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Sie präsentierten Montenegro in Zürich (v.l.): Andri Stanović (Fremdenverkehrsamt Montenegro, Podgorica), Dejan Pižurica (Deputy Commercial Director, Montenegro Airlines), Damir Grbović (Botschafter von Montenegro in der Schweiz), Tijana Ljiljanić (Counsellor, Botschaft von Montenegro, Bern) und Živko Banjević (CEO, Montenegro Airlines). Bild: JCR

Montenegro will noch mehr Schweizer anlocken

Jean-Claude Raemy

Das kleine Land an der Adria verzeichnet aktuell einen grossen Besucherzuwachs. Eine grosse Delegation weilte am 13. Februar in Zürich, um Infos zum Land, zur Nationalairline und zu wichtigen touristischen Akteuren zu vermitteln - und stiess dabei auf grosse Resonanz.

Montenegro ist mit 13'812 Quadratkilometern Fläche zwar rund drei Mal kleiner als die Schweiz und hat mit 625'000 Einwohnern auch 12 Mal weniger Einwohner. Das kleine Land an der Adria erfreut sich aber seit einiger Zeit einer deutlich steigenden Nachfrage - gerade auch aus der Schweiz. So nahm laut der Nationalen Tourismusorganisation von Montenegro die Anzahl der Besucher aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in den vergangenen Jahren sprunghaft zu – von 49'284 im Jahr 2015 zu 113'420 allein in den ersten drei Quartalen von 2019. Und doch ist man sich in Montenegro bewusst, dass zuletzt wenig getan wurde für die Promotion des Landes sowie der immerhin seit bereits 20 Jahren bestehenden Nonstopflüge von Montenegro Airlines von Zürich in die montenegrinische Hauptstadt Podgorica.

Aus diesem Grund reiste am 13. Februar eine grosse Delegation nach Zürich und stellte sich im Hotel Glockenhof vor - darunter der Botschafter Montenegros in der Schweiz, der CEO und weitere Vertreter von Montenegro Airlines, Vertreter des Fremdenverkehrsamts von Montenegro sowie Vertreter lokaler Hotels und DMCs. Am Mittag trafen diese auf Vertreter von Medien und diversen Reiseveranstaltern (wir haben etwa Vertreter von Meersicht, Kuoni und Hotelplan gesichtet) sowie am Abend von Reisebüros. Insgesamt leisteten etwa 40 Branchenprofis der Einladung Folge, wie Heinz Wirthlin von TAL Aviation, dem General Sales Promotion Agent von Montenegro Airlines, festhält. Das zeugt vom vorhandenen Interesse der Schweizer am attraktiven Kleinstaat.

Die Saison wird ausgeweitet

In seiner Präsentation hielt denn Živko Banjević (CEO Montenegro Airlines) auch fest, dass die Schweiz ein wichtiger Markt für seine Airline sei: Im letzten Jahr wurden rund 28'000 Passagiere aus der Schweiz verzeichnet. Insgesamt registrierte Montenegro Airlines die Rekordzahl von 657'276 Passagieren; der Quellmarkt Schweiz macht demnach etwas weniger als 5 Prozent des Gesamtvolumens von Montenegro Airlines aus. Bemerkenswert ist auch, dass Zürich wie erwähnt seit über 20 Jahren angeflogen wird: Montenegro Airlines wurde 1994 gegründet - feierte also letztes Jahr das 25-jährige Bestehen - und nahm 1997 die ersten Flüge auf, nach Bari. Bis heute sind 9,6 Millionen Passagiere mit Montenegro Airlines geflogen, also mehr als das 15-fache der montenegrinischen Bevölkerung.

Heute fliegt Montenegro Airlines (IATA-Code YM) im Winter 3x/Woche nach Zürich, in der Zwischensaison 4x/Woche und im Sommer 6x/Woche (täglich ausser Dienstag). Die Flugzeit nach Podgorica beträgt rund 1 Stunde 45 Minuten; geflogen wird mit einer Embraer E195-E1 mit 116 Sitzen. Drei davon sind in der Flotte, wobei ab April 2020 eine vierte dazustösst und noch eine weitere die aktuell noch in der Flotte stehende letzte Fokker 100 demnächst ersetzen wird. Um die Sommerkapazität zu erhöhen, wurden überdies in den letzten beiden Sommern noch zwei B737 per Wetlease eingesetzt.

