Destinationen
Jederzeit wieder in die Ferien nach Kos
Claudia SprecherMeeresrauschen in meinen Ohren. Der Duft der unendlichen, sonnengewärmten und sandverwehenen Welt. Irgendwo auf der Welt. Sonnenuntergänge, feines griechisches Essen, Lachen der Kinder im Pool und einfach sein. Gut schlafen, ausschlafen, gestärkt den Tag starten. Es war nötig nach endlos wirkenden Monaten der Verunsicherung.
Corona. Covid-19. Sars 2. Virus. Lockdown. Grenzschliessungen. Wir wurden über lange Zeit fremdbestimmt. An Ausflüge und Reisen war nicht mehr zu denken. Zu unsicher. Zu unklar, was die Zeit bringen soll.
Unsere Ferien waren seit August 2019 gebucht. Es sollte nach Schweden gehen - Ganz urchig. Ein Lagerhaus im Wald, zusammen mit anderen unseres OL-Clubs. Ein Trainingslager und anschliessend den Grossanlass O-ringen mit weit über 10'000 Teilnehmenden. Den Duft des Waldes einatmen, dem Röhren der Elche lauschen, aktiv sein, selber kochen. Am See mitten im Wald.
Leider wurde der Anlass dann abgesagt, das Lagerhaus freigegeben. Wir planten um. Statt Lagerhaus nun privates Ferienhaus zu Viert, ein paar Übernachtungen auf Bauernhöfen bzw. privaten Appartements, dazu etwas herumkommen mit dem schon lange gebuchten Mietwagen. Aber auch das sollte nicht sein. Anfang Juni wusste mein Mann, dass nach Rückkehr aus Schweden eine 2wöchige Quarantäne vorgesehen wäre. Firmenrichtlinie. Und das, bevor der Bund dieselbe Idee hatte. Wir planten also erneut um.
Vom Fernweh getrieben ging die Reise nach Kos
Wegen den Grenzöffnungen im Schengenraum per 15./16.06.20 buchten wir, vom Fernweh getrieben, da schon unsere Mai-Ferien dem Virus zum Opfer fielen, ein Pauschalarrangement nach Kos. Wir freuten uns auf die griechische Insel. Pauschal buchen lohnt sich in so einem Fall, da man abgesichert ist, sollte ein Flug storniert werden oder das Hotel dann doch erst später öffnen. Es sollte sich noch bewahrheiten.
Wir wussten, dass Reisen im Moment gerade eine Lotterie ist. Wir trauten uns noch nicht, uns richtig zu freuen. Dann kam die Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr. Es folgte die Maskenpflicht in den Flugzeugen. Nichts hielt uns ab. Viele Flüge wurden storniert, unserer nicht. Dann folgte am 28.6. die Bekanntgabe der griechischen Regierung, dass eine Online-Registration nötig sei. Ein QR-Code, den man danach erhält und ohne den man nicht einreisen kann. Ein QR-Code, der auch über eine Covid-19-Testung am Zielflughafen entscheidet.
Wir lasen uns ein. Ok, es sollte keine Hexerei sein und im Notfall würden wir uns auch testen lassen, war unser Credo. Zu ferienreif waren wir.
Als Reiseberaterin war ich seit Monaten im Ausnahmezustand. Arbeitete teilweise 24h, beruhigte Kunden, stritt mit Airlines und Veranstaltern, stornierte unzählige Buchungen und buchte um, was das Zeug hielt. Unsere Leitungen standen nicht mehr still, das Mailpostfach explodierte. Niemand wusste, was auf uns zu kommt. Niemand konnte den Ernst der Lage voraussehen. Kann man im Mai wieder reisen? Und wenn nicht, wenigstens im Sommer? «Was ist mit unserer Reise, warum können wir nicht einfach ohne Kosten davon zurücktreten?», fragten Kunden am laufenden Band. Abwarten. Mein Lieblings-Unwort in dieser Zeit gerade. Abwarten deshalb, weil es gerade bei gebuchten Flügen nur dann eine Chance gibt, Geld zurück zu erhalten, wenn die Airline von sich aus die Flüge im System storniert. Und jede Stunde, ja teilweise alle paar Minuten kamen neue Bestimmungen. Von Ländern, von Regionen, von Hotels, von Airlines, vom Bund, von Veranstaltern, von Leistungsträgern. Ein unglaubliches Chaos. Den Überblick zu behalten, war mehr als unmöglich. Zu schnell wurden all diese neuen Bestimmungen wieder aktualisiert. Zu schnell waren Zusagen für Umbuchungen plötzlich so nicht mehr möglich. Dazu noch die Reiseversicherungen, die alle einzeln etwas anderes sagten. Und die Personen, die irgendwo online buchten und nun meine Hilfe beanspruchen wollten. Oh ja, ich war absolut ferienreif.
