendestination gehört. Einige Kunden vor Ort haben ebenfalls eine frühere Rückreise gebucht und bei den bevorstehenden Reisen merkt man, dass die Kunden Verunsichert sind und auf den September umbuchen möchten», gibt Vujcic zu bedenken.

Einschneidend ist dieser Entscheid auch für Universal Mallorca Ferien. Der Spezialist annulliert proaktiv die geplanten Reisen in naher Zukunft, etwa im September. «Das Problem ist, dass für uns das Risiko zu gross ist, weil wir die Sitzplätze bei Edelweiss reserviert haben. Diese werden wir nun annullieren, weil wir die Plätze sonst bezahlen müssten», erklärt Erhart und fährt fort, «wenn es trotzdem Leute gibt die verreisen möchten, buchen wir die Sitzplätze neu.» Es wird aber vorausgesetzt, dass der Kunde einen Haftungsausschluss unterschreibt, bevor er die Reise antritt. Ausserdem könne es sein, dass der Kunde sein Hotel wechseln muss. Universal Mallorca Ferien betreibt auf der Insel 14 betriebseigene Hotels, sechs davon waren nach coronabedingter Schliessung wieder offen. «Unter diesen Umständen ist es aber nicht möglich, alle diese Unterkünfte offen zu behalten», so Erhart. Dennoch betont der CEO, dass Reisen nach wie vor möglich seien - die Umstände hätten sich nun einfach angepasst.