Destinationen

Michael Bötschi (l.) und Gastautor Robin Engel von Knecht Reisen vor dem neuen Logo von Destination Canada. Alle Bilder: REN

«Die Buchungssaison für Kanada startet zeitlich immer früher»

Robin Engel

Das diesjährige Rendez-Vous Canada fand in Toronto statt. Die Stadt befindet sich gerade in Ekstase - nicht nur wegen dem gut laufenden Tourismus.

Die internationale Tourismusindustrie traf sich zur alljährlichen Einkaufsmesse «Rendez-Vous Canada» (RVC) dieses Jahr in der grössten kanadischen Stadt, Toronto. In ihrer 43. Ausführung zog die Messe 1900 Teilnehmde an, darunter 580 Anbieter aus Kanada, welche auf 620 Einkäufer aus 29 Ländern trafen. Gleich zum Auftakt enthüllte die Tourismusvermarktungsorganisation Destination Canada ihr neues Logo: Ein herzförmig gestalteter Schriftzug «Canada» mit dem Claim «For Glowing Hearts», welcher die Offenheit und menschliche Wärme Kanadas unterstreichen soll.

«Glühende Herzen» gab es letzte Woche in Toronto sowieso: Das Basketball-Team der Toronto Raptors hat sich erstmals in der Vereinsgeschichte für die NBA-Playoff-Finals qualifiziert und war dabei das erste kanadische Team überhaupt, das es ins Endspiel eines NBA-Playoffs geschafft hat. Die im Rahmen des RVC stattfindende «Ontario Night» wurde deshalb spontan zu einem inoffiziellen Public-Viewing umfunktioniert, wodurch sportbegeisterte Tourismusprofis mitfiebern und letztlich mitfeiern konnten, als die Raptors das erste Spiel gegen die Golden State Warriors aus San Francisco gewannen. Es wäre untertrieben zu sagen, dass sich Toronto gerade in Ekstase befindet.

Natürlich wurde auch gearbeitet, und selbst wenn man hier das Wort Ekstase nicht verwenden sollte, so darf doch gesagt werden, dass die Stimmung am RVC überschwänglich war. Dem kanadischen Tourismus geht es sehr gut; mit 21,1 Millionen internationalen Besuchern konnte Kanada letztes Jahr einen weiteren Rekord verzeichnen. Den Leistungsträgern läuft es rund und alle sind happy. Das ist für Reiseveranstalter allerdings nicht immer nur ebenfalls positiv.

Der Overtourism erreicht Kanada

Die guten Zahlen bei den Leistungsträgern haben leider einmal mehr zu teils sehr grossen Preiserhöhungen geführt. Manche Unterkünfte sind sich bewusst, dass dies bei gleich bleibendem Service bzw. Produkt in naher Zukunft zu einem Problem führen könnte, andere aber wollen davon nichts wissen und machen im gleichen Stil weiter. Dass Kanada immer teurer wird, könnte aber auch den Markt etwas abkühlen, was nicht zwingend schlecht ist: Gewisse Orte könnten diesen Sommer von Touristen «überschwemmt» werden.

Lake Louise beispielsweise reguliert die Besucherströme bereits aktiv. Anderorts drohen Kapazitätsprobleme, etwa in Jasper, wo der Whistlers Campground im Sommer geschlossen bleibt, was bei Motorhome-Kunden keine Freude auslösen wird, zumal keine wirkliche Alternative vorhanden ist. Diverse Hotels, vor allem in den grossen Nationalparks wie Banff und Jasper, aber auch in Vancouver sowie Tofino auf Vancouver Island sind rappelvoll, was das Ganze nicht wirklich einfacher macht. Einer der Gründe für diese enorme Nachfrage sind die stetig steigenden Flugkapazitäten nach Kanada, welche oft zu Schnäppchenpreisen verhökert werden. Darüber hinaus ist der Canada-Dollar immer noch sehr attraktiv und Kanada profitiert auch weiterhin von der kontroversen Politik in den USA. Wir gehen davon aus, dass Kanada auch dieses Jahr eines der beliebtesten Fernreiseziele der Schweizer sein wird.

Um die hohe Nachfrage abzufedern, setzen wir auf «Repeat Destinations», also neue Ziele für Besucher, welche schon in Kanada waren und die «Musts» schon hinter sich gebracht haben. Schöne Alternativziele sind etwa Süd-Alberta mit dem Waterton Lakes NP, die Kootenays im Südosten von British Columbia, der Yukon oder auch Atlantik-Kanada im Osten. Generell ist dieses Jahr bei den Schweizern der gesamte Osten mit Québec und Ontario sehr gut nachgefragt.

Generell bleibt zu sagen, dass sich die Buchungssaison mehr und mehr zeitlich nach vorne verlagert und überall zu hören ist, dass jetzt schon zahlreiche Anfragen für 2020 reinkommen. Daher tut jeder Interessent gut daran, sich bereits früh - das heisst ein Jahr im Voraus - mit der Destination auseinanderzusetzen. Die Buchungs-Hochsaison wird je länger je mehr ausgeweitet und ist nicht mehr nur noch auf die Ferienmessen-Saison im Januar beschränkt. Dann zu buchen ist meistens bereits zu spät und bei den Verfügbarkeiten sieht es nicht mehr allzu rosig aus.

Vor und nach dem RVC in die USA

Generell ist zu sagen, dass das RVC im Vergleich zum amerikanischen IPW - welcher dieses Jahr gleich im Anschluss im kalifornischen Anaheim stattfindet - in einem überschaubaren Rahmen stattfindet und schon fast familiär daher kommt, was gut ist. So muss man sich nicht immer für alles verabreden und läuft sich auch mal zufällig im Gang (oder am Abend im Pub) über den Weg, was bei der Grösse des IPW praktisch unmöglich ist.

Die Schweizer Delegation war übrigens ziemlich überschaubar: Nebst Robin Engel und Michael Bötschi von Knecht Reisen waren noch Bruno Jäger, Katja Krüsi und Rebecca Ziegler (neu für Saskia Weber, die jetzt die Swisspeaks Resorts von Interhome leitet) von Hotelplan/Travelhouse, Christine Aellig von Camperworld in Lyss, Angie Gaza und Fabio Negro von FTI sowie Melanie Belle (Kuoni/DER Touristik) und Robin Brückner (TUI) dabei. Einige davon treffen wir diese Woche am IPW wieder.

Das Knecht-Duo begab sich übrigens schon vor dem RVC in die USA. Dieses Jahr führte unser Pre-FAM nach Pittsburgh, der zweitgrössten Stadt des Bundesstaats Pennsylvania, rund 5,5 Autostunden südlich von Toronto. Es ging darum, mal was ganz Neues zu entdecken, wovon wir beide null Erwartungen hatten, jedoch sehr positiv überrascht wurden. Die Downtown ist sehr sympathisch, alles ist zu Fuss machbar, es ist im Vergleich zu diversen anderen US-Städten sehr sauber und, obwohl es «Memorial Day Weekend» war, war die Stadt überhaupt nicht von Touristen überlaufen. Dank seiner tollen Lage an drei Flüssen (Monongahela River, Ohio River und Allegheny River) ist Pittsburgh ein echter kleiner Geheimtipp.