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Die maledivische Hauptstadt Male aus der Vogelperspektive: Hier liegt offenbar guter Nährboden für radikale Islamisten. Bild: ishan/seefromthesky

IS-Attacke trifft die Malediven

Ein Australier und zwei Chinesen wurden auf der Insel Hulhumale attackiert. Der Messerstecher berief sich auf die Terrororganisation IS und nahm gezielt Touristen ins Visier.

Das sind News, welche die Malediven-Spezialisten gar nicht gerne hören werden: Diese Woche wurden auf den Malediven drei Touristen bei einer Messerattacke angegriffen, ein Australier und zwei Chinesen. Die Attacke ereignete sich auf der Insel Hulhumale, gleich neben der Hauptstadt Male und von dieser per Brücke erreichbar.

Drei Personen wurden in diesem Zusammenhang bereits verhaftet. Eine Gruppe, welche sich der islamistischen Terrororganisation IS (Islamischer Staat) verpflichtet fühlt, nahm die Verantwortung für das Attentat per Online-Videobotschaft auf sich. Drei maskierte Männer beschuldigen die maledivische Regierung, von «Ungläubigen» geführt zu werden, und geben an, spezifisch die für die Malediven lebenswichtige Tourismusindustrie ins Visier zu nehmen und weitere ähnliche Attacken zu planen. Die maledivische Polizei setzt sich aktuell mit dem Video auseinander und versucht alles, um Sicherheit und Stabilität zu garantieren.

Natürlich haben die Malediven grösstes Interesse daran, dass sich solche Vorkommnisse - vergleichbar mit den offenbar zufälligen Messerattacken an Londons Touristenorten - nicht häufen. Touristen sind, zumindest wenn in oder nahe Male, relativ einfache, jedoch strategisch extrem relevante Ziele. Wer den maledivischen Tourismus effektiv trifft, schadet dem ganzen Land und dessen Stabilität.

Bedenklich ist an diesem Vorfall, dass es wohl nicht einfach ein geistig umnachteter Täter ist, sondern dass die Malediven tatsächlich guten Nährboden für Extremismus bieten. Im Land leben 340'000 sunnitische Muslime; rund 1400 dürften sich zur IS bekennen und über 400 sogar in den Nahen Osten zu Rekrutierungscamps gereist sein, was damit eine der höchsten Quoten weltweit darstellt.

Die maledivische Regierung bemüht sich, diese Tendenzen einzudämmen. Die reale Gefahr dürfte allerdings gering sein. Die letzte ähnliche Attacke erfolgte 2007. Darüber hinaus verbringen die meisten Malediven-Besucher ihre Ferien auf abgelegenen, schwer zu erreichenden Inseln, fernab von potenziellen Tätern.

(JCR)