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Massiv erhöhte Visumsgebühren ohne qualitative Angebotsverbesserung: Das wird der Reisetätigkeit nach China kaum zugute kommen. Bild: Adobe Stock

China erhöht seine Visumsgebühren massiv

Die Auslagerung des Visumserteilungsdienstes an eine - nota bene staatliche - Stelle schraubt den Preis für ein China-Visum von 70 auf 188.50 Franken hoch. Firmen mit hohem Geschäftsreiseanteil nach China dürften alles andere als erfreut sein.

Diese Meldung wird wohl für rote Köpfe in der Schweizer Geschäftsreisewelt sorgen: Der Preis für ein China-Visum für Schweizer sowie Bürger der Schengen-Staaten wird ab kommender Woche nicht mehr 70 Franken wie bisher, sondern neu 188.50 Franken betragen. Und das ist nur der Preis für ein «normales» Visum - wer es schneller will, muss natürlich mehr zahlen, in der Kategorie «Urgent» bezahlt man dann 390 Franken. Doch «Urgent» heisst nicht mal gleichentags - das bisher gerade bei Geschäftsreisenden noch oftmals beanspruchte «same day visa» gibt es nicht mehr.

Nota bene: Das Visum muss persönlich in Bern abgeholt werden. Wer sich für einen postalischen Versand des Passes entscheidet, muss nochmals fast 100 Franken dazu bezahlen, genau genommen 285.40 Franken.

Wie rechtfertigt China diese Erhöhung? Der Grund liegt in der Auslagerung des Visumsdienstes an ein so genanntes «VAC», also ein staatlich anerkanntes «Visa Application Center». Es gab schon lange Gerüchte, dass die Chinesische Botschaft in Bern und das Konsulat in Zürich den Visa-Service nicht mehr selber machen würden, sondern den Service an ein solches VAC auslagern könnten; das wurde jetzt gemacht. Das ist übrigens beileibe kein ungewöhnlicher Schritt, viele Länder machen das so, und die frühere Kuoni Group hat damit über ihre immer noch aktive Tochtergesellschaft VFS Global viel gutes Geld verdient.

Macht der chinesische Staat mit dem Visumsgeschäft einfach Geld?

Schockierend ist an der Sache also nicht die Auslagerung, sondern einerseits das neue Preisgefüge und andererseits auch die Kurzfristigkeit der Ankündigung. Das neue chinesische VAC öffnet heute (15. Februar) und wird am kommenden Dienstag (19. Februar) feierlich eingeweiht. Wer sich das Preismodell - hier ersichtlich - genau anschaut, erkennt, dass der von der Botschaft bzw. dem Konsulat erhobene Preis 70 Franken beträgt, also gleich wie zuvor geblieben ist. Das allein ist schon verwunderlich, weil nur noch ein Bruchteil des bisherigen Jobs zu erledigen ist. Wird ein Visumsdienst ausgelagert, wird in der Regel der Basispreis pro Visum reduziert, damit das VAC eine Gebühr erheben kann, deshalb jedoch das gesamte Visums-Preisgefüge nicht massiv verteuert wird.

Nicht so im Fall von China: Nicht nur bleibt die Basisgebühr gleich, für die Dienstleistung des VAC werden im Normalfall 118.50 Franken erhoben. Die Arbeit dieses VAC besteht grundsätzlich darin, das Visum auf dessen Vollständigkeit und Rechtmässigkeit vorzuprüfen, und zwar vor Ort in Bern. Zum Vergleich: Die durch VFS betriebenen Center verrechnen 24.50 Franken (für Indien) oder 28 Franken (für Russland). Immerhin sind die Gebühren des chinesischen VAC nicht nur in der Schweiz sondern auch andernorts hoch: In Berlin oder Paris werden 65 Euro erhoben (welche zu einer Konsular-Gebühr von 60 Euro hinzukommen).

Und wer steckt denn hinter diesem chinesischen VAC? Nicht eine private Firma wie VFS, sondern eine Firma, die dem chinesischen Staat gehört. Zu dieser Firma namens visaforchina.org erfährt man recht wenig, ausser dass sie Visa-Application-Center in ganz Europa betreibt. Die Frage stellt sich, warum China einen dermassen hohen Preis für diesen Dienst verlangt: Will man damit einfach mehr Geld als bisher machen?

Denn eins ist klar: Förderlich für die Reisetätigkeit nach China ist die neue Regelung kaum. Eine vierköpfige Familie muss künftig für die Reise nach China deutlich tiefer in die Tasche greifen. Immerhin ist die Erteilung eines «Single Entry Visum» noch relativ umstandslos. Aber eben, Repeater-Reisende werden damit nicht gefördert. Wer nach China fliegt und von dort aus benachbarte Staaten besuchen und anschliessend von China wieder zurück will, braucht schon ein «Double Entry», wofür bereits deutlich mehr Info bereit zu stellen ist.

Am meisten betroffen sind aber wohl Grossfirmen mit hohem Reisevolumen nach China: Diese werden sich künftig wohl noch etwas genauer überlegen, welche Reisen wirklich zwingend nötig sind und welche nicht. Ideal wäre da die Erteilung eines fünf Jahre gültigen «Multiple Entry»; bekanntlich werden solche Visa aber nur Antragstellern mit einer bereits bestehenden langen und nachweisbaren Geschäfts- und Reisetätigkeit innerhalb Chinas ausgestellt.

(JCR)