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Coronaviren zwingen die Reiseindustrie in die Knie. Bild: TN/NTW

Easyjet lässt Mittelsitz freiBluttests bei Emirates – People's verschiebt Start

Die jüngsten Neuigkeiten zur Coronavirus-Krise: Diese Auswirkungen hat die Pandemie auf die Reisewelt.

Freier Mittelsitz bei Easyjet

Easyjet sieht sich für den Krisenmodus gewappnet und hat Schritte eingeleitet, um bis neun Monate am Boden bleiben zu können – dank gesicherten Krediten im Umfang von 460 Millionen Euro und der Verschiebung von Airbus-Bestellungen. Wann genau der Flugbetrieb wieder starten kann, dazu will sich Easyjet-CEO Johan Lundgren noch nicht äussern. Er geht aber davon aus, dass zuerst Inlandflüge wieder abheben werden. Je nach Lockerungen würden dann internationale Flüge folgen. Lundgren rechnet damit, dass Easyjet in der Startphase nach der Corona-Pandemie den Mittelplatz auf allen Flügen freilassen werde. Die Reduzierung des Sitzladefaktors sei eine Möglichkeit, künftig Menschen zu schützen.

Corona-Schnelltest an Emirates-Passagieren

In Zusammenarbeit mit Dubais Gesundheitsbehörden (DHA) führt Emirates als erste Airline weltweit Corona-Schnelltests durch. Dabei handelt es sich um einen Bluttest, bei dem festgestellt werden soll, ob Passagiere mit Covid-19 infiziert sind. Diese Massnahme soll künftig auf allen Flugverbindungen angewandt werden, die eine Destination anfliegen, die offizielle Covid-19-Testzertifikate erfordert. Für die gestrige Flugverbindung von Dubai nach Tunesien wurden bereits erste Passagiere im Gruppen-Check-in-Bereich des Dubai International Airport Terminal 3 einem solchen Bluttest unterzogen. Die Gesundheitsprüfungen werden von der DHA durchgeführt. Erste Ergebnisse lagen offenbar bereits nach einer Zeitspanne von nur zehn Minuten vor. Emirates erlässt zusätzlich zu den Corona-Schnelltests weitere Schutzmassnahmen. An den Check-In-Schaltern sind diverse Schutzbarrieren installiert, um Sicherheitsabstände zu gewährleisten und alle Flughafenangestellten tragen Schutzmasken und Handschuhe.

Royal Caribbean setzt Kreuzfahrten bis 11. Juni aus

Royal Caribbean Cruises tut es dem grossen Rivalen Carnival Corporation gleich und verschiebt die Wiederaufnahme ihrer Kreuzfahrt-Aktivitäten um einen weiteren Monat, basierend auf den jüngsten Empfehlungen des amerikanischen «Center for Disease Control and Prevention», welche Kreuzfahrten vom 9. April an für eine Dauer von 100 Tagen verbieten. So werden die Kreuzfahrten mit den Marken von Royal Caribbean erst ab dem 11. Juni statt wie zuletzt geplant am 12. Mai wieder aufgenommen. Selbst nach Wiederaufnahme der Kreuzfahrten wird das Programm nicht vollumfänglich gestartet, da einige Häfen dann weiterhin geschlossen sind. Kanadische Häfen beispielsweise bleiben bis zum 1. Juli geschlossen.

Aufgrund der Probleme hat Royal Caribbean ausserdem die Entlassung von 1300 Mitarbeitenden angekündigt. Um dies abzufedern, nimmt auch Larry Pimentel, CEO der Tochtermarke Azamara, den Hut. Rund die Hälfte der Betroffenen arbeitet in Florida.

Nur noch vereinzelte Repatriierungsflüge

31 Rückholflüge hat das EDA im Rahmen seiner Rückholstrategie bislang organisiert: je acht aus Afrika, Asien und Lateinamerika, dazu fünf aus Europa und zwei aus Ozeanien. Nach aktuellem Planungsstand sind nur noch zwei weitere Rückholflüge geplant: Ein Edelweiss-Flug von Quito (Ecuador) über Buenos Aires (Argentinien) wird am 19. April in Zürich erwartet, und ein Swiss-Flug von Kolkata und via Kochi (beide in Indien) wird am 25. April in Zürich landen. Danach sieht die Rückholstrategie des EDA vor, Plätze in Sonderflügen anderer Staaten zu vermitteln.

