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Das halbe Land ist im Streik: Heute geht in Frankreich nicht viel. Bild: Adobe Stock

Rien ne va plus

Jean-Claude Raemy

Frankreich erlebt heute den grössten Streik seit Jahren. Flüge und Bahnen fallen massenhaft aus - die Anbieter von Strassenverkehrsdiensten freuts.

Am gestrigen Mittwochabend (4. Dezember) ist der heutige Generalstreik in Frankreich mit der Einstellung zahlloser Zugverbindungen gestartet. Lokführer, Piloten, Flughafenangestellte, aber auch Lehrer, Polizisten, Anwälte, Studenten, Bauarbeiter - sie alle demonstrieren an der Seite von Gewerkschaften und Oppositionsparteien gegen die Rentenreform des aktuellen französischen Präsidenten Emmanuel Macron. 245 Demonstrationszüge im ganzen Land sind angekündigt; nebst den mittlerweile bekannten «Gilets Jaunes» sind bei den Umzügen auch radikalere Segmente wie der «Schwarze Block» zu erwarten. Laut den Bildungsbehörden sind heute landesweit 55 Prozent aller Lehrer im Streik.

Und wie sieht es bei den Transporten aus? Die Bahnverkehrs-Gewerkschaften bilden so etwas wie die Speerspitze der ganzen Bewegung. Heute Donnerstag fallen laut der französischen Staatsbahn SNCF rund 90 Prozent aller TGV-Verbindungen und 80 Prozent aller TER (Regionalzüge) aus. Im Grossraum Paris wird auch Chaos erwartet, nachdem die ÖV-Gesellschaft RATP die komplette Schliessung von 11 Metrolinien angekündigt hat. Aus Schweizer Sicht raten die SBB generell bis und mit Wochenende von einer Reise mit dem Zug nach Frankreich ab. Da sich die Lage laufend ändert, empfiehlt die SBB dem Reisenden, den Online-Fahrplan zu konsultieren sowie vorgängig die Verbindungen bei der SNCF zu prüfen. Gebuchte Tickets von TGV Lyria zwischen dem 5. und 9. Dezember können laut den SBB kostenlos erstattet oder umgebucht werden.

Natürlich ist auch der Flugverkehr betroffen. Heute fallen bei Swiss beispielsweise bereits die Flüge LX638/LX639 zwischen Zürich und Paris aus; der erste Tagesflug (LX632) wird durchgeführt, allerdings mit massiver Verspätung. Wer später oder in den kommenden Tagen nach Paris reist, tut gut daran, sich auf der entsprechenden Swiss-Website über Durchführung, Annullationen und Erstattungsmodalitäten zu informieren.

Auch der erste Flug von Air France zwischen Zürich und Paris ist massiv verspätet; über Annullationen später am Tag ist derzeit nichts bekannt. In Basel wurde der Air-France-Flug von/nach Paris-Orly heute morgen schon mal annulliert. Wer den Gesamtüberblick haben will, kann sich auf der Website des Flughafens Zürich oder auch des Euroairport Basel über den Stand der Dinge informieren. Im innerfranzösischen Verkehr sind laut Air France übrigens rund 30 Prozent aller Flüge gestrichen.

Gewinner im Strassenverkehr

Nicht alle stören sich wohl am Generalstreik. Ein Blick auf die Strassenverkehrs-Infodienste rund um Paris zeigt, dass dort bislang weniger Staus als sonst üblich verzeichnet werden. Und im «Le Figaro» kommt Nicolas Brusson, Mitgründer des Rideshare- und Fernbusdienstes Blablacar, zu Wort: Ihm zufolge erlebe das Car-Unternehmen in diesen Tagen eine nie dagewesene Nachfrage, mit einer landesweiten Verdoppelung der Passagierzahlen. Uber hat derweil verlauten lassen, dass der übliche Nachfragekoeffizient - also eine Vertreuerung bei hoher Nachfrage - heute in Frankreich ausgesetzt wird.

Und was ist mit den Sehenswürdigkeiten? Der Eiffelturm hat bereits verlauten lassen, dass es zu langen Wartezeiten für den Besuch kommen könnte, weil zu wenige Mitarbeitende der Zugangsdienste verfügbar sind. Auch das Louvre-Museum liess wissen, dass gewisse Räume geschlossen bleiben könnten.

Die Hoteliers beklagen zahlreiche Buchungs-Annullierungen seit Ankündigung des grossen Streiks. Viele Gäste, vor allem Kurzaufenthalter, haben sich ihre Paris-Reise angesichts der zu erwartenden Transportprobleme und Demonstrationen offenbar anders überlegt.

Nun, Streiks sind in Frankreich ja nicht aussergewöhnlich: Wie diese Statistik des Mediendienstes Statista belegt, sind die Franzosen ganz klar Weltmeister im Streiken. Am anderen Ende der Skala... die Schweiz.