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Während die griechische Wirtschaft generell weiterhin schwach ist, boomt das dortige Tourismusgeschäft. Bild: Gurwinder Singh

Jeder fünfte Job in Griechenland wird im Tourismus generiert

Der volkswirtschaftliche Stellenwert des Tourismus wird am Beispiel Griechenlands besonders deutlich. Allerdings wird das Land dadurch auch mehr und mehr vom Tourismus abhängig.

Laut neusten Zahlen des World Travel & Tourism Council (WTTC) ist der griechische Tourismussektor im letzten Jahr um 6,9 Prozent gewachsen. Das ist ein mehr als drei Mal so starkes Wachstum wie die griechische Volkswirtschaft als Ganzes, welches um nur 2 Prozent zulegte.

Die Wichtigkeit des Tourismus für Griechenland, seit Jahren eines der «Wirtschafts-Sorgenkinder» im EU-Raum, wird anhand weiterer Zahlen noch deutlicher. So macht Tourismus inzwischen 20,6 Prozent des BIP von Griechenland aus. Ein so hoher Prozentsatz ist bei Ländern dieser Grösse eher unüblich; im weltweiten Durchschnitt liegt dieser Wert bei 10,4 Prozent.

Oder anders ausgedrückt: Einer von fünf Euros, die in Griechenland ausgegeben werden, wird im Tourismussektor hereingeholt. Das sind insgesamt 37,5 Milliarden Euro, wobei 18,5 Milliarden Euro von internationalen Reisenden ausgegeben werden, womit diese 27,9 Prozent der Exportsumme ausmachen. Von diesen internationalen Reisenden sind übrigens 94 Prozent Leisure-Reisende und nur 6 Prozent Geschäftsreisende.

Bei den Jobs ist die Abhängigkeit noch deutlicher: Fast ein Viertel aller griechischen Jobs hängen direkt mit Tourismus zusammen, das sind fast eine Million Jobs. Im aktuellen Jahr dürften erstmals über eine Million Jobs in Griechenland direkt aus dem Tourismus generiert werden. Spannend daran ist, dass Griechenland auf dem Höhepunkt seiner Wirtschaftskraft, noch vor der Finanzkrise, im Jahr 2006 weniger Personal im Tourismus anstellte (2006 waren es laut Statistik rund 934'500 Personen). Das heisst, trotz der anhaltenden Wirtschaftsschwäche ist der Tourismussektor jetzt schwächer als während den Glanzzeiten Griechenlands Mitte der 2000er Jahre.

Griechenland als Modellstaat für den WTTC

Das griechische Tourismuswachstum liegt übrigens auch über dem durchschnittlichen Wachstum im gesamteuropäischen Tourismussektor. Letzteres wuchs letztes Jahr um 2,4 Prozent.

Und wieso ist dies alles für den WTTC so relevant? Na, weil Griechenland jetzt als «Modellstaat» dafür gilt, wie wichtig der Tourismus für eine Volkswirtschaft sein kann, wenn diesem von Regierungsseite nur genügend Wichtigkeit zugestanden wird. Der WTTC lobbyiert Regierungen zu mehr Engagement im Tourismussektor.

(JCR)