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Nach den Ferien direkt in die Quarantäne? Das wollen Schweizer - und deren Arbeitgeber - wohl kaum riskieren. Bild: AdobeStock

Die Schweizer Quarantänepflicht bereitet der Reisebranche Kopfschmerzen

Wer aus bestimmten Ländern in die Schweiz einreist, muss für zehn Tage in die Quarantäne. Das heisst für Schweizer, dass diese Länder als Ferienziele kaum in Frage kommen dürften. Dass noch nicht bekannt ist, um welche Länder es konkret geht, erschwert die Ferienplanung.

Bereits letzte Woche machten Meldungen die Runde, wonach das Coronavirus von Reisenden in die Schweiz «re-importiert» wird. Dabei wurden vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) insbesondere Balkanstaaten zitiert; erschreckend war aber vor allem die Feststellung, dass sich rund 15-20 Prozent der neu Infizierten im Ausland angesteckt haben. Gestern nun wurde informiert, dass der Bundesrat angesichts des zunehmenden Reiseverkehrs und der seit Mitte Juni wieder ansteigenden Zahl der Neuansteckungen entschieden habe, einerseits für den öffentlichen Verkehr ab Montag (6. Juli 2020) schweizweit eine Maskenpflicht einzuführen, und andererseits eine Quarantänepflicht «für Einreisende aus gewissen Gebieten». Konkret: Wer aus bestimmten Ländern in die Schweiz einreist, muss für zehn Tage in Quarantäne sowie sich beim kantonsärztlichen Dienst melden. Die Flug- und Reisebusgesellschaften werden zudem angewiesen, kranke Passagiere nicht zu transportieren.

Die Krux aus Sicht der Reisebranche ist dabei, dass noch nicht genau definiert ist, was mit den «gewissen Gebieten» genau gemeint ist. Das Problem betrifft hier nicht nur die Incoming-Branche, durch den Quasi-Bann von Gäste aus ebendiesen Gebieten, sondern möglicherweise auch die Outgoing-Branche, indem nämlich Schweizer kaum in diese Gebiete reisen, wenn ihnen bei der Rückkehr daraus eine Quarantäne droht. Möglicherweise ist dann gar vom Arbeitgeber eine Reise dorthin untersagt.

Das BAG will eine Liste von Risikogebieten erstellen und diese monatlich aktualisieren. Das klingt einerseits wenig flexibel, da sich die Lage derzeit relativ schnell ändern kann, bietet aber dafür auch einigermassen Planungssicherheit. Aber welche Länder werden zunächst auf der Liste stehen? Bundesrat Alain Berset nannte im Rahmen der Pressekonferenz Schweden und Serbien als mögliche Risikoländer. Bundesrat Ueli Maurer ergänzte, dass es auf der Liste wohl lediglich drei bis vier Länder haben werde; sollten es aufgrund der Infektionslage mehr sein, müsste man wieder eine generelle Grenzschliessung ins Auge fassen.

Warten auf die BAG-Liste

Interessant ist diese Aussage Maurers insofern, als die wissenschaftliche Taskforce des Bundes laut «Tagblatt» empfiehlt, sich auf die Risiko-Karte der Universität Genf und der beiden ETHs zu stützen. Für alle Länder, die darauf nicht grün sind, wird eine Quarantänepflicht empfohlen. Das würde im aktuellen Fall somit auch für wichtige Reiseländer wie Portugal, Kroatien, die Türkei oder Tschechien gelten.

Ob sich der Bundesrat bzw. das BAG an diese Empfehlung hält, steht allerdings auf einem völlig anderen Blatt. Unter anderem stimmt sich der Bund nämlich bei der Erstellung solcher gravierenden Massnahmen mit den EU-Staaten ab.

(JCR)