Swiss kann Löhne nicht länger aufstocken

9500 Swiss-Mitarbeiter sind während drei Monaten in Kurzarbeit und profitieren davon, dass der Arbeitgeber die Kurzarbeitslöhne so aufstockt, dass keine Lohneinbussen entstehen. Gemäss einer Videobotschaft von CEO Thomas Klühr an die Belegschaft, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt, sei die Liquidität der Swiss aber nicht endlos. Ab Juni werde gemäss Klühr die Airline nicht mehr in der Lage sein, die Kurzarbeitslöhne aufzustocken. «Das sich die Corona-Krise weltweit länger hinzieht als zu Beginn angenommen, werden wir die Kurzarbeit für unsere gesamte Belegschaft sicherlich verlängern müssen», wird ein Sprecher zitiert. «Nach unserer Einschätzung wird es Monate dauen, bis die globalen Reisebeschränkungen vollständig aufgehoben sind, und Jahre, bis die weltweite Nachfrage nach Flugreisen wieder dem Vorkrisenniveau entspricht.»

Flughafen Zürich: Keine Dividende

Der Verwaltungsrat der Flughafen Zürich AG beantragt der Generalversammlung, im Jahr 2020 auf die Ausschüttung von Dividenden zu verzichten, also weder die geplante ordentliche Dividende von 3.90 Franken pro Aktie noch die angekündigte Zusatzdividende von 3.20 Franken pro Aktie auszurichten. Die ordentliche Generalversammlung 2020 wird am 11. Juni 2020 durchgeführt. Trotz erheblicher Einbussen und masiven Ertragseinbussen geht die Flughafen Zürich AG gemäss aktuellem Stand davon aus, dass sie keinen Überbrückungskredit des Bundes beantragen muss.

People's verschiebt Start auf 2. Juni

Die People’s Air Group sieht sich gezwungen, aufgrund anhaltender internationaler Reiseeinschränkungen den Linienbetrieb der Strecke Altenrhein-Wien bis zum 2. Juni 2020 auszusetzen. Trotz ersten Lockerungen der behördlichen COVID-Verordnungen müsse weiterhin davon ausgegangen werden, dass die Reiseeinschränkungen, insbesondere im deutschsprachigen Raum, noch länger andauern werden. Die bis zuletzt vorgesehene Betriebsaufnahme per 1. Mai 2020 werde daher um einen weiteren Monat auf den 2. Juni 2020 verschoben. Die Spezialregelungen für Umbuchungen oder Stornierungen bleiben weiterhin unverändert. Gäste, die einen Flug in eine Feriendestination gebucht haben, werden von ihrem Reiseveranstalter/Reisebüro kontaktiert, sobald es gesicherte Informationen zu ihrem Reisetermin gibt.

Nur noch 16 Flugbewegungen an einem Tag

Wie uns Hans-Peter Lehmann schreibt, der langjährige «Mr. Spezialreisen» von Imholz Reisen und heutige Tourguide am Flughafen Zürich, seien die aktuellen Flugfrequenzen am Flughafen Zürich vergleichbar mit jenen der 50er-Jahre. Gemäss Lehmann erfolgten am Donnerstag 16 Flugbewegungen – 8 Landungen, 8 Abflüge. An einem durchschnittlichen April-Tag im letzten Jahr erfolgten im Vergleich dazu 780 Flugbewegungen – 390 Landungen, 390 Starts. Und an rund 60 Tagen im letzten Jahr sind am Flughafen Zürich über 100'000 Passagiere angekommen, abgereist oder umgestiegen.

LiveCom-Branche am Boden

Für hunderte von Firmen der LiveCom-Branche sind diese neusten Bestimmungen des Bundesrats niederschmetternd bis tödlich. Darum formuliert der Verband EXPO EVENT Swiss LiveCom Association im Namen seiner Mitglieder und sämtlicher betroffenen Firmen und Branchen einen neuerlichen Forderungskatalog an die Behörden. «Unsere Branche, im Speziellen Veranstalter von Grossanlässen, Sportevents, Festivals und Messen waren die ersten und werden die letzten sein, welche von den Corona-Krise betroffen sind», so Eugen Brunner – Präsident der Swiss LiveCom Association. «Die Folgen daraus sind so mannigfaltig wie erschreckend, weil die sehr lange Wertschöpfungskette in ihre Einzelteile zerrissen wird». Zahlreiche Messen, Konferenzen oder Tagungen würden nicht nur in diesem Corona-Jahr, sondern auch in Folgejahren gar nicht mehr stattfinden können.

