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Die frischgebackene CEO des Uganda Tourism Board hat an der ITB ehrgeizige Ziele präsentiert. Bild: JCR

«Wir wollen bis 2021 die Anzahl Touristen mehr als verdoppeln»

Jean-Claude Raemy

Seit dem 1. März ist Lilly Ajarova neue CEO des Uganda Tourism Board. Im ITB-Gespräch mit travelnews.ch erklärt sie, weshalb Uganda im Gespräch mit Condor ist, einen neuen National Carrier aufbaut und die Preise für «Gorilla Permits» anheben wird.

Frau Ajarova, wie geht es dem ugandischen Tourismus?

Der Tourismus ist hinter der Landwirtschaft die zweitwichtigste Industrie und der grösste Devisen-Einbringer des Landes; im letzten Jahr wurden 1,45 Milliarden Dollar damit generiert. Obwohl die Datenerhebung noch verbessert werden muss, gehen wir davon aus, dass wir im letzten Jahr 1,7 Millionen internationale Touristen verzeichnen konnten.

Das ist zwar ein gutes Resultat, aber wir sehen noch viel Potenzial. Bis 2021 soll der Tourismus der wichtigste Industriezweig des Landes sein. Das konkrete Ziel lautet, bis dann 4 Millionen Touristen zu haben. Das ist mehr als eine Verdoppelung des aktuellen Stands.

Primär ist Uganda vor allem als Ziel für Wildtier-Treks, insbesondere Gorillas, bekannt. Kann man hier mehr Touristen anlocken?

Zunächst einmal müssen wir hervorheben, dass die Erlebnisse mit Primaten – ob bei Gorilla-Treks oder in Schimpansen-Parks - nur eine von vielen Attraktionen des Landes sind. Wir wollen nicht darauf reduziert werden und wollen unsere Vielfalt künftig besser kommunizieren.

Wir sind, um mal bei den Tieren zu bleiben, auch für Ornithologie-Fans sehr spannend: In Uganda allein sind 10 Prozent aller weltweit bekannten Vogelarten zu finden. Dann haben wir eine spektakuläre Landschaft mit Regenwäldern, dem Weissen Nil sowie vielen Bergen, auf welchen man Wanderungen oder Trekkings unternehmen kann. Unser höchster Berg, der Mount Ruwenzori, ist 5700 Meter hoch, aber komplett anders als die bekannteren afrikanischen Berge Kilimandscharo oder Mount Kenya. Wir wollen diesen als «Mountaineering-Alternative» besser in Szene setzen.

Und dann gibt es noch die vielfältige ugandische Kultur und Gastronomie. Letztere haben wir hier in Berlin Branchenpartnern an einem speziellen Lunch auf der Messe nähergebracht.

Wieso ist das touristische Aufkommen trotz der vielen Attraktionen bisher eher bescheiden geblieben?

Wir haben bisher unter infrastrukturellen Mängeln gelitten. Zwischen den Parks im Norden und im Westen des Landes gab es lange Zeit keine vernünftigen Strassenverbindungen, wodurch Touristen immer wieder über Kampala verkehren mussten, was zeitaufwändig war. Im Rahmen eines Tourismus-Masterplans hat die ugandische Regierung dieses Problem vor drei Jahren in Angriff genommen. Inzwischen verfügen wir über ein modernes Strassennetz, welches die wichtigsten touristischen Attraktionen des Landes verbindet. Das hat die Qualität von Rundreisen deutlich verbessert. Wir können solche jetzt auch endlich aggressiv vermarkten.

Kann man Uganda auch Selbstfahrern empfehlen?

Ja, da sehe ich absolut kein Problem – ausser vielleicht für einige, dass man in unserem Land links fahren muss.

«Die frühere Uganda Airways wird derzeit wiederbelebt.»

Gibt es noch weitere nennenswerte Infrastrukturprojekte?

