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Erkan Yagci ist Board Member und Mediterranean Region Representative von TGA (Turkey Tourism, Promotion and Development Agency), der neuen offiziellen Agentur für Tourismuspromotion. Bilder: HO

«Türkei-Buchungen werden sehr kurzfristig getätigt»

Schritt um Schritt kehrt in der Türkei die touristische Normalität zurück. Erkan Yagci, Board Member der neuen offiziellen Agentur für Tourismupromotion – Turkey Tourism, Promotion and Development Agency (TGA) –, nimmt im Travelnews-Interview Stellung zur aktuellen Entwicklung und den Aussichten.

Herr Yagci, Türkeis Tourismus erholt sich, erste Schweizer Gäste verbringen ihre Ferien wieder in Ihrem Land. Können Sie Angaben machen, wie sich die Besucherzahl bis Ende 2020 und 2021 entwickeln dürfte?

Erkan Yagci: Unser Ansatz lautet: ein Schritt nach dem anderen. Es wäre nicht realistisch, jetzt schon Prognosen abzugeben. Wir versuchen den Schweizer Markt, die Touroperators und Reisebüros so gut wie möglich zu unterstützen – mit Informationen zu den Massnahmen, die die Türkei umgesetzt hat, um die Sicherheit der Gäste zu gewährleisten. Gleichzeitig stellen wir fest, dass die Pandemie die Buchungsgewohnheiten verändert hat. Buchungen werden sehr kurzfristig getätigt. Dies erschwert Prognosen noch mehr.

Welche Gesundheitsmassnahmen haben Sie mittlerweile eingeführt?

Wir haben schon frühzeitig ein Zertifizierungs-System etabliert. Das vom Ministerium für Kultur und Tourismus eingeführte Programm beinhaltet eine grosse Anzahl von Massnahmen – von den Transportmitteln über die Hotellerie bis zu den Massnahmen für Mitarbeitende und Gäste. Seit dem 15. Juni dürfen Schweizer Bürger ohne weitere Auflagen in die Türkei einreisen. Gleichzeitig weiten wir die Massnahmen, die für einen gesunden Aufenthalt sorgen, kontinuierlich aus.

Welches sind die wichtigsten Bereiche?

Das Zertifizierungsprogramm steht auf vier Säulen. Der erste Bereich konzentriert sich auf die Gesundheit und Sicherheit der Passagiere – vom Zeitpunkt, wo sie einchecken bis zum check-out. Passagieren ist es etwa nicht erlaubt, ohne Masken Flughafen-Terminals zu betreten. Masken werden kostenlos zur Verfügung gestellt. Am Terminal-Eingang sind Wärmebildkameras im Einsatz. Der zweite Bereich betrifft die Mitarbeitenden. Intensive Hygienetrainings und Gesundheitschecks wurden durchgeführt, ebenso sind Wärmebildkameras im Einsatz und weitere Kontrollen. Drittens legen wir ein grosses Augenmerk auf die Einrichtungen, um Infektionen zu verhindern. Mit dem Gesundheitszertifikat wurden klare Richtlinien und Vorsichtsmassnahmen festgesetzt, die die Bereiche Unterkunft, Essen und Trinken betreffen. Der vierte Massnahmenbereich zielt auf die Transportmittel ab, ob in der Luft, auf der Strasse oder auf See. Hierzu gehören etwa Mitarbeitertrainings, Immunitätszertifikate, die Sterilisierung und Desinfektion der Fahrzeuge und die Einhaltung der Distanzen zwischen den Gästen.

Steht die Regierung der Reiseindustrie auch mit finanziellem Support zur Seite?

Wie in der gesamten Welt hat die Covid19-Pandemie auch in der Türkei erhebliche Auswirkungen auf die Wirtschaft. Um die Situation zu entschärfen, hat die türkische Regierung ein Unterstützungspaket gesprochen, dieses beinhaltet einen Mix an finanzieller Unterstützung, Krediten und auf die Angestellten bezogene Massnahmen. Dazu zählen Steuererleichterungen oder erhöhte Minimumpensionauszahlungen. Weiter haben einzelne Regierungssparten Unterstützungen ausgesprochen, dazu zählt auch das Tourismusministerium.

«Die Türkei bietet nicht nur Sonne, Strand und Meer.»

Als wie kritisch erachten die Situation für die türkischen Fluggesellschaften? Und für das immense Airport-Investment?

Diese Investitionen müssen aus einem langfristigen Blickwinkel betrachtet werden. Die Infrastruktur ist für die türkische Wirtschaft als Ganzes sehr wichtig und stellt die Basis für eine künftige Entwicklung dar. Die aktuelle Situation erlaubt es, die Abläufe und Prozesse einwandfrei und noch schneller zu gestalten, um für die Normalsituation vorbereitet zu sein.

In welchen Bereichen sind weitere Investitionen nötig, um künftig im globalen Tourismusgeschäft noch stärker zu partizipieren?

Die Türkei bietet nicht nur Sonne, Strand und Meer, wir verfügen auch über zahlreiche historische und kulturelle Stätten früherer Zivilisationen, Routen wie die Seidenstrasse oder einzigartige Orte wie Kappadokien oder Pamukkale. Diese Vielfalt ermöglicht es uns alle Arten von Tourismus anzubieten. Dies erachten wir als grosses Plus im Vergleich zu anderen Destinationen, auch bezüglich dem Fokus auf verschiedene Alterskategorien und Interessenswünsche. Hierzu zielen wir auf die einzelnen Quellmärkte ab. Und wir über die Schweiz sprechen, spielt auch der Fokus auf Luxusreisen und die Etablierung hochwertiger Produkte künftig eine stärkere Rolle.

Stellt die jetzige Zeit eine besonders gute Chance dar, Produkte abseits der Strände stärker zu etablieren? Oder möchten Sie zuallerst wieder ihre Strandfans zurückgewinnen?

Unser Fokus liegt derzeit auf den Natur und Nationalparks. Eine Spezialprogramm haben wir für Radfahrer aufgelegt. 2020 ist auch das Patara-Jahr, bei dem der Fokus auf kulturellen und historischen Aspekten liegt, viele davon entlang der Küste. Insofern sind Strandferien mit kulturellen Ausflügen eine Kombination, mit der wir auch den Schweizer Markt ansprechen möchten.

«Wir haben frühzeitig ein Zertifizierungsprogamm aufgelegt», sagt Erkan Yagci.

(JCR/GWA)