Destinationen

Touristen kommen im Inselparadies der Malediven an: Dafür werden sie künftig auch vom Staat saftig zur Kasse gebeten. Bild: Asad Photo Maldives

Wenn das Coronavirus zum Vorwand für dreiste Staatsbereicherung wird

Die Malediven haben vorgeschlagen, wie der Tourismus nach dem Corona-Lockdown wieder hochgefahren werden soll. Das hat jedoch wenig mit sinnvollen Massnahmen und viel mit Ausnützen der Situation zu tun.

Aktuell fahren Airlines sanft ihre Flugpläne wieder hoch, während zahlreiche Länder über Lockdown-Lockerungen und Bedingungen für Grenzöffnungen nachdenken. Die Welt erwacht quasi aus dem Corona-Trauma. Dabei wurde immer wieder betont, dass es auch eine Chance bietet, sich neu aufzustellen, neue Regeln und Tatsachen zu schaffen.

Wie so oft sehen dies einige auch als Chance, sich an der Not oder Leichtgläubigkeit anderer zu bereichern. Wenn es gleich ein ganzer Staat tut, ist es aber besonders unschön. Das jedenfalls ist der Eindruck, den die Malediven aktuell hinterlassen. Das bei Schweizern besonders beliebte Inselparadies hat angekündigt, wie es sich wieder dem wichtigen Tourismusgeschäft öffnen will. Dabei wolle man vor allem auf die (gesundheitliche) Sicherheit der Gäste setzen. Das ist ja grundsätzlich nicht falsch. Aber die Liste der Bedingungen und insbesondere der Preise ist dann doch etwas happig.

Touristen müssen für die Einreise eine Buchung in einem Resort vorweisen können, welches über eine «Safe Tourism License» verfügt. Diese wird jenen Resorts verliehen, welche neu definierte Hygiene-Regelungen umsetzen (etwa spezielle Trainings der Angestellten, Social-Distancing-Markierungen, reservierte Zimmer für Isolation/Quarantäne). Das Problem: Die Lizenzgebühr für den Erhalt dieses Zertifikats beträgt happige 50'000 US-Dollar. Damit nicht genug: Die Touristen, die dort eine Reservation vorliegen haben, müssen ein spezielles Touristenvisum erwerben. Dieses kostet pro Person 100 US-Dollar und wird «bis auf Weiteres» erhoben. Der Clou: Es wird auch nur ausgestellt, sofern Touristen mindestens 14 Nächte auf den Malediven verbringen.

Und es geht noch weiter: Touristen müssen ein medizinisches Zertifikat vorlegen, welches nicht älter als eine Woche (PCR-Test) oder zwei Wochen (Antikörper-Nachweis) ist. Und selbst wenn man das hat, wird bei der Einreise ein zusätzlicher PCR-Test durchgeführt. Kostenpunkt: 100 US-Dollar pro Test. Und man wird in seinem Resort-Zimmer solange «eingesperrt», bis die PCR-Testresultate vorliegen.

50'000 Dollar Landegebühr, 50'000 Dollar Lizenzierungsgebühr

Auch die Transporteure werden zur Kasse gebeten. Ab dem 1. Juni darf man mit Privatflugzeug oder Yacht einreisen. Beim Privatflugzeug wird eine Landegebühr von 50'000 Dollar erhoben, bei der Yacht eine Ankergebühr von 10'000 Dollar. Ab dem 1. Juli dürfen dann auch Charter- und Linienflüge wieder landen. Landegebühr: 50'000 Dollar. Guesthouses und Hotels dürfen dann ab dem 1. August wieder frei in Betrieb genommen werden. Wann Kreuzfahrtschiffe wieder anlanden dürfen, steht noch aus.

Das maledivische Tourismusministerium hat angekündigt, dass die oben genannten Massnahmen mindestens bis und mit September 2020 in Kraft sein müssen. Nun sind die Hygienemassnahmen per se eigentlich nachvollziehbar und vergleichbar mit andernorts getroffenen Massnahmen - doch die dafür verlangten Kosten sind es nicht. Bereits geht ein Aufschrei durch die maledivische Hotelier-Landschaft. Auf Facebook etwa lässt Shanoon Khalid, Gründer und CEO von Adore Maldives, seiner Wut freien Lauf: In einer Art offenem Brief an Regierungschef Ibrahim Solih fordert er diesen auf, «diesen Nonsens zu stoppen».

Dass ein Land, dessen Wirtschaftsleistung laut WTTC zu 56,6 Prozent aus dem Tourismus generiert wird, so vorgeht, um den Tourismus hochzufahren, ist schlicht unverständlich. Es lässt eigentlich nur zwei Schlüsse zu: Entweder wollen sich Staatsstellen bzw. deren Amtsinhaber schlicht bereichern. Oder aber die Malediven wollen, nachdem sie vom Luxusziel zum Massenziel geworden sind, nun vorerst wieder ausschliesslich auf Luxustouristen setzen. Wobei fraglich ist, ob Personen, welche vor diesen Gebühren nicht zurückschrecken, jeweils Lust haben, PCR-Tests bei Anklunft zu absolvieren und danach in Quasi-Quarantäne abzuwarten. Es bleibt zu hoffen, dass die Malediven dieses Vorhaben - denn es handelt sich erst um einen Draft - nicht umsetzen. Die treue Schweizer Kundschaft und die Schweizer Malediven-Veranstalter wären dankbar.

(JCR)