Das Land ist mit über 240‘000 Quadratkilometern recht gross, weshalb wir die internationale Anbindung und den Inland-Transport mit neuen Flughäfen verbessern wollen. Im Westen des Landes, beim Lake Albert, befindet sich der neue internationale Kibaale Airport bereits im Bau. Wir denken noch über einen weiteren Flughafen im Norden des Landes nach, doch da liegt noch nichts Konkretes vor.

Aktuell ist Entebbe immer noch der Haupt-Gateway nach Uganda. Wer fliegt dorthin?

Wir sind eigentlich sehr gut an die Welt angebunden, weil grosse Netzwerk-Carrier wie KLM, Brussels Airlines, Turkish Airlines, Qatar Airways, Emirates oder Ethiopian Airlines allesamt nach Entebbe fliegen.

Wir wollen nun aber auch Nonstopverbindungen in diverse Märkte aufbauen. Für den deutschsprachigen Raum sind wir dafür in Gesprächen mit Condor. Ausserdem wurde vor kurzem die frühere Uganda Airways wiederbelebt. Zwei Flugzeuge aus Kanada wurden bereits geleast und wir wollen damit einen schlagkräftigen «National Carrier» aufbauen, der uns weniger abhängig von ausländischen Airlines macht.

Welches sind ihre wichtigsten Quellmärkte?

Auf Rang 1 sind die Amerikaner, gefolgt von den Briten, die DACH-Märkte kommen auf Rang 3. Wegen den Unsicherheiten rund um den Brexit wollen wir uns künftig stärker um die DACH-Märkte kümmern.

«Trotz dem notwendigen Wachstum im Hotelbereich wollen wir die Nachhaltigkeit nicht aus den Augen verlieren.»

Dort gibt es jeweils hohe Ansprüche an die Hotel-Infrastruktur. Wie sieht es damit aus?

Wir brauchen natürlich mehr Betten. Die aktuelle Bettenkapazität reicht nicht aus, wenn wir in zwei Jahren 4 Millionen Touristen empfangen wollen. Wir sind im Gespräch mit diversen internationalen Ketten; Sheraton und Hilton sind schon im Land vertreten. Natürlich sollen auch Einheimische mehr Unterkunftsmöglichkeiten anbieten.

Trotz dem benötigten Wachstum wollen wir dieses auch sauber abfedern, sprich, wir verlieren Themen wie Nachhaltigkeit nicht aus den Augen. In den Nationalparks beispielsweise sollen keine Hotels entstehen.

Gibt es auch unterentwickelte Regionen, die sie touristisch besser nutzen wollen?

Die ganze Küstenlinie am Victoriasee, im Südosten des Landes, ist touristisch komplett unterentwickelt. Dieser riesige See ist weitgehend naturbelassen und es gibt beispielsweise keine nennenswerte Angebote im Bereich Cruises oder Wassersport. Das möchten wir ändern - aber auch hier möglichst nachhaltig, damit der See nicht zu sehr an Attraktivität einbüsst.

Für ein Tourismusangebot, wo das Potenzial voll entfaltet wird, muss aber auch der Service optimal sein. Wie garantieren Sie dies?

Schon in meiner vorherigen Tätigkeit lag mir die Ausbildung stark am Herzen. Ich will auf nationaler Ebene touristische Standards definieren und klare Leitlinien für die Schulung von Reiseleitern haben. Damit werden qualitative Standards eingehalten. Freundlichkeit und Herzlichkeit bringt das ugandische Volk schon von sich aus mit.

Noch ein Wort zu den «Gorilla Permits» - es gibt Gerüchte, wonach dieses System überdacht wird. Stimmt das?

Grundsätzlich wird das System nicht geändert. Wir haben ein Problem, weil unser Nachbarland Ruanda, in welchem auch Gorilla-Trekkings möglich sind, die Preise für diese «Gorilla Permits» jüngst massiv erhöht hat. Das hat einerseits einige Gorilla-Fans zu uns gespült, aber die Besucherkapazität für solche Trekkings ist beschränkt. Umgekehrt hat es Begehrlichkeiten geweckt. Wir werden die Preise für die «Gorilla Permits» wohl bald auch anheben.