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Rechnet mit einer schrittweisen Aufnahme des Reiseverkehrs: Faustino Diaz Fortuny, Direktor des Spanischen Fremdenverkehrsamtes in der Schweiz. Bild: TN

«Bis Ende Juni erwarten wir eine neue Normalität»

Gregor Waser

Faustino Diaz Fortuny, der Direktor des Spanischen Fremdenverkehrsamtes in der Schweiz, sagt im Travelnews-Interview, welche spanischen Regionen als erste wieder bereist werden können und in welche Richtung sich der Tourismus verändern wird.

Herr Diaz Fortuny, wie beurteilen Sie die aktuelle Pandemie-Situation in Spanien?

Faustino Diaz Fortuny: Das Ausmass der COVID-16-Pandemie zwang die Regierung am 14. März den Alarmzustand auszurufen. Für die Bevölkerung wurde eine sehr strenge Regeln der Ausgangssperre beschlossen, die in diesen Wochen aber solidarisch eingehalten wurden. Seit letzter Woche ist die Infektionskurve abgeflacht, und die Zahl der neuen Corona-Infizierten ist niedriger als die der Geheilten. Die Situation hat sich stabilisiert. Der Ministerpräsident von Spanien kündigte am Dienstag einen vierstufigen Deeskalationsplan zur Lockerung der Massnahmen an, der bis Ende Juni zu einer sogenannten neuen Normalität führen soll.

Gibt es Anzeichen, dass der Tourismus in Spanien noch in diesem Jahr teilweise wieder in Betrieb kommt?

Die Regierung, die regionalen und lokalen Behörden und der private Sektor tun alles, um die Wiederaufnahme des Tourismus in diesem Sommer zu ermöglichen. Gegenwärtig sind 340 Hotels in Betrieb, ab dem 11. Mai wird sich diese Zahl weiter erhöhen. Ab diesem Datum dürfen mit beschränkten Dienstleistungen und Sperrbereichen auch die Terrassen der Gastronomiebetriebe für die Gäste eröffnet werden – mit allen Sicherheits- und Hygienegarantien sowie der Gewährleistung der sozialen Distanz. Der Schutz der Arbeitnehmer, Besucher und Ortansässigen hat erste Priorität.

«Auf den Kanarischen Inseln und den Balearen wie auch in Andalusien, Asturien und Murcia sind die Pandemie-Auswirkungen gering»

Welche Reise- und Aufenthaltsformen und welche Gebiete Spaniens könnten zuerst wieder ein Thema werden?

Spanien ist ein weites Land und die meisten Regionen sind viel weniger betroffen als Grossstädte wie Madrid oder Barcelona. Die Auswirkungen der Pandemie waren auf den Kanarischen Inseln und den Balearen sowie in verschiedenen Gebieten des spanischen Festlands wie Andalusien, Asturien und Murcia ausgeprägt gering. Hotel- und Restaurantdienstleistungen werden schrittweise in allen Provinzen eröffnet. Die Genehmigung hängt von der Erfüllung einer Reihe von Indikatoren ab und wird vom Gesundheitsministerium erteilt. Die Fortbewegung ist derzeit nur innerhalb der einzelnen Provinzen erlaubt, diese Begrenzung wird per Ende Juni aufgehoben. Was den internationalen Tourismus betrifft, wird die Wiederherstellung des freien Personenverkehrs und der Flugverbindungen von der Europäischen Union koordiniert und voraussichtlich zu Beginn des Sommers schrittweise eingeleitet. Es liegt auf der Hand, dass die Kanarischen Inseln und die Balearen, da sie weniger betroffen waren und eine leichter zu kontrollieren sind, die ersten Destinationen sein könnten, die Gäste aus Europa empfangen werden.

Welche generellen Veränderungen könnte die aktuelle Krise für das künftige Tourismusgeschäft darstellen?

Ich gehe davon aus, dass wir vermutlich eine grössere Wertschätzung für die Natur und den Aufenthalt im Freien erleben werden, ein stärkeres Bewusstsein für Nachhaltigkeit und mehr Respekt gegenüber dem lokalen Leben.

Welche Massnahmen hat das Spanische Fremdenverkehrsbüro geplant?

Die spanischen Tourismusbehörden denken, dass die Erholung des Inlandstourismus der erste Impuls für diesen Sektor sein wird. Es werden Gespräche mit Reiseveranstaltern und Reisezielen geführt, um Imagekampagnen in den verschiedenen europäischen Märkten vorzubereiten, damit diese nach den einzelnen Lockerungen lanciert werden können.