Das sind die Forderungen von EXPO EVENT:

  • Eine baldige und stufenweise Aufhebung des Veranstaltungsverbotes.
  • Eine differenzierte Betrachtungsweise von «Veranstaltungen». Denn Messen, Kongresse und Tagungen sind keine Spassveranstaltungen, sondern integraler Bestandteil unseres Wirtschaftssystems.
  • Eine zusätzlich differenzierte Handhabung der Besucherzahlen für Veranstaltungen.
  • Konsequenter und regelmässiger Miteinbezug in die Planung dieser stufenweisen Aufhebung.

MICE-Access ist pleite

Der deutsche Anbieter MICE Access muss die Segel streichen. Wie CEO Sven Bergerhausen mitteilt, habe die Coronakrise zur Zahlungsunfähigkeit der MICE access GmbH geführt. Infolge davon hat die Geschäftsführung am Donnerstag einen Antrag auf die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beim Amtsgericht in Norderstedt gestellt. Vor 13 Jahren wurde MICE Access gegründet, nun fordert die Coronakrise ein erstes Opfer in der MICE-Branche. «Die Ausgangsbeschränkungen, Verbote von Veranstaltungen, Reisewarnungen und alle weiteren Konsequenzen der schnellen Ausbreitung des Coronavirus haben dafür gesorgt, dass nahezu jede Veranstaltung seit März 2020 kurzfristig storniert oder umgebucht wurde. Die wenigen Veranstaltungen, welche stattgefunden haben, haben mit deutlich weniger Teilnehmern stattgefunden», erklärt Bergerhausen. «Hinzu kommt die Tatsache, dass unsere Hotel- und Location-Partner durch die Corona-Krise selbst in Existenznot geraten sind. Die Not der Leistungsträger ist offensichtlich so gross, dass diese unsere offenen Forderungen gar nicht mehr oder nur noch stark verspätet begleichen.»

Hapag-Lloyd-Flotte kehrt zurück

Die Flotte des Hamburger Kreuzfahrtunternehmens Hapag-Lloyd Cruises, die sonst auf den Weltmeeren unterwegs ist, kehrt in heimische Gewässer zurück. Den Auftakt macht das Expeditionsschiff HANSEATIC nature, das voraussichtlich am 20. April in Hamburg erwartet wird. Auch das Schwesterschiff HANSEATIC inspiration sowie die beiden Luxusschiffe EUROPA und EUROPA 2 kehren nun nach Hamburg zurück. Alle drei sollen am 2. Mai in den Hafen einlaufen und dort vorerst liegen bis sie wieder ihren Fahrplan aufnehmen können. Die BREMEN verbleibt weiterhin vor Auckland/Neuseeland. Auch wenn die Gäste auf den Schiffen fehlen, steht das Leben an Bord nicht still: Die noch verbleibende Crew an Bord ist weiterhin eifrig. So finden nach wie vor Meetings statt. Hinzu kommen Seewachen oder Inspektionsrunden an Bord. Sofern möglich und erforderlich werden Wartungs- und Reparaturarbeiten durchgeführt.

Kreuzfahrt-Exodus aus Alaska

Eigentlich wurde eine Rekord-Kreuzfahrtsaison in Alaska erwartet, mit 1,4 Millionen Passagieren auf 43 Schiffen. Inzwischen haben aber Princess Cruises und Holland America Line (HAL), zwei gewichtige Player in Sachen Alaska-Cruises, praktisch sämtliche Kreuzfahrten in den Gewässern des grössten US-Bundesstaats mitsamt den Landgängen storniert - im Falle von HAL wird es erstmals seit 70 Jahren keine Alaska-Kreuzfahrten geben. Ob andere nachziehen, ist noch unklar, aber nicht unwahrscheinlich. Für Sarah Leonard (CEO Alaska Travel Industry Association) sind die Entscheidungen der Kreuzfahrtgesellschaften ein (weiterer) herber Schlag. Alaska bezieht einen Grossteil seiner Besucher und damit auch der touristischen Einnahmen aus Shopping und Abgaben aus der Kreuzfahrtbranche. Dass Alaska so schwer betroffen wird, hat unter anderem mit kanadischen Regulierungen sowie mit der relativ kurzen Sommersaison zu tun, von welcher gemäss aktuellem Planungsstand ohnehin schon 50 Prozent verloren waren. Was dies konkret für Alaskas Tourismus bedeutet, bleibt abzuwarten. Alaska ist übrigens als Featured Destination am Schweizer Visit USA Seminar 2021 vorgesehen...  

(JCR/GWA)