Cruise

Die MS Midnatsol von Hurtigruten ankert im Hafen von Tromsö. Die Hurtigruten-Flotte erhält bis 2021 zwei weitere Expeditionsschiffe - und laut dem Hurtigruten-CEO danach wohl noch weitere. Bild: jackmac34

Hurtigruten will weiter aufrüsten bei den Expeditionskreuzfahrten

Letzte Woche feierte die norwegische Traditionsreederei ihren 125. Geburtstag. Das heutige Unternehmen befindet sich in einem starken Wandel: Mehr Touristen, mehr Umweltschutz, lautet die Devise.

Vor fast genau 125 Jahren, am 2. Juli 1893, schuf Hurtigruten-Gründer Richard With mit der Indienststellung des Dampfers DS Vesteraalen die erste regelmässige Schiffsverbindung für Einheimische und - damals noch sehr wenige - Touristen entlang der norwegischen Küste. Aus der Postschiff-Reederei von einst entwickelte sich bis heute eine Unternehmen, welches vor allem im touristischen Segment wächst, und sich als weltweit führender Anbieter von Expeditions-Seereisen versteht.

«Wir sind daran, von einer Küstenschiffahrts-Reederei mit einigen Expeditionsreisen zu einer Expeditionscruise-Reederei mit etwas Küstenschiffahrt zu werden», bringt Hurtigruten-CEO Daniel Skjeldam den aktuellen Stand der Dinge im norwegischen Blatt «Dagens Naeringsliv» auf den Punkt. Aktuell verkehrt Hurtigruten mit 11 Schiffen täglich auf der Strecke zwischen Bergen und Kirkenes, mit zahlreichen Stopps an kleinen norwegischen Küstenorten. Das ist zwar wunderbar entschleunigt und kann durchaus als «schönste Seereise der Welt» angesehen werden; gegenüber klassischen Reedereien, welche norwegische Gewässer längst auch anfahren, jedoch nur in touristisch relevanten Orten halten, hat Hurtigruten aber einen harten Stand. Erschwerend kommt hinzu, dass 4 der 11 Schiffe demnächst nicht mehr im Küstenverkehr eingesetzt werden können, nachdem Hurtigruten den staatlichen Auftrag zur Küstenversorgung ab 2021 mit dem Konkurrenten Havila Shipping teilen muss.

Skjeldam weiss, dass er auf Expeditionsschifffahrt setzen muss. Das Segment wächst rasant. Hurtigruten ist aber bereits sehr gut in diesem Segment positioniert: Hurtigruten nimmt mit den Expeditionsschiffen MS Fram, MS Spitsbergen, MS Midnatsol und ab 2019 auch mit den mit Hybrid-Antrieb ausgestatteten Neubauten Roald Amundsen und Fridtjof Nansen Kurs auf die polaren Regionen wie Antarktis, Grönland, die Nordwest-Passage, Spitzbergen, Island, Neufundland und Labrador und bereist zudem die Küsten Lateinamerikas sowie den Amazonas-Regenwald.

Ab 2021 wird Hurtigruten also mit 7 Schiffen die Küstenfahrten in Norwegen bestreiten, dazu mit 6 Schiffen Expeditionskreuzfahrten. Da der Durchschnittpreis pro Tag auf den Expeditionskreuzfahrten deutlich höher ist als bei der herkömmlichen (und stärker regulierten) Küstenschiffahrt, wird dies die Umsatzstruktur von Hurtigruten nachhaltig beeinflussen: Bald wird Hurtigruten zwei Drittel des Umsatzes mit Expeditionskreuzfahrten machen, und nur noch einen Drittel mit der klassischen Küstenschiffahrt. Skjeldam erklärt, dass er nach 2021 weiteren Raum für neue Expeditionsschiffe sieht - möglicherweise werde Hurtigruten dereinst bis zu 10 Expeditionsschiffe betreiben. «Auf jeden Fall wird Hurtigruten künftig ein deutlich grösseres Unternehmen sein als heute», schliesst Skjeldam.

Fokus auf Nachhaltigkeit

Wer in touristisch noch kaum erschlossene Gegenden fährt, muss natürlich auch zur Umwelt Sorge tragen. Das hat Hurtigruten längst verinnerlicht: Mit der Einführung der weltweit ersten Hybrid-Expeditionsschiffe und dem Umbau von bis zu neun bestehenden Schiffen auf hybriden LNG- und Akkubetrieb setzt Hurtigruten einen neuen Standard für die Zukunft der Abenteuerreisen.  «Wir sind bestrebt, weiterhin weltweit führend im Bereich der nachhaltigen Abenteuerreisen zu sein - ob wir das Produkt Hurtigruten entwickeln, neue Schiffe entwerfen oder neue Routen und Ziele diskutieren. Nachhaltigkeit ist der Kern unserer Aktivitäten», sagt Skjeldam. Hurtigruten setzt sich auch für ein Verbot von Schweröl und strengere Vorschriften in unberührten Gebieten ein, beteiligt sich an mehreren Forschungsprojekten und finanziert und unterstützt lokale und globale Projekte über die Hurtigruten-Stiftung.

Und: Als erste Kreuzfahrtreederei der Welt hat Hurtigruten alle unnötigen Einweg-Kunststoffe in seiner kompletten Flotte von Expeditionsschiffen verboten - von der Arktis bis zur Antarktis. Vom Strohhalm über Trinkbecher bis hin zu Plastiktüten wurde pünktlich aufs Jubiläum am 2. April 2018 alles durch Papier, biologisch abbaubares Material und andere nachhaltige Alternativen ersetzt. Diese Ankündigung wurde in der Cruise-Branche nicht nur zur Kenntnis genommen, sondern hat bei anderen Reedereien dazu geführt, dass ähnliche Umweltinitiativen ergriffen werden und Plastikobjekte weitgehend verbannt werden.

Auch die 11'000 Seemeilen lange Jubiläums-Kreuzfahrt, welche von Seattle via Hongkong und entlang der norwegischen Küste bis nach Spitzbergen führen wird (es wird an 200 Häfen in 30 Ländern angelegt und jeweils gefeiert), geschieht ganz ohne Verwendung von Einwegplastikartikeln.

(JCR)