Destinationen

Manche Länder haben Einreisebestimmungen erlassen, die vermuten lassen, dass man ausländische Gäste lieber gar nicht erst bei sich haben will. Bild: Ali Yahya

Einwurf Die Hürde nicht zu hoch bauen

Linda von Euw

Die ersten Länder empfangen wieder Touristen – ein Lichtblick! Doch bei einigen der erlassenen Einreisebedingungen dürfte auch der gewillteste Tourist sich schwertun, diese Hürden zu überwinden.

Corona ist leider längst nicht mehr nur der Name einer Biers oder der Pizzeria um die Ecke – es ist der Inbegriff einer kollektiven und nationenübergreifenden Angst. Das Virus hat nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Reiseindustrie gelähmt. Immerhin heisst es nun für den einen oder anderen Touristiker etwas aufatmen: Erste Länder empfangen in diesen und den kommenden Tagen und Wochen wieder Reisende. Natürlich heisst das nicht, dass auch alle Ferienwilligen eine Auslandreise antreten. Viele warten erst einmal ab, ob die Situation stabil bleibt, oder halten sich noch zurück, bevor sie sich in ein Land mit einem anderen, unbekannten Gesundheitssystem begeben.

Aber es gibt sie: Die Reisenden, die sich von fast nichts abschrecken lassen. Diejenigen, die kein Problem damit haben, im Flugzeug eine Atemschutzmaske zu tragen und sich am Flughafen ohne mit der Wimper zu zucken Temperaturmessungen unterziehen. Ebenso wenig schreckt es sie ab, sich neu mindestens vier Stunden vor Abflug am Flughafen einfinden zu müssen. Diese Reisenden sind ein Segen für jedes Reisebüro. Genauso wie alle Länder, die unkompliziert wieder Touristen empfangen: Will heissen, ohne zwei oder drei Covid-19-Tests zu verlangen oder Quarantäne zu verhängen.

Drei Covid-19-Tests sind zu viel

Grossbritannien oder Irland dürften mit einer für alle Ankömmlinge vorgeschriebenen Quarantäne von 14 Tagen noch länger als Destination wegfallen. Sri Lanka begrüsst ab 1. August wieder Touristen. Dass das Visum neu 100 USD statt wie bislang 35 USD kostet, ist in Ordnung. Dass Reisende für den Erhalt des Visums in einer von der Regierung zertifizierten Unterkunft gebucht haben müssen, welche auf der Webseite von Sri Lanka-Tourismus gelistet sind, kann man auch noch verkaufen. Genauso, dass jeder Reisende einen negativen Covid-19-Test beim Check-in an im Heimatland vorweisen muss, der nicht älter als 72 Stunden ist. Dann wissen wenigstens alle Passagiere im Flugzeug, dass keiner Corona hat. Ist ja auch eine Sicherheit.

Nun wird es aber langsam abstrus: Alle Ankömmlinge – die ja bereits maximal 72 Stunden jungen negativen Covid-19-Test vorweisen können – müssen bei Ankunft am Flughafen in Sri Lanka erneut einen Covid-19-PCR-Test absolvieren. Zurzeit dauert es noch 24 Stunden, bis das Testresultat vorliegt. Es wird daran gearbeitet, dass das Ergebnis bis August nach vier bis sechs Stunden vorliegt. Für Reisende heisst das: Sie müssen bis zum Bekanntwerden des Testergebnisses am Airport oder in einem Hotel am Flughafen verweilen. Der PCR-Test ist zwar kostenlos beziehungsweise wohl bereits in der erhöhten Visumsgebühr einkalkuliert, aber das Hotel dürfte von den Reisenden selber berappt werden müssen.

Andere Länder, andere Lösungen

Damit ist die Test-Odyssee noch nicht zu Ende: Reisende, die länger als 10 Tage im Land bleiben, müssen nach vier bis fünf Tagen erneut einen Corona-Test machen. Dieser wird von der zertifizierten Unterkunft mit der eigens dafür geschaffenen mobilen Einheit koordiniert. Im Falle eines positiven PCR-Ergebnisses wird der Reisende je nach Schwere des Falls in ein dafür ausgewiesenes Hotel in Quarantäne geschickt oder ins Spital gebracht. Die Quarantäne dauert 14 bis 21 Tage, wenn Symptome festgestellt werden.

Dass es auch anders geht, zeigen Einreisebedingungen anderer Länder: Lettland beispielsweise verzichtet auf eine Quarantäne für Reisende, wenn diese aus einem Land kommen, in dem die Infektionsrate in den 14 Tagen vor Ankunft unter 15 Fällen pro 100'000 Einwohner geblieben ist. Litauen erlaubt Einreisen aus Europa, wenn in den vergangenen 14 Tagen vor Anreise die Zahl von 25 Corona-Fällen pro 100'000 Einwohner nicht überschritten wurde. Island verzichtet auf die Quarantäne, wenn Reisende einen negativen Covid-19-Test vorweisen, der direkt in Island absolviert wird.

Ja, Sicherheit ist wichtig – für die Touristen wie auch die Bewohner im Land. Aber Einreisebedingungen müssen für Reisende auch umsetzbar sein. Baut man die Hürden zu hoch, wird sie auch der gewillteste Tourist nicht überwinden können. Der Tourismus braucht in dieser Situation weltweit Rückenwind – und keinen zusätzlichen Sand im Getriebe.