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Viele nordische Städte haben bereits in den vergangenen Jahren signifikant weniger Schneetage im Dezember verzeichnet, mit düsteren Langfristprognosen. Bild: Les Anderson

Die Jagd nach «Weissen Weihnachten» wird sich noch intensivieren

Das Topos der «Weissen Weihnachten» beflügelt die Tourismusindustrie in kältere Gegenden, da es bei uns ja kaum noch verschneite Weihnachtstage gibt. Aber Studien zeigen, dass die auch andernorts bald eine Seltenheit sein wird.

Wer träumt nicht von «Weissen Weihnachten»? Von der Schneepracht, welche am besinnlichen Fest alles in stille Kälte hüllt, die Nächte erhellt, intakte Natur suggeriert? Man muss noch nicht in fortgeschrittenem Alter sein um zu wissen, dass es bei uns heutzutage eher selten Weihnachten unter einer dicken Schneedecke gibt - ausser vielleicht man wohnt in den Bergen. Angesichts der zu erwartenden Wärmewelle der kommenden Tage sieht es auch dieses Jahr wieder düster aus für jene, die sich weisse Weihnachten erhofften, und das ist in den Medien auch bereits wieder ein Thema, obwohl doch Weihnachten ohne Schnee in vielen Teilen Europas längst die Norm und nicht die Ausnahme sind.

Von der Sehnsucht nach dem Topos der «Weissen Weihnacht» profitieren zahlreiche Tourismusgebiete, natürlich vor allem solche in schneesicheren nördlicheren Gebieten. Aber sind diese angesichts der Klimaerwärmung auch wirklich so schneesicher? Eine Studie des Wohnungsvermittlers Nestpick suggeriert anderes. Die Studie ist zwar nicht wirklich auf Universtitätsniveau, gibt aber dennoch nützliche Hinweise. Es wurden nämlich zunächst 40 Städte der nördlichen Hemisphäre genommen und von diesen die Entwicklung der Schneetage im Dezember zwischen 2008 und 2018 verglichen. Obwohl eine so kurze Zeitspanne keinen Hinweis auf eine klimatische Veränderung gibt, fiel auf, dass bei den meisten Städten die Anzahl Schneetage deutlich abgenommen hat. Am stärksten ist dies bei Helsinki der Fall, gefolgt von Hamburg, Oslo, München und Montreal.

Für eine Prognose der Schneetage im Jahr 2050 wurde dann diese Entwicklung mit Prognosen gekreuzt, welche besagen, wie das Klima einer Stadt bis dann sein wird und welchem Klima einer anderen Stadt dies aktuell entspricht (eine ähnliche Studie wie diese, über welche wir auch schon berichtet haben). Das Resultat zeigte, welche Stadt bis 2050 mit der grössten Reduktion an Schneetagen zu rechnen hat. Bei dieser Liste lag Montreal auf Platz 1, gefolgt von Ottawa, Helsinki, St. Petersburg und Kiew. Allerdings muss man hierbei sagen, dass St. Petersburg, Kiew und München unter jenen Städten sind, welche 2050 noch die meisten Dezember-Schneetage verzeichnen dürften.

Aus touristischer Sicht ist es sicher ernüchternd, wenn man sieht, dass für Helsinki, die Hauptstadt des Winterferien-Paradelands Finnland, bis 2050 nur noch gerade zwei Schneetage im Dezember prognostiziert werden. Vielleicht muss man sich darüber dort noch nicht zu viele Gedanken machen, zumal 2050 noch weit weg ist. Klar ist aber, dass es künftig wohl noch schwieriger/teurer wird, um echte «Weisse Weihnachten» zu erleben. Vielleicht sollte man stattdessen einfach mal das Bild der «perfekten Weihnacht» neu denken. Unsere Enkel kennen vielleicht verschneite Weihnachten nur noch von Bildern und werden längst an Weihnachten unter Palmen gewohnt sein...

Das komplette Städteranking zur besagten Studie ist übrigens unter diesem Link ersichtlich.

(JCR)