Destinationen

Diese Orte werden von Set-Jettern gestürmt
Kennen Sie den Begriff «Set-Jetter»? Damit sind Touristen gemeint, welche vor allem an die Sets, also Filmsets, berühmter Filme oder Serien reisen. Ruhige und relativ unbekannte Orte sind auf diese Weise schon plötzlich zu stark nachgefragten Reisezielen geworden - zum Teil so beliebt, dass man sich gar nicht mehr über die cineastische Gratiswerbung freuen mochte.
Inzwischen geht das Phänomen noch weiter. Orte, die von Musikern als Standort für ein neues Musikvideo ausgewählt wurden, werden ebenso gehyped wie Orte, die ein prominenter Youtuber in Szene gesetzt hat. Was manchmal unverhofft wirtschaftlichen Erfolg bringt, kann aufgrund der extremen Verbreitung in der Populärkultur aber schnell zu einem Overtourism-Problem werden.
Wir stellen sieben Destinationen vor, die über Populärkultur berühmt wurden und mittlerweile unter dem touristischen Erfolg leiden.
Dubrovnik, Kroatien
Bestimmt haben Sie schon einmal von der Fantasy-Serie «Game of Thrones» gehört. Sie gehört zu den erfolgreichsten TV-Produktionen aller Zeiten und Millionen Menschen auf dem ganzen Globus haben die acht Staffeln gespannt mitverfolgt. Ab der zweiten Staffel bildete Dubrovnik, eine Stadt im südlichen Teil Kroatiens, die Hauptstadt der sieben Königreiche, um welche sich in der TV-Serie vieles dreht. Es geht soweit, dass zahlreiche Touren von der Altstadt bis hinauf zur Festung von Lovrijenac sich nur noch um «Game of Thrones» drehen, was bei den Einheimischen, die lieber die kroatische Kultur in den Vordergrund stellen würden, Missgunst auslöst. Und in der Hochsaison ziehen inzwischen täglich etwa 20'000 Touristen durch die historischen Strassen Dubrovniks.

Chernobyl
Die Miniserie «Chernobyl» basiert auf dem Reaktorunglück im Jahr 1986 und feiert grosse Erfolge. Das Sperrgebiet rund um das defekte Atomkraftwerk kann seit einigen Jahren besucht werden. So richtig ins Rollen kamen die Touren aber erst mit der TV-Serie. Die Besucherzahlen belaufen sich schon auf mehrere Hundert pro Tag. Aber nicht nur der eigentliche Katastrophenort wird von Touristen rege besucht. Ein Teil der Serie wurde in der litauischen Hauptstadt Vilnius gedreht und das nahe gelegene, stillgelegte Kernkraftwerk Ignalina diente ebenfalls als Kulisse - an beiden Orten wächst der Tourismus.

Canyon von Fjadrargljufur, Island
Justin Bieber, der Mädchenschwarm schlechthin und einer der erfolgreichsten Musiker aller Zeiten, drehte im Jahr 2015 das Musikvideo zum Song «I’ll Show You» bei den Fjadrargljufur-Wasserfällen auf Island. Was danach passiert ist? Die magische Landschaft wurde regelrecht von Bieber-Fans überrannt, sodass die Sehenswürdigkeit für mehrere Monate geschlossen wurde, um sie vor der Zerstörung zu schützen. Alleine im Jahr 2018 besuchten 300'000 Menschen die Wasserfälle.
Maya Bay auf Ko Phi Phi, Thailand
Der Traumstrand wurde vor allem durch den Hollywoodfilm «The Beach» mit Leonardo di Caprio berühmt. Zu Spitzenzeiten in der Hochsaison reisten täglich bis zu 5000 Touristen an. Der Natur und dem Öko-System tat das gar nicht gut: Korallen wurden zerstört und die Reisenden liessen ihren Abfall unachtsam liegen. Irgendwann reichte es den Behörden und im Jahr 2018 wurde die Bucht für vier Monate geschlossen. Ausserdem dürfen seit der erneuten Öffnung nur noch 2000 Leute täglich im Paradies entspannen.

Skiathos, Griechenland
Die kleine, malerische Insel in Griechenland erlitt einen Tourismus-Boom, als sie gemeinsam mit der Nachbarinsel Skopelos für die Dreharbeiten zum ABBA-Film «Mamma Mia» als Kulisse diente. Vor allem in der Hochsaison zwischen Frühling und Herbst, lockt die Insel jetzt viel mehr Touristen als früher an. Wer zu dieser Zeit einen einsamen Strand sucht, wird nicht fündig werden.

Colmar, Frankreich
«Chinese Restaurant» ist eine der beliebtesten Reality TV-Shows in China – rund 2,5 Milliarden Menschen schauen sich die Serie regelmässig an. Gedreht wurde im «Bistrot des Lavandières» in der Stadt Colmar in Frankreich im Jahr 2018. Der malerische Ort profitiert nun extrem von den chinesischen Gästen: Die Übernachtungszahlen stiegen um über 70 Prozent – Tendenz weiter steigend. Für eine Kleinstadt wie Colmar, die bislang vor allem zur Weihnachtszeit wegen dem Weihnachtsmarkt stark besucht war, kaum zu bewältigen.

Lebua Skybar, Bangkok
Im Jahr 2011 wurde der zweite Teil des Filmes «Hangover» teilweise in der Lebua Skybar in der Millionemetropole Bangkok gedreht. Diese befindet sich im 63. Stock des 5-Sterne-Hotels Lebua State Tower. Unzählige Fans des Hollywood-Streifens stürmen nach Asien um den wunderbaren Ausblick über die Stadt zu geniessen. Sie wird oftmals und völlig zu Recht als «die atemberaubendste Rooftop-Bar» der Welt bezeichnet - lockt dadurch aber auch tausende Touristen an, was das Erlebnis dann wieder etwas schmälert.