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Zwei Frauen küssen sich in der Öffentlichkeit: Das ist auch 2020 in weiten Teilen der Welt alles andere als erlaubt. Bild: Kevin Laminto

Wo können LGBTQ-Reisende noch unbesorgt Ferien verbringen?

Ein neues Ranking besagt, wo es am unbeschwertesten ist und wohin besser nicht gereist wird - und wo die Schweiz in diesem Ranking steht (Tipp: An keinem Ende der Skala weit oben).

In wenigen Tagen sind wir im Jahr 2020 angelangt. Kaum zu glauben, aber immer noch ist es für LGBTQ-Menschen (LGBTQ steht für «Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Questioning») nicht möglich, frei dorthin zu reisen, wonach es diese reizt. Und da reden wir nicht von Ausnahmen: Sehr viele Länder bieten keinen adäquaten Schutz für Homosexuelle, und sehr viele Länder kriminalisieren gar homosexuelles Verhalten, ob öffentlich oder privat.

Nun weiss die LGBTQ-Community im Prinzip schon, wohin sie unbesorgt reisen kann - Angebote gibt es zur Genüge. Trotzdem ist es immer wieder interessant, einen Blick auf die Listicles zu werfen, welche die Rechte der Homosexuellen in ein Rating oder, kruder ausgedrückt, einen «Danger Index» zusammenfassen. Das neuste Beispiel stammt von «Asher & Lyric», einer News-Website, welche sicheres Reisen promotet. Dort wurden die 150 Länder mit dem höchsten Touristenaufkommen weltweit nach acht Faktoren bewertet, für welche es sauber aufgelistete Quellen gibt: Positiv bewertet wurden die Legalisierung gleichgeschlechtlicher Ehe, Schutz gegen Diskriminierung (am Arbeitsplatz wie auch im Recht), Kriminalisierung von Hassverbrechen, Adoptionsmöglichkeiten für LGBTQ und Umfragen über «Wie lebenswert ist das Land für LGBTQ-Menschen»; negativ bewertet wurden Verbote von Homosexualität und anti-LGBTQ-Propaganda oder Moralkodexe im Land. Diese Faktoren haben mit Reisen per se nicht direkt zu tun, zeigen aber deutlich auf, wie die Einstellung eines Landes, zumindest im Rahmen der Rechtslage und dem Moralverständnis, gegenüber Homosexuellen ist.

Und das Resultat? Eigentlich wenig überraschend. Die Gay-freundlichsten Länder sind demnach:

  1. Schweden
  2. Kanada
  3. Norwegen
  4. Portugal
  5. Belgien
  6. Grossbritannien
  7. Finnland
  8. Frankreich
  9. Island
  10. Spanien

Und wo ist es am gefährlichsten?

  1. Nigeria
  2. Katar
  3. Yemen
  4. Saudi-Arabien
  5. Tansania
  6. Iran
  7. Sudan
  8. Barbados
  9. Malaysia
  10. Malawi

Tendenziell werden Klischees bestätigt. Muslimische Länder und die grosse Mehrheit der afrikanischen Ländern haben sehr restriktive Gesetzgebungen und stellen das Gros der Top 50, in welches es aber auch Riesenländer wie Russland (Platz 42) und China (Platz 44) schaffen. Die europäischen Länder stellen die vorderen Ränge und Europa ist der einzige Kontinent, in welchem kein Land Homosexualität als illegal erklärt. Südamerika kommt knapp dahinter (lediglich in Guyana wird Homosexualität bestraft) und Amerika als Gesamtkontinent käme nicht schlecht weg, doch sind zahlreiche Karibik-Inseln mit schwulenfeindlichen Gesetzgebungen belegt. Interessantes Detail: 47 von 70 Ländern, welche früher zum British Empire gehörten, haben eine schwulenfeindliche Gesetzgebung.

Und die Schweiz? Liegt auf Rang 107 der gefährlichsten Länder oder, umgekehrt betrachtet, auf Rang 43 der besten Länder, also weit weg von den Top-Plätzen. Die Schweiz wird zwar als guter Ort zum Leben für LGBTQ-Menschen definiert, verliert aber etwa Punkte, weil nur eingetragene Partnerschaft möglich ist. Das braucht uns nicht zu sehr zu sorgen: Zumindest aus Reisesicht gehören wir sicher zu den attraktiven Zielen für die LGBTQ-Community.

Die Gesamtübersicht mit allen Details gibt es unter diesem Link.

(JCR)