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Der in der Schweiz und in Ägypten tätige Tourismusunternehmer Samih Sawiris macht sich Sorgen über die touristische Zukunft Ägyptens. Bild: Andermatt Swissalps

Samih Sawiris mahnt

Dominik Buholzer

Nach dem Arabischen Frühling mieden Touristen das Land der Pharaonen. Inzwischen sind sie zurückgekehrt. Europa dürfte jetzt aber nicht die gleichen Fehler machen wie in der Vergangenheit, warnt Investor Samih Sawiris.

Günstiger wird man wohl nie wieder am Roten Meer Ferien machen können. Nach der Revolution im Frühling 2011, als immer mehr Touristen Ägypten den Rücken kehrten, fielen die Preise ins Bodenlose. Auf dem Höhepunkt der Krise kostete eine Woche Badeferien am Roten Meer noch 15 Euro die Nacht. Und trotzdem blieben die meisten Hotels leer. Ägypten galt als unsicher.

Das Blatt hat sich gewendet. Für 2019 rechnet Ägypten mit 10 Millionen Gästen. Die steigende Nachfrage verspüren auch die Reiseanbieter. Hotelplan Suisse, TUI Suisse, DER Touristik Suisse und FTI, bei welchem Samih Sawiris mit 34 Prozent beteiligt ist, verzeichnen aktuell Wachstumsraten im zweistelligen Prozentbereich. «Im Portfolio unseres Badeferienspezialisten Helvetic Tours ist Ägypten derzeit das fünftbeliebteste Ferienland», heisst es bei DER Touristik. «Ägypten hat insbesondere im vergangenen Winter wieder zu alter Form zurück gefunden», schreibt TUI auf Anfrage.

Die Wende ist hauptsächlich auf die Politik von Präsident Abdel Fattah al-Sisi zurückzuführen, der seit 2014 mit harter Hand das Land regiert und für Stabilität gesorgt hat. So gilt seit zwei Jahren ein landesweiter Ausnahmezustand, vom dem Touristen ausgenommen sind.

Die rigide Politik von Sissi passt nicht allen. In jüngster Zeit kam es deswegen zu kleineren Protesten – sehr zum Leidwesen von Samih Sawiris. Der Investor stört sich in erster Linie über die Art und Weise, wie in den Medien darüber berichtet wird. Aus gutem Grund: Sawiris ist Chef der Orascom-Development-Gruppe, die neben der Schweiz (Andermatt) mit El Gouna und Taba Heights unter anderem auch in Ägypten Resorts betreibt.

Falsches Bild von Ägypten

Sawiris weiss nur zu gut, wie schnell die Berichterstattung über Proteste Ängste bei Europäern schüren und sie dann seinem Heimatland fernbleiben. Anzeichen dazu macht der Investor bereits aus. Die Medienberichte seien tendenziös: «Es scheint, als habe sich in Europa das Bild etabliert, dass Ägypten unsicher ist», moniert er. Dies sei falsch. Überhaupt würden sich die Medien bei der Berichterstattung über die jüngsten Proteste auf falsche Fakten abstützen. «Wenn in Ägypten ein paar hundert Leute auf die Strasse gehen, kann man nicht von eigentlichen Demonstrationen sprechen. Alleine der Grossraum Kairo zählt über 20 Millionen Einwohner», gibt er zu bedenken: «Wäre das Volk unzufrieden, dann gingen locker 20’000 bis 50’000 Bürger auf die Strasse.» Zudem seien die Proteste inszeniert. «Ausländische Fernsehstationen werden im Vorfeld rechtzeitig informiert, damit sie ihre Kameras installieren können. Dann sehen die paar hundert wie eine richtige Demonstration aus», betont er.

Die Proteste sind für Sawiris das Werk der Muslimbrüder, die 2012 mit Mohammed Mursi den Präsidenten stellten, der nach knapp einem Jahr nach Massenprotesten durch einen Militärputsch abgesetzt und inhaftiert wurde. Die Muslimbrüder würden zwar zum Glück vor Gewalt gegen Touristen zurückschrecken, aber ihr Ziel sei ganz klar, das Land zu destabilisieren und wenn die Medien in Europa darauf hereinfallen, sei dies fatal. «Wenn die Touristen wegen solchen Berichten ausbleiben, werden die Armen noch ärmer und die Gefahr steigt, dass sie sich radikalisieren. Genau das aber wollen die Muslimbrüder.» Denn wenn es den Armen im Land besser gehe, würden die Muslimbrüder ihre Chance definitiv schwinden sehen, jemals wieder die Macht ergreifen zu können.

Der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftszweig in Ägypten. Vor dem Arabischen Frühling waren fast zwölf Prozent aller Beschäftigten vom Geschäft mit den Feriengästen abhängig, inzwischen sind es laut World Travel & Tourism Council rund zehn Prozent.

Malt Sawiris nicht zu schwarz? Nein, betont er. «In vergangenen zwei Jahren sind die Buchungen extrem stark gestiegen. Deshalb ist es bislang nicht aufgefallen, dass wegen der jüngsten Berichten über die Proteste die Zahl der europäischen Gäste zurückgegangen ist.»