Wir verloren – anders als andere Branchen – sogar monatelang rückwirkend Umsätze. Wie sieht die Zukunft aus? Ich brauchte diese Ferien, mehr denn je. Also liessen wir uns darauf ein.
«Wir wollten reisen und wir taten es»
Griechenland öffnete die Flughäfen auf den Inseln per 1. Juli 2020 wieder. Wir wollten am 9. Juli reisen. Und wir taten es!
Tatsächlich erfuhren wir noch 2 Tage vor Abreise, dass unser Hotel sich entschied, nun doch nicht schon am 1.7., sondern erst am 17.7. zu öffnen. Wir mussten also nebst allen Unsicherheiten noch am Dienstag vor der Abreise am Donnerstag Morgen ein Ersatzhotel finden. Auch diese Widrigkeit besiegten wir, ein neues Hotel wurde gebucht, das ursprünglich gebuchte wurde vom Veranstalter kostenlos storniert. Hier zeigt sich wieder der Vorteil einer Pauschalreise.
Der Flug wurde nicht storniert, der QR-Code der Griechen kam pünktlich um 23 Uhr am Vortag. Morgens um 4 Uhr fuhren wir noch etwas müde, aber voller Vorfreude in Richtung Flughafen.
Am Flughafen Zürich dann ging alles relativ schnell. Viele Reisende gab es nicht, aber alle Schalter waren geöffnet, deshalb mussten wir nicht lange anstehen. Am Gate selbst wurde dann der QR-Code gecheckt, es gab einen Stempel auf den Boarding-Pass und wir durften an Bord. Der Flug war sehr gut ausgelastet. Der Bordservice war sehr reduziert, aber freundlich, wir waren pünktlich.
Hier und da kleine Einschränkungen, eine relativ leere Insel Kos und unglaublich erholsame Ferien
Auf Kos angekommen, mussten wir einige Minuten in einer Warteschlange ausharren. Vorne wurden die QR-Codes überprüft. Vereinzelt, aber nur ganz wenige Passagiere, wurden rechts in die Halle gebeten, der grosse Rest musste links in die Halle hinein. Als wir dran waren, wurde auf der Bescheinigung der QR-Code angeschaut und jeder registrierte Reisende darauf mittels Passdaten genau überprüft. Mit „you are free for your baggage, welcome to Greece“, wurden wir rechts durchgebeten. Puh, kein Test für uns. Das Gepäck kam rasch und unser Fahrer stand auch bereits parat, um uns zum Hotel zu fahren.
Bis ins Hotel trugen wir Masken, da in Griechenland an Flughäfen und im öffentlichen Verkehr, Taxis eingeschlossen, Maskenpflicht herrscht.
Im Hotel angekommen wurde uns an der Stirn die Temperatur gemessen. Das dauerte nur wenige Sekunden. Wir wurden begrüsst und durften die Maske ausziehen.
Der Aufenthalt verlief unglaublich erholsam. Es gab Einschränkungen am Buffet, das serviert wurde, Selbstbedienung war nicht möglich. Ansonsten Plexiglasscheiben an der Réception und der Spa-Réception, im Fitness waren nur 5 Personen gleichzeitig zugelassen, es gab keine Shows, keine Minidisco und der Kidsclub fand ausschliesslich im Freien statt. Ansonsten spürten wir neben Desinfektionsspendern überall absolut keine Einschränkungen. Die Angestellten aber trugen Masken oder Visiere, auch die Köche und die Barangestellten am Strand, die durch die Liegestuhlreihen liefen und Bestellungen aufnahmen.
In der Öffentlichkeit, also den Läden, Cafés, Restaurants ausserhalb der Hotelanlage gab es keine Maskenpflicht oder sonstige Einschränkungen. Ein Desinfektionsspender da und dort, aber sonst fühlten wir uns wie immer, wenn wir irgendwo in den Ferien sind. Wir fühlten uns in jeder Sekunde absolut sicher.
Die Insel Kos selber war relativ leer, die Touristen, die schon gereist waren, blieben mehrheitlich in den Hotelanlagen. Es war wunderschön, die weite Natur, die leeren Gassen zu geniessen.
Wer sich also auf das Abenteuer einlässt und trotz allen Widrigkeiten, die noch vor der Abreise passieren könnten, reist, wird es nicht bereuen. Wir konnten uns gut erholen, den Massen entfliehen und würden es jederzeit wieder tun.