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Die Behörden von Venedig tracken mobile Daten von Besuchern, um besser über Besucherströme im Bild zu sein. Bild: Ozgu Ozden/Burano

Venedig registriert jetzt Deine Bewegungen

Pünktlich zum Karneval wurde ein System zur Besucherzählung eingerichtet, um allfällige Flaschenhälse bei Besucherströmen verhindern zu können. Im Kampf gegen Overtourism werden dabei auch Mobiltelefondaten angezapft.

Venedig verzeichnet jährlich rund 25 Millionen Besucher. Die Serenissima gehört damit zu jenen Städten, welche sich am stärksten mit dem Problem des Overtourism auseinandersetzen müssen. Und obwohl wegen «Aqua Alta» und ebendiesem Overtourism die Nachfrage zuletzt etwas gelitten haben soll, ist Venedig weiterhin klar ein Massenziel - erst recht während des berühmten Karnevals, der dieses Jahr vom 8.-25. Februar dauert und bis zu 100'000 Besucher pro Tag in die Lagunenstadt lockt.

Doch dieses Jahr testen die venezianischen Behörden während dem Karneval ein Besucherzählsystem. Dieses soll die Besucherströme in der Stadt messen und damit Prognosen ermöglichen, dank welcher Besucherströme rechtzeitig gelenkt werden können, damit es nicht zu Engpässen kommt. Klassische «Crowd Control» also, mit moderner Überwachungs-Technologie, welche auch auf Wifi setzt. Wie funktioniert dies?

Konkret sind 34 Kameras in der ganzen Stadt installiert, jeweils an stark von Fussgängern frequentierten Passagen. Diese «zählen» die Anzahl Personen und können dabei auch zwischen Erwachsenen und Kindern unterscheiden (allerdings nur anhand der Grösse), ohne eine Gesichtserkennungs-Software zu nutzen; gemessen wird auch die Fortbewegungsgeschwindigkeit. Zum System gehören überdies Sensoren, welche Mobilfunkdaten abfangen und damit Informationen darüber geben, wie lange die Gäste bleiben, wie oft sie schon da waren und wie sie sich in der Stadt bewegen. Dabei werde die Privatsphäre der Besucher jederzeit respektiert, betonte Tourismus-Assessorin Paola Mar bei der Präsentation des Systems: «Wir kennen die Identität der Personen nicht.»

Die Daten von Kameras, Wifi und Sensoren werden alle 0.25 Sekunden an einen «Smart Control Room» gesendet, wo die Personendichte ausgewertet wird und entsprechende Massnahmen schnell eingeleitet werden können, etwa Verkehrsumleitungen oder Zugangssperren.

Venedig fungiert hierbei als Labor und laut Paola Mar schauen sich ähnlich von Overtourism geplagte Städte wie Florenz, Barcelona, Paris oder Amsterdam genau an, was dieser Tage in Venedig getestet wird. Die Städte tauschen sich in Sachen «Best Practice» zum Overtourism-Problem unweigerlich aus. Venedig hatte diesbezüglich bereits Schlagzeilen gemacht, indem die Anzahl Kreuzfahrtschiffe beschränkt und eine Zutrittsgebühr ab Juli 2020 eingeführt wurde.

(JCR)