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Nur für Gäste ab 16 Jahren: Das Princess Hotel an der Playa Taurito auf Gran Canaria. Bild: Princess-hotels.com

Bettenengpass: Kanarische Inseln wollen Hotel-Baustopp aufheben

Die Kanarischen Inseln verzeichnen so viele Touristen wie noch nie, aber es dürfen keine neuen Hotels gebaut werden.

Die Nachfrage für Ägypten und Tunesien sei sehr gering, meldete gestern ITS Coop. Neu sei die Zurückhaltung auch bei Buchungen für die Türkei festzustellen. Neben den Ferndestinationen profitieren vor allem Griechenland, Zypern und Spanien von der Verlagerung. Bei ITS Coop Travel verzeichnen diese Reiseziele teilweise einen erheblichen Zuwachs gegenüber Vorjahr.

ITS Coop schreibt weiter, da sich die Nachfrage in anderen westeuropäischen Ländern ähnlich entwickle, könnte es früher oder später zu einem Kapazitätsengpass bei den Hotelzimmern kommen. Spanien, das ohnehin das Lieblingsreiseland der Deutschen und vieler Briten ist, stellt sich auf noch mehr Touristen ein. Wie José Luis Zoreda, der Vorsitzende der spanischen Tourismuslobby Exceltur, gegenüber "welt.de" sagt, wird Spanien dieses Jahr der grosse Trichter sein, der alle Touristen auffängt, die nicht mehr in die Türkei reisen wollen.

Zu den Gewinnern gehören ganz klar auch die Kanarischen Inseln, die ganzjährig Saison haben. Am meisten Umsatz wird bislang in den Wintermonaten generiert, wo milde Temperaturen von 20 bis 22 Grad Celsius für Sommerfeeling sorgen.

Zahlen der spanischen Flughafenbehörde AENA zufolge, kamen im Dezember 2015 rund 1,2 Millionen ausländischer Gäste, so viele wie nie zuvor in einem einzigen Monat. Die kanarische Zeitung "Canarias7" bezeichnet das Jahr 2015 als Rekordjahr mit total 13,3 Millionen Besuchern — 300'000 mehr als im Jahr zuvor. 11,8 Mio. waren ausländische Touristen, der Rest Besucher vom spanischen Festland.

Nur Ausnahmen auf Teneriffa

Der Bettenengpass war bereits im Dezember Realität: Die Hoteliers im Süden von Teneriffa und Gran Canaria waren im Dezember ausgebucht. Der Anschlag am Strand von Sousse in Tunesien hat den Kanaren-Boom verstärkt. So berichtet die spanische Hotelkette Riu, die dem Umsatz nach und mit insgesamt 20 Hotels Marktführer auf den Kanarischen Inseln ist, von einer durchschnittlichen Auslastung im Dezember 2015 von 90-95 Prozent. Auch der Januar sei sehr gut angelaufen.

Auch Tui Suisse, Hotelplan und Kuoni haben ihre Kontingente auf den Kanarischen Inseln erhöht. Allerdings steht nicht unbegrenzt Kapazität zur Verfügung: Seit 15 Jahren gilt auf den Kanarischen Inseln ein Baustopp für neue Hotels und Apartment-Siedlungen. Man möchte damit Massentourismus und Landschaftsverschandelung verhindern. Es dürfen also nur bestehende Anlagen renoviert werden. Die Zahl der Hotelzimmer ist deshalb in den letzten sechs Jahren trotz steigender Nachfrage um rund fünf Prozent auf 419‘000 zurückgegangen. Die Zimmerpreise hingegen steigen. Spaniens Industrie- und Tourismusminister Manuel Soria versucht bereits seit einem Jahr den Baustopp gerichtlich aufheben zu lassen. Bislang erfolglos.

In letzter Zeit wurden zwar einige Ausnahmegenehmigungen erteilt, allerdings nur für wenige Fünf-Sterne-Hotel und allesamt auf Teneriffa. Das findet der Hotelverband FEHT, der für Gran Canaria zuständig ist, nicht fair. Gran Canaria zählt von allen Unterkünften nur 20 Prozent Hotels, der Rest sind Apartments. In Teneriffa herrschen umgekehrte Verhältnisse. Gran Canaria hat in Krisenzeiten viele Apartments an ausländische Rentner verkauft, diese stehen also den Touristen auch nicht mehr zur Verfügung.

Der neue kanarische Ministerpräsident Fernando Clavijo will sich dem Dossier Baustopp annehmen. Neue Anlagen müssten sehr durchdacht und nachhaltig gebaut werden. Auch die Konkurrenz durch Kapverdischen Inseln im Süden, die ein ähnliches Klima haben, dürfe nicht ausser Acht gelassen werden.

Clavijo ist aber auch bewusst, dass das Risiko plötzlich nicht mehr im Trend zu sein, gross ist. So geschehen im Jahr 2007, wo aufgrund der Wirtschaftskrise viele Hotels schliessen mussten. Im Hotelbereich auf Teneriffa fiel die Belegung von 67,8 Prozent im Jahr 2007, auf nur noch knapp 61 Prozent in 2009. Im Jahr 2014 verzeichnete Teneriffa wieder 5,1 Mio. Feriengäste und läutete damit endgültig das Ende der Krise ein. 

(LVE)