Destinationen

Vom 19. bis 29. Juni bereiste Lukas Meier Portugal – hier auf dem Fischmarkt von Olhao. Alle Bilder: Lukas Meier

Wie funktioniert das Reisen nach Corona?

Lukas Meier

Lukas Meier, Inhaber von Sense of Travel und Dozent an der IST - Höhere Fachschule für Tourismus, hat zehn Tage lang Portugal bereist und schildert hier seine Eindrücke und Erfahrungen.

Wie habe ich mich gefreut wieder in einem Flugzeug zu sitzen! Endlich weg! Das Gefühl von Freiheit ist wieder da. Die Spannung war gross auf diese 10-tägige Portugal-Reise.

Doch wie funktionieren die neuen Abläufe am Flughafen? Es war alles recht unspektakulär. Das Check-In wie immer, ausser der Plexiglasscheibe. Maske trägt niemand. Erst beim Boarding werden die Masken aufgesetzt, die zumeist während des ganzen Fluges die Gesichter bedecken. Der Bordservice auf dem ausgebuchten Swiss-Flug nach Lissabon bestand aus einem Getränkeservice und dem Swiss-Schöggeli. Ein abgepacktes Sandwich wäre wohl kaum ein Sicherheitsrisiko gewesen.

Lissabon, die prächtige Hauptstadt Portugals hat mich auf früheren Reisen immer wieder fasziniert. Dieses Mal treffe ich auf eine fast menschenleere Stadt. Die «Million-Dollar View» vom Castelo São Jorge auf die Stadt unter mir mit genau zwei anderen Menschen zu teilen, mutete etwas seltsam an.

Blick vom Castelo São Jorge auf Lissabon.

Die meisten Sehenswürdigkeiten sind offen. Teils sind aber nicht alle Bereiche zugänglich. Beispielsweise hat der Torre de Belém den Eintrittspreis halbiert, da nur ein Teil zugänglich ist. Der Elevador de Santa Justa ist geschlossen.

In den öffentlichen Verkehrsmitteln, in Museen, beim Einkaufen und generell in Innenbereichen herrscht im ganzen Land Maskenpflicht. Ein Verstoss trägt eine Busse von 350 Euros mit sich. Die Metro vom Flughafen ins Zentrum ist fast leer. Ok, es gibt ja auch fast keine Flüge. Doch zu dritt im «Electrico» der Linie 28? Die Verunsicherung ist noch immer gross. Viele Einheimische meiden die Innenstadt und die Benützung der öV noch immer. Ich komme mir vor, wie in den ersten Corona-Wochen in der Schweiz. 80% aller Coronafälle Portugals fielen auf den Grossraum Lissabon.

Auf dem Rossio, Lissabons Hauptplatz.

So erstaunt es nicht, dass am Samstagnachmittag in der Fussgängerzone der Baixa kaum Einkaufsverkehr herrscht. Trotz Zutrittsbeschränkungen in die Shops, muss nie auf Einlass gewartet werden. Hop on-Hop off Busse fahren nicht und viele Souvenirläden sind auch noch geschlossen.

In jedem Hotel ein bisschen anders

Wie ist die Situation in den Hotels? Nach der obligaten Händedesinfektion ist in den Gemeinschaftsbereichen wie an der Reception eine Maske zu tragen. Nur an einem Ort wurde auch die Temperatur gemessen. In jedem Hotel wird das Frühstück etwas anders gehandhabt. Vom Zimmerservice aus Sicherheitsgründen, bis zum Selbstbedienungsbuffet kam alles vor.

Zimmerservice aus Sicherheitsgründen, heisst es in einigen Hotels.

In kleinen Hotels mit weniger Gästen ist die Situation grundsätzlich entspannter. Jedes Hotel kann ein «Clean & Safe»-Siegel der Regierung beantragen, indem es die Hygienevorschriften konsequent umsetzt.

