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Die italienische Regierung hat mittlerweile ganz Italien abgeriegelt, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. So auch die Hauptstadt Rom. Bild: Christopher Czermak

Railtour annulliert bis zum 3. April alle Italien-Reisen

Italien ist mit einer nie dagewesenen Situation konfrontiert: Die komplette Abschottung des Landes ist die bislang extremste Coronavirus-Bekämpfungs-Massnahme weltweit. Bei der Umsetzung sind zahlreiche Fragen im Raum, derweil die touristische Nachfrage einbricht. Wir schauen, was bei Marktplayern läuft.

Gestern Abend (9. März) verkündete der italienische Premierminister Giuseppe Conte, dass neu nicht mehr nur die Lombardei und 11 Provinzen, sondern das ganze Land abgeriegelt wird. Eine Massnahme, um die weitere Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Rund 60 Millionen Menschen in unserem Nachbarland sind von der Abriegelung betroffen. Das öffentliche Leben steht mehr oder weniger bis 2. April still.

Dennoch bleiben die internationalen Flug- und Zugverbindungen bislang bestehen und auch am öffentlichen Nahverkehr soll sich nichts ändern. Die Regelung für die Lombardei wird nun auf das ganze Land ausgedehnt, sprich: Ein- und Ausreisen darf man nur unter wichtigen Gründen - beispielsweise aus arbeitstechnischen oder gesundheitlichen Gründen, oder wer zu seinem Wohnort zurück will. Dazu müssen Personen an Kontrollpunkten eine Selbsterklärung vorlegen. Dies soll nun auch für alle anderen Regionen gelten. Wer sich nicht an die Regeln hält, riskiert eine Busse in Höhe von 200 Euro.

Touristen konnten bislang problemlos aus den Sperrzonen im Norden ausreisen, doch viele (nicht alle!) Airlines haben ihre Flüge in das Gebiet gestrichen. Aktuell dürfte auf breiter Front das Italien-Flugprogramm neu aufgestellt werden; es lohnt sich daher, frühzeitig zu checken, ob bereits gebuchte Flüge überhaupt noch durchgeführt werden.

Auch auf dem Landweg wird's schwieriger: An den Landesgrenzen sollen ab sofort Einreisende nach Italien getestet werden. Auch innerhalb des Landes kommt es zu Stichproben. Der Entscheid von Rom könnte damit zusammenhängen, dass viele Italiener in den weniger betroffenen Süden gereist sind und die Menschen sich nicht an die Vorgaben der Regierung hielten, nicht mehr auszugehen und so weitere Ansteckungen förderten. Travelnews hat sich bei verschiedenen Leistungsträgern umgehört, wie diese Entscheidung den Tourismus in Italien beeinflusst.

Veranstalter

Von Railtour-Direktor Werner Schindler haben wir Folgendes erfahren: «Railtour hat proaktiv und in Zusammenarbeit mit den Reisebüros sämtliche Italien-Buchungen bis zum 3. April annulliert, ohne Kostenfolge für die Kunden.» Dies sei transparenter und verursache auch bei den Buchungsstellen weniger Aufwand. Annulliert wurden allerdings nur Pauschalreisen; wer beispielsweise ein Nur-Hotel-Arrangement gebucht hat, dem versuche Railtour zu helfen, aber ohne Gewähr.

Schindler hält fest, dass sämtliche Italien-Angebote im Sommer oder Herbst normal buchbar seien und dafür auch noch Buchungen hereinkommen. An den Preisen wird dort auch nichts geändert, «das wäre nicht opportun». Obwohl die Annullierung der März-Reisen schmerzhaft ist, sei dies verkraftbar: Die Hauptsaison für Städtereisen in Italien ist im April/Mai und dieses Jahr fällt auch Ostern erst auf Mitte April. Schindler hofft nun darauf, dass Italien die Situation mittels dieser Massnahme rasch in den Griff bekommt und sich die Situation in den kommenden Wochen generell beruhigt.

Weitere Anfragen bei spezialisierten Veranstaltern sowie beim Italienischen Fremdenverkehrsamt blieben vorerst noch unbeantwortet, was in dieser Situation allerdings verständlich ist. Wir bleiben dran.

