Destinationen
Fehlbetrag von 600'000 Franken kostete Gerhard Walter den Job
Vor drei Monaten verliess Gerhard Walter, der CEO von Engadin St. Moritz Tourismus, die Organisation abrupt. Ausser einigen gegenseitigen Vorwürfen zwischen Verwaltungsrat und CEO blieben die Gründe der Trennung im Dunkeln. Heute wird nun publik: in der Kasse fehlt ein Betrag von 600'000 Franken.
Verwaltungsratspräsident Marcus Gschwend spricht nach langem Schweigen nun von einer «unschönen und ärgerlichen Situation», die Mitte September zur Trennung vom bisherigen CEO geführt hat. Das überraschende Defizit werde nach Rücksprache mit der Revisionsstelle über das Budget 2020 aufgefangen.
Der Fehlbetrag wurde durch die eingeleitete Reorganisation der Geschäftsleitung entdeckt. Noch bis Mitte August waren die monatlichen Finanzreportings zuhanden des Verwaltungsrates von einem positiven Abschluss ausgegangen. Die massive Budgetüberschreitung ist in erster Linie auf mangelnde Führung durch den CEO zurückzuführen, heisst es in der heutigen Mitteilung. Die Abklärungen zeigten überdies, dass Kompetenzen überschritten und Reglemente nicht eingehalten wurden. Strafrechtlich relevantes Verhalten liege nach den bisherigen Erkenntnissen jedoch nicht vor.
Um das Defizit abzubauen, werden die Aufwendungen im Jahr 2020 entsprechend reduziert. Dadurch kann vermieden werden, dass die Aktionäre, also die Gemeinden, frisches Kapital aufbringen müssen, um die ESTM AG zu sanieren. Im Gegenzug bedeutet dies allerdings, dass der finanzielle Handlungsspielraum der Tourismusorganisation im kommenden Jahr eingeschränkt wird und vorgesehene Kampagnen wie z.B. «Sleep & Ski», ein gemeinsames Angebot der Beherberger (Hotellerie, Ferienwohnungsvermieter, Camping) und Bergbahnen, reduziert werden müssen.
Noch offen ist aber weiterhin, wer neuer CEO von Engadin St. Moritz wird. Wie der Verwaltungsrat bekanntgibt, soll der Entscheid bis Ende Januar fallen.