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Nach Zürich unterstreicht auch Basel die Wichtigkeit eines Sonntagsverkaufs für Touristen. Bild: Swiss-Image / Per Kasch

Immer mehr Schweizer Tourismusstädte hoffen auf Sonntagsverkauf

Einige Tourismusdirektoren liebäugeln mit dem Sonntagsverkauf. Andere Städte kennen solche Ausnahmeregeln für touristische Orte und Läden bereits.

Zürichs Tourismusdirektor Martin Sturzenegger hat sich letzte Woche stark gemacht für einen Sonntagsverkauf. Shopping gehöre heute zum Lifestyle der Touristen. Ein Blick in die Schweiz zeigt: Sonntagsverkäufe gibt es bereits in Schweizer Städten. Etwa in Interlaken BE oder Luzern. Bei Letzteren können Läden sonntags die Tore öffnen, wenn sie einen hohen touristischen Umsatz haben. Dies wurde durch eine Sonderregelung bestimmt.

«Rayon-Überlegungen sind in Diskussion», erklärt Luzern Tourismusdirektor Marcel Perren. Seiner Erfahrung nach werde das Angebot von den Touristen geschätzt. Denn: «Das Shopping-Erlebnis ist für viele Gäste wichtig und wird von Top-Tourismusdestinationen wie Luzern erwartet.»

Eine Sonderregelung für Sonntagsverkauf kennt auch die Stadt Bern. In der unteren Altstadt dürfen Geschäfte sonntags geöffnet haben. Vorausgesetzt, nur die Inhaber und deren Angehörige arbeiten. «Diese Möglichkeit wird jedoch kaum genutzt», sagt Sven Gubler, interimistischer Direktor von Bern City, zu nau.ch. Eine weitere Anpassung ist aber nicht geplant.

Anders sieht die Situation in St. Gallen oder Basel aus. Abgesehen vom einigen Familienbetrieben bleiben dort die Tore geschlossen. Für den Tourismus sei ein Sonntagsverkauf sehr wichtig, sagt Christoph Bosshardt, Marketing-Chef von Basel Tourismus. Doch mit der heutigen Gesetzeslage sei dies fast unmöglich. «Zudem braucht es eine kritische Masse an geöffneten Läden und auch die Gastronomie muss mitspielen, damit die Touristen wirklich profitieren.»

Gewerkschaften stehen bereit

Nach der Ankündigung des Zürcher Tourismusdirektors gingen die Gewerkschaften auf die Barrikaden. Der kantonale Gewerkschaftsbund spricht von einer Kriegserklärung. Und bei der Unia sieht man darin einen Versuch, das Gesetz auszuhebeln. Geht es um die Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten, stellt sich auch das Volk in die Quere. Vergangenen Winter hat sich die Basler Stimmbevölkerung deutlich gegen die Verlängerung der Ladenöffnungszeiten ausgesprochen.

Jürg Stettler, Tourismus-Experte der Hochschule Luzern, hält das Anliegen der Branche für nachvollziehbar. «Shopping ist ein wichtiges Motiv für den Besuch in den Städten.» Und gerade viele City-Trips seien am Wochenende. Doch stellt er klar: «Einige Läden werden vom Sonntagsverkauf profitieren, alle aber kaum.»

Ladenbetreiber sollen darum selber entscheiden können, ob sie am Sonntag geöffnet haben. Stettler hält aber fest, dass nicht nur Touristen am Sonntag einkaufen möchten. «Es ist auch für Einheimische ein Bedürfnis.» Das zeigen etwa Zahlen der Bahnhof-Shops. Denn nirgendwo machen Detailhändler pro Quadratmeter so viel Umsatz wie an den Bahnhöfen.

(nau/TN)