Kreuzfahrt

AIDA Cruises verfolgt aktuell mit wenigen Ausnahmen die geplanten Routen im Mittelmeer mit ihren Schiffen. Dennoch ist man auf Änderungen vorbereitet: «Die Entwicklung in Italien und unsere geplanten Anläufe in italienischen Häfen beobachten wir sorgfältig und bereiten vorsorglich alternative Fahrpläne vor», erklärt AIDA-Sprecherin Rebecca Amstutz gegenüber Travelnews und ergänzt: «Wir beobachten sehr aufmerksam die Ausbreitung des Coronavirus. Daraus resultierend verschärfen Destinationen weltweit ihre Einreisebestimmungen. Dies erfolgt teilweise sehr kurzfristig, und führt in Einzelfällen dazu, dass Kreuzfahrtschiffe nicht mehr in den jeweiligen Häfen anlegen dürfen. AIDA Cruises hat keinen Einfluss auf die behördlichen Entscheidungen und kann diese nicht umgehen.» Sowohl Gäste als auch Vertriebspartner würden bei allfälligen Änderungen umgehend informiert.

Darüber hinaus dürfen keine Besatzungsmitglieder und Gäste an Bord der AIDA Schiffe gehen, die sich in den vergangenen 14 Tage in einer der italienischen Regionen Trentino-Südtirol, Emilia-Romagna, Lombardei, in der Stadt Vò Euganeo (Padua) oder in der Region Venetien sowie in den Ländern China, Hongkong, Macau, Taiwan, Südkorea und dem Iran aufgehalten haben (inkl. Flughafentransit), Kontakt zu Personen hatten, die sich kürzlich dort aufgehalten haben, unter Quarantäne standen und/oder vor diesem Hintergrund aus gesundheitlichen Gründen vom Dienst freigestellt waren oder Kontakt zu Personen hatten, bei denen der Coronavirus vermutet bzw. bestätigt wurde. In diesen Fällen sind Passagiere angehalten, AIDACrises unter der Rufnummer +49 (0) 381/ 20270722 zu Umbuchungsmöglichkeiten zu kontaktieren. Die Vorsichtsmassnahmen gelten vorerst und vorbehaltlich weiterer Änderungen für alle Abfahrten bis einschliesslich 30. April 2020.

Die italienische Reederei Costa Crociere hat zurzeit nur ein Schiff, die Costa Smeralda, im Mittelmeer stationiert. Diese steuert die Häfen Savona (Italien), Marseille (Frankreich), Barcelona (Spanien), Palma de Mallorca (Spanien) und Civitavecchia / Rom (Italien) und La Spezia (Italien) an. «Die Costa Smeralda ist nicht von Routenänderungen betroffen. Wir beobachten die Situation sehr genau und planen bei Bedarf Routenänderungen», bestätigt Costa Crociere auf Anfrage von Travelnews.ch.

Zugreisen

Wie SBB-Chef Andreas Meyer an der heutigen Bilanzmedienkonferenz mitteilt, reist zurzeit fast niemand mehr nach Italien: «Die Nachfrage nach Italienreisen ist um 90 Prozent eingebrochen». Das hat enorme finanzielle Auswirkungen. Pro Tag kostet das eine halbe Millionen Schweizer Franken.

Alle Skigebiete geschlossen

Mit der Entscheidung, dass nun ganz Italien zur Sperrzone erklärt wird, werden alle Skianlagen im Land ab heute (10. März) geschlossen. Diese Entscheidung haben die italienischen Behörden gemeinsam mit dem Zivilschutz beschlossen, wie Regionenminister Francesco Boccia mitteilte. Im Südtirol und in der Lombardei war die Wintersaison schon seit längerem für beendet erklärt worden. Die Schliessung dauert bis mindestens 3. April. Gastgewerbe und Bergbahnen stimmten dem vorzeitigen Saisonende zu, wie der Hoteliers- und Gastwirteverband in einer Meldung mitteilte und plädiert auf Kulanz: «Unseren Betrieben empfehlen wir, sich zu bemühen, den Gästen im Rahmen der Möglichkeiten Ausweichtermine anzubieten. Und bei Stornierungen möglichst kulant entgegenzukommen».

(JCR/NWI)