In Restaurants haben die Tische einen Abstand von zwei Metern. Aufgestellte Trennwände sieht man sehr selten. Mund und Nase müssen beim Betreten des Innenbereichs des Restaurants, wie beim Gang aufs WC, bedeckt werden. Und natürlich auch beim Gang ans Buffet. Am Tisch sowie auch im ganzen Aussenbereich gibt es keine Maskenpflicht. Die Kellner tragen immer Maske oder ein Plastikvisier. Bei Kartenzahlungen sind vor dem Eintippen des PIN oft die Hände zu desinfizieren. Die Tische und Stühle erfahren nach jedem Gast eine gründliche Reinigung.

Stühle und Tische werden in den Restaurants und Hotels nach jedem Gast gereinigt.

So siehts in der Algarve aus

An den Stränden der Algarve gibt es ein neues System mit Flaggen, die den Belegungsgrad angeben. Bei den breiten und sehr langen Stränden ist dies – vorerst – kein Problem. Dazu wird empfohlen die «Info Praia» aufs Handy zu laden, auf welcher der aktuelle Dichtegrad angezeigt wird.

An den Stränden Portugals ins drei Meter Abstand zwischen den Liegestühlen vorgeschrieben.

«Se fala portugês» ist das Motto am Strand. Hauptsächlich treffen wir jetzt noch auf Einheimische. Auch sie machen Ferien Zuhause. Auf den Zugangswegen zu den Stränden muss eine Maske getragen werden. Daran hält sich jedoch – gemäss meiner subjektiven Erfahrung – kaum die Hälfte. So viel Platz am Strand wie diesen Sommer, werden wir wohl nie wieder vorfinden. Die Strände sind allesamt sehr sauber und die Wassertemperatur ist teils schon bei 22 Grad.

In diesen Tagen gibt es keine Platzprobleme an den Stränden der Algarve.

Besuch in Albufeira zwischen 18 und 21 Uhr. Knapp ein Drittel der Restaurants und Shops sind geöffnet. In der Fussgängerzone herrscht gähnende Leere.

Die leere Fussgängerzone von Albufeira.

Die Restaurants kämpfen um die wenigen Gäste. Die meisten sind Holländer. Nicht die grölende, orange gekleidete Klientel. Ab und zu hört man etwas deutsch. Nur ganz wenige Liverpool- und Manchester-Shirts stechen heraus. Die ersten Flieger aus Grossbritannien sind in diesen Tagen gelandet. Doch bei der Rückkehr ins Königreich erwartet sie eine 14-tägige Quarantäne.

Montechorro: DIE Partymeile der Engländer. Lediglich eine Handvoll Bars und Restaurants sind geöffnet. Mit noch weniger Gästen. Nur an einem Ort ertönt Livemusik: «Take me home, Country Road».

Tote Hose in Montechorro, der Partymeile der Engländer.

In den Touristenorten zeigt sich ein eher trostloses Bild. Nicht aber dort, wo auch die Portugiesen verkehren. Auf dem Samstagmarkt in Olhão herrscht geschäftiges Treiben wie eh und je. Die Bars und Restaurants sind voll, die Bauern verkaufen ihre Waren und die Fähren auf die vorgelagerten Sandinseln sind gut gebucht. Natürlich dürfen auch dort nicht alle Sitze belegt werden.

Fazit

Es war eine sehr schöne und entspannte Reise. Zum Übernachten würde ich unbedingt kleine Hotels bevorzugen. Wer Unterhaltung sucht, muss noch etwas warten. Portugal setzt die Hygienevorschriften sehr konsequent um und die Bevölkerung hält sich auch daran. Grundsätzlich sind die Regeln nicht anders als in der Schweiz. Ausser die Maskenpflicht.

Trotzdem hat Portugal derzeit noch immer rund fünfmal mehr Neuansteckungen pro Tag als die Schweiz. Auch hier will niemand von einer «neuen Normalität» sprechen. Auch die Portugiesen hoffen, dass diese Situation eine einmalige Sache ist, und kein Portugiese geniesst es täglich eine Maske zu tragen, deren Wirksamkeit nicht belegt ist. Wie auch in der Schweiz, müssen wir uns mit den auferlegten Massnahmen arrangieren. So steht einer Reise nach Portugal nichts im Wege.

Lukas Meier auf der Rota Vicentina.

Ein ausführlicher Reisebericht ist zu finden auf: www.senseoftravel.ch