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Keine Menschenseele befindet sich zurzeit auf dem Gelände der Messe Berlin. Bild: TN

«Das Taxigeschäft leidet massiv ohne die Messe»

Nina Wild

Die ITB Berlin ist aufgrund des Coronavirus zwar abgesagt. Travelnews hat sich dennoch auf den Weg gemacht in die deutsche Hauptstadt – unsere Reporterin hat sich bei Restaurants, Hotels und Taxifahrern über die Auswirkungen umgehört.

Bereits auf dem normalerweise gut gebuchten 7-Uhr-fünfzehn-Fug der Swiss von Zürich nach Berlin macht sich bemerkbar, dass die ITB nicht stattfindet. Er ist weniger als halbvoll. Diese Tage ist nichts los im Berliner Stadtteil Charlottenburg. Und auch nicht in den anderen Bezirken von Berlin. Wo sich normalerweise anfangs März tausende Touristiker und zehntausende Reisebegeisterte in der Metropole tummeln, herrscht derzeit tote Hose. Das Messegelände ist praktisch leer, lediglich ein Lastwagen verlässt ab und zu das abgesperrte Gebiet oder ein Securitas schaut, dass sich niemand in eine der zahlreichen Hallen verirrt.

Von einem Grossanlass wie der ITB Berlin – die Messe gilt als weltweit grösste im Tourismusgeschäft – profitieren diverse Akteure: Hotels, Taxiunternehmen, Restaurants, die Messe-Organisation selbst und schliesslich auch der Staat, weil durch die Einnahmen wieder Steuergelder generiert werden. Doch wie gehen all diese Nutzniesser mit der plötzlichen Messe-Absage um?

Bereits Anfang Woche hat Travelnews fünf Hotels in der Nähe des Messegeländes der ITB kontaktiert und um ein persönliches Gespräch gebeten. Doch es scheint als ginge derweil alles drunter und drüber, so antwortet uns eines der Hotels: «Leider haben wir dieser Tage aufgrund der aktuellen Herausforderungen zur Stornierung der ITB 2020 keine Zeit, um kurze Gespräche ausserhalb der Reihe zu führen.» Ein anderes vermeldet «zurzeit können wir ihnen leider keinen Gesprächspartner anbieten». Auch andere Hotels dürften vermutlich mit Stornierungen überhäuft sein.

Wenig Arbeit für Taxifahrer

Die Zeit während der Taxifahrt vom Flughafen Berlin Tegel zum Hotel bietet sich an, um mit dem Fahrer ins Gespräch zu kommen. Der Mann ist überzeugt, dass nicht die Absage der ITB per se verantwortlich für die geringere Nachfrage ist, sondern dass der Tourismus in der Hauptstadt seitdem der Coronavirus in Europa ausgebrochen ist, ohnehin zurückgegangen sei. «Zuvor hatte ich bis 9 Uhr morgens schon zwischen vier bis fünf Fahrten nach Tegel, im Moment ist es höchstens eine». Obwohl er finanzielle Einbussen durch die aktuelle Situation hat, versteht er die verschiedenen Massnahmen der Behörden, wie beispielsweise die Absage der ITB: «Die Gesundheit ist wichtiger als so eine Messe, finden Sie nicht?» Ein anderer Taxifahrer versteht zwar, dass die weitere Ausbreitung des Virus nur mit solchen Massnahmen verhindert werden kann, gibt aber zu bedenken: «Das Taxigeschäft leidet massiv mit, wenn jetzt alle Messen abgesagt werden».

Ebenfalls betroffen zeigen sich die Restaurants rund um das Messegelände. So sagt eine Servicekraft von einem Steakhouse: «Wäre die ITB nicht abgesagt, wäre unser Lokal jetzt rappelvoll». Derweil macht sich die Dame aber nicht allzu grosse Sorgen «nur keine Panik, wir werden nicht alle sterben». Dass mehr Gäste in ihrem Restaurant wären, bestätigt mir auch die Mitarbeiter eines vietnamesischen Lokals in der Nähe der Messe Berlin.

Was sonst noch in Berlin passiert

Lokale Medien berichten von einem Konflikt im Zusammenhang mit dem Coronavirus zwischen Mitarbeitenden von Duty-Free-Shops am Flughafen Berlin-Tegel und dem Arbeitgeber. Demnach hatte der Arbeitgeber seinen 250 Mitarbeitern gedroht, sie nach Hause zu schicken, wenn diese Mundschutz und Handschuhe tragen, um sich vor dem ansteckenden Virus zu schützen. Der Betriebsrat des Unternehmens zog deshalb vor das Arbeitsgericht in Berlin. Die Verhandlung fand am Mittwoch (4. März) statt und war bereits nach 15 Minuten zu Ende. Der Arbeitgeber hatte in letzter Minute nachgegeben. Die Mitarbeitenden ist es ab sofort erlaubt, die Schutzkleidung zu tragen.

Mittlerweile sind in der Hauptstadt neun bestätigte Fälle von Coronavirus-Infizierten bekannt. Die Berliner Verkehrsbetriebe sehen es nicht als notwendig, den öffentlichen Nahverkehr einzuschränken oder spezielle Massnahmen zu ergreifen. Man appelliere an jeden einzelnen, verantwortungsbewusst mit der Situation umzugehen. Flixbus nutzt die aktuelle Situation um Innovationen voranzutreiben. Die Fernstreckenbusse kommen weiterhin am Ominibusbahnhof im Stadtteil Charlottenburg an – auch jene, die aus dem Risikogebiet Mailand kommen. Jedoch tüftelt Flixbus gerade an einem System mit digitalen Aussteigekarten, ähnlich wie sie im Flugverkehr vorgeschrieben sind, wie «rbb24» berichtet. Die Daten der Busreisenden aus den gefährdeten Regionen werden bei der Buchung digital erfasst und den Behörden zur Verfügung gestellt. Bei einzelnen Mailand-Fahrten kam die Neuerung bereits in den Einsatz.