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Reisende aus 29 Risikoländern sollten bei der Rückreise in die Schweiz zunächst in eine zehntägige Quarantäne. Bild: Adobe Stock

Kommentar So ist die Quarantänepflicht ein Unsinn

Gregor Waser

Seit Montag gilt für Einreisende aus 29 Risiko-Staaten eine zehntägige Quarantänepflicht. Diese zu umgehen ist ein Kinderspiel.

Es ist eindrücklich, wie die Schweizer Bevölkerung seit März die bundesrätlichen Lockdown-Massnahmen befolgte. Die Infektionszahlen nahmen bis im Juni rapide ab. Der finale Weg zurück in die Normalität gestaltet sich jetzt aber holprig. Für die schnelle Öffnung von Clubs kam die umgehende Quittung – mit zahlreichen Neuinfektionen.

Die Reaktion auf diese Neuansteckungen und das Aufflammen der Infektionszahlen haben die Regierung dazu bewogen, Einreisende aus 29 Risikoländern in eine zehntägige Quarantäne zu schicken. Die Massnahme sollte nicht zuletzt auch abschreckende Wirkung haben, um Leute gleich vorweg zu demotivieren, in Länder wie Kosovo, Serbien, Schweden, Russland oder Brasilien zu reisen und nicht danach bei der Rückkehr zehn Tage festsitzen zu müssen.

Seit Montag ist das Regime in Kraft. Doch die Umsetzung der Quarantänepflicht klappt nicht. Die heisse Kartoffel wird vom Bund zu den Kantonen, zu den Flughäfen, zu den Airlines, zu den Reisenden selber und wieder zurück gereicht. Die Behörden sind mit der Umsetzung der Quarantäne-Pflicht schlicht überfordert. Zwar werden Passagierlisten von Airlines eingefordert. Diese stemmen sich aber dagegen. Das Contact Tracing erfolgt derzeit mit grossen Lücken. Auch personell ist das Tracing kaum zu stemmen.

Keine Abschreckung für Schlaumeier

Heute beginnen in vielen Kantonen die Sommerferien. Der Reisestrom aus der Schweiz nimmt zu, gerade auch in Länder mit familiärer Bande, etwa nach Serbien, Nordmazedonien, Kosovo oder Israel.

Auf Eigenverantwortung bei Reisenden zu setzen, dass diese sich nach der Rückkehr freiwillig bei den Kantonsbehörden melden, um mitzuteilen, dass sie sich nun zuhause zehn Tage einsperren, ist ein Unsinn und führt am Ziel, Infektionen zu unterbinden, vorbei.

Schlaumeier werden sich von der Quarantänepflicht jedenfalls nicht abschrecken lassen und gleichwohl verreisen. Möglicherweise tauchen Flugpassagiere doch noch auf Listen auf, die fürs Contact Tracing zur Verfügung gestellt werden. Doch ein Autoreisender, der seine Ferien in einem Risikoland verbracht hat und nun in Bregenz wieder in die Schweiz einreisen will, kann bei der Frage, wo er war, locker vom Shopping im Vorarlberg sprechen und erhält freie Fahrt ohne Auflagen.

Es wäre ein Mindestmass an Informationen nötig, sei es mit Flyern am Flughafen, Durchsagen in der Flugzeugkabine, im Zug oder eingehenden Kontrollen an der Grenze. Ansonsten erleidet das Ziel, die Einschleppung von Covid-19 zu verhindern und infizierte Personen abschotten zu können, Schiffbruch. Auf viele weitere Monate hinaus – weitere Monate des eingeschränkten Reisens.