«Die Saisonalität ist ein Problem», analysiert Banjević; im Sommer übersteigt die Nachfrage quasi das Angebot, im Winter ist kaum etwas los. Immerhin seien die Auslastungen in der Nebensaison konstant am wachsen. Die eigentliche Saison werde nun auf April bis Oktober ausgeweitet, wobei vor allem der Herbst als «goldene Zeit» für einen Besuch Montenegros angegeben wird. Um die Nachfrage auch ausserhalb des Sommers anzukurbeln, wurde nun eine spezielle «Family Fare» eingeführt, welche in der Nebensaison (also ausserhalb des Zeitraums zwischen 15. Juni und 31. August) einen fixen Erwachsenenpreis von 189 Franken und einen fixen Kinderpreis von 114 Franken vorsieht. «Wir versuchen damit, mehr Familien anzuziehen, aber auch generell den nicht-ethnischen, also touristischen Markt zu fördern», hält der stellvertretende Verkaufschef Dejan Pizurica fest.

Wert legen die Vertreter von Montenegro Airlines überdies auf die Tatsache, dass die in Staatsbesitz befindliche Airline einerseits finanziell sehr stabil sei und andererseits auch extrem zuverlässig - «2019 wurden 99,85 Prozent der scheduled flights wie geplant durchgeführt», versichert Banjević. Von total 7192 Flügen war das die grosse Mehrheit; 606 Flüge wurden als Charter und 207 als Codeshare durchgeführt. Die Kapazität nahm damit 2019 um insgesamt 3,5 Prozent zu. Am Heimflughafen Podgorica, wo unter anderem Konkurrenten wie Ryanair oder Air Serbia aktiv sind, kommt Montenegro Airlines damit auf 25 Prozent Marktanteil und ist klar führend. Im letzten Jahr wuchs zudem die Nachfrage auf fast allen Routen (besonders stark auf jenen nach Rom und Ljubljana) und in diesem Jahr werden neu Routen ab Podgorica nach Lissabon und Istanbul aufgelegt.

Canyons, Nationalparks und freundliche Menschen

Aber warum sollte man überhaupt als Tourist nach Montenegro reisen? Diese Frage zu beantworten, machte sich Andri Stanović vom Fremdenverkehrsamt Montenegro in Podgorica zur Aufgabe - in bestem Hochdeutsch, nota bene. Zunächst hielt er fest, dass Montenegro in der Schweiz bislang wenig gemacht habe, sich dies jedoch in diesem Jahr ändern solle - es seien Werbekampagnen geplant.

Montenegro bietet derweil vor allem natürlich Vorzüge. 293 Kilometer Küste, davon 72 Kilometer Strände, viele davon Sandstrände - etwa in Budva oder Ulcinj. Beliebt ist auch die wunderschöne Altstadt von Kotor, das mittlerweile ein beliebtes Anlaufziel von Kreuzfahrtschiffen ist, da sie sich an einer Bucht befindet, welche am einzigen Fjord im Mittelmeer liegt. Oder wie wärs mit einem Ausflug in die Tara-Schlucht, welche faktisch der zweitgrösste Canyon der Welt sei? Darüber hinaus bietet Montenegro auf kleinem Raum nicht weniger als fünf Nationalparks: Den Nationalpark Lovćen nahe der Küste, Biogradska Gora mit seinem heute seltenen europäischen Urwald, der bergige Nationalpark Prokletije nahe der albanischen Grenze, der gebirgige Durmitor mit 18 Gletscherseen oder der Nationalpark Skadarsee, in welchem sich 280 Vogelarten tummeln. Auch für die Luxussparte ist gesorgt, etwa mit der Hotelinsel Sveti Stefan (ein Anantara-Resort) oder mit dem teilweise noch in Entwicklung befindlichen Projekt Luštica Bay nahe Tivat, wo unter anderem neulich das Fünf-Sterne-Deluxe-Hotel The Chedi Luštica Bay (wussten Sie, dass Samih Sawiris auch die montenegrinische Staatsbürgerschaft besitzt?) eröffnet wurde und demnächst der erste Golfplatz Montenegros eröffnet wird.

Gut zu wissen: Für Schweizer Bürger und solche von EU-Staaten ist die Einreise nach Montenegro für bis zu 90 Tage visumsbefreit; die Währung im Land ist übrigens der Euro. Die wilde Schönheit wird ergänzt durch eine hochstehende, vielfältige Kulinarik. Ja sogar Skifahren kann man in Montenegro!

Ein unerwartetes Zusatzvotum gab es dann noch während des Lunches: Der frühere Kurdirektor von St. Moritz, Hans Peter Danuser, anwesend als Freelancer der «Südostschweiz», bat um das Wort und holte dann aus, wie er vor 30 Jahren das damalige Titograd (so hiess Podgorica während der Zeit des jugoslawischen Diktators Tito) lieb gewonnen habe, und nannte als grösste Attraktion von Montenegro etwas, was zuvor gar nicht erwähnt worden war: Die Freundlichkeit und Wärme der montenegrinischen Einwohner. Natürlich erhielt Danuser dann gerade auch von den anwesenden Tourismusvertretern Montenegros dafür viel spontanen Applaus.

Da nun aber Bilder mehr sagen als Worte, anbei noch ein Video, welches die Schönheit Montenegros einfängt: