Destinationen

500'000 neue Besucher, vorwiegend aus Riesenländern, peilen die Malediven an. Platz dafür ist noch - aber zu welchem Preis? Bild: Jailam Rashad

Die Malediven verdreifachen ihr Tourismusbudget

Um dem Ziel von 2 Millionen internationalen Besuchern per 2022 näherzukommen, wird massiv investiert - allerdings primär in RIC-Ländern und den USA.

Im letzten Jahr verzeichneten die Malediven exakt 1'484'274 internationale Besucher. Eine stolze Zahl für ein Land mit rund 350'000 Einwohnern. Aber nicht genug, wenn es nach den maledivischen Tourismusbehörden geht. Das Ziel lautet, bis spätestens 2022 bereits 2 Millionen Besucher zu verzeichnen. Das würde einer Erhöhung der Touristenankünfte um fast 25 Prozent entsprechen.

Unmöglich ist das nicht. Die Zahl aus dem Vorjahr bedeutete bereits 6,7 Prozent Wachstum gegenüber 2017 und ein neuer Rekord. Aus fast allen Weltregionen - mit Ausnahme des relativ nahe gelegenen Südostasien - wurde Wachstum verzeichnet, natürlich hie und da mit Abstrichen. Die Schweiz ist aktuell laut Statistik weiterhin auf Rang 10 der grössten Quelmmärkte, und angesichts vieler neuer High-End-Hotels im Land auch weiterhin ein wichtiger Markt. Doch die grosse Masse, die es für die Erreichung der Ziele braucht, wird in Massenmärkten generiert.

Die Malediven haben für eine neue, aggressive Destinationsmarketing-Kampagne ihr Promotionsbudget verdreifacht, wie Thoyyib Mohamed (Managing Director, Maldives Marketing and PR Corporation) gegenüber «TTG Asia» bestätigt. Zur Verfügung stehen jetzt rund 7 Millionen Dollar, gegenüber 2,2 Millionen im Schnitt der letzten Jahre. Das meiste davon wird in eine Social-Media-Kampagne in sechs Ländern – USA, Russland, Ukraine, Indien, China und Thailand – investiert. Darüber hinaus wurde mit Singapore Airlines ein grosser Vermarktungsdeal abgeschlossen; mit Emirates, SriLankan und Air Asia sei man hierzu noch in Gesprächen. Ebenso wurde mit der britischen BBC ein Vertrag abgeschlossen.

Offen für weitere Vorschläge

Die Malediven stellen aktuell offenbar ihre gesamte bisherige Vermarktungsstrategie etwas in Frage. Mohamed erklärte, dass die Malediven permanent für neue Ideen offen seien, aber auch für das Aufleben früherer Initiativen. So werden wieder Roadshows in Erwägung gezogen, und zwar auch solche in kleineren Staaten - in den letzten Jahren wurde das Budget fast komplett für die Präsenz bei grossen internationalen Tourismus-Messen weggefressen.

Gute Kunde für die Schweiz? Das wird sich weisen. Denn obwohl offenbar auch kleinere und doch wichtige Märkte wie die Schweiz berücksichtigt werden könnten, wandert in der ersten Phase das Gros des Marketinggeldes in Volumenmärkte wie die USA (welche nur wenig mehr Malediven-Touristen generieren als die Schweiz) und vor allem die RIC-Staaten Russland, Indien, China (Brasilien als BRIC-Staat kommt schon nur geografisch kaum in Frage).

Klar, von den 1196 Inseln sind erst 144 touristisch genutzt. Es hat also durchaus noch Ausbauplatz, zudem werden ja neue Flughäfen eröffnet, um den Hauptflughafen in Male zu entlasten. Aber wo liegen die sinnvollen Limiten für den Tourismus im bevölkerungsarmen, aber weit ausgedehnten Land? Die Zukunft wird es weisen.

(JCR)