Cruise

«Wir haben als erste Reederei ein Konzept für Einzelreisende eingeführt», sagt Jürgen Stille, Vertriebschef für Europa bei Norwegian Cruise Line. Bild: TN

«In der Schweiz ist der Anteil junger Cruise-Teilnehmer noch eher gering»

Jürgen Stille, Vertriebschef für Europa bei Norwegian Cruise Line, ortet ein grosses Potenzial im Kreuzfahrten-Markt und sagt, wie Norwegian Cruise Line bei Singlereisenden und Familien punkten will.

Herr Stille, wie beurteilen Sie den Schweizer Cruise-Markt?

Jürgen Stille: Im Vergleich zur Entwicklung in Europa, insbesondere in Deutschland, wo sich 2017 ein grosses Wachstum abzeichnete, sehen wir in der Schweiz noch Potential nach oben.

Wo orten Sie die Gründe dafür?

Kreuzfahrten haben in der Schweiz noch immer ein eher traditionelles Image, das Publikum ist älter als in anderen europäischen Ländern. Der Anteil Familien und Einzelreisender ist noch geringer. Hier sehen wir mit unseren innovativen Konzepten gute Chancen.

Zum Beispiel?

Seit Ende 2015 warten wir mit Premium All Inclusive auf. Das Konzept ist aus der Tatsache heraus geboren, dass viele Reisebüros und Buchende überfordert waren bei der Vielzahl von Reedereien, Angeboten und inkludierten Leistungen. Bei Norwegian Cruise Line bieten wir mit Premium All Inclusive zahlreiche bereits im Reisepreis inbegriffene Extras wie alkoholische Getränke, Soft-Drinks, Kaffeespezialitäten in den Restaurants, Wasser auf der Kabine und auch die Trinkgelder sind bereits inbegriffen. Unsere Devise lautet, wir müssen in der Aussage einfach sein und in der Qualität hochwertig. Neu, seit dem 1. Februar, sind bei uns auch 60 Minuten Internet-Nutzung pro Person inkludiert. Durch diese Produktumstellung bieten wir unseren Gästen volle Kostentransparenz und machen es den Agenten einfacher, uns zu verkaufen.

«Wir bieten bis zu 28 Dining-Optionen an. Individualität wird bei uns gross geschrieben»

Wie unterscheidet sich Norwegian Cruise Line von anderen Kreuzfahrt-Gesellschaften?

Wir sind eine der innovativsten Reedereien der Welt. Schon im Jahr 2000 haben wir flexibles Dining eingeführt. Bei uns gibt es keine festen Essensitzungen um 18.30 und 20.30 Uhr, während denen man eine Woche lang am gleichen Tisch mit den gleichen Leuten sitzt. Wir bieten bis zu 28 Dining-Optionen an. Individualität wird ist bei uns gross geschrieben – gestern mexikanisch, heute ein Steak, morgen asiatisch. Ausserdem müssen sich Gäste bei uns nicht an starre Kleiderordnungen halten.

Und in der Praxis funktioniert dieses Konzept? Auf der Epic reisen mehr als 4000 Passagiere mit.

Ja, denn Individualität heisst ja, dass jeder seinen eigenen Geschmack und seine individuellen Bedürfnisse hat. Darüber hinaus bevorzugen unterschiedliche Nationalitäten auch unterschiedliche Essenszeiten, sodass sich die Gäste gut auf dem Schiff verteilen. Die Nordeuropäer gehen eher um 19 Uhr essen, die Spanier hingegen eher um 21 Uhr. Tische lassen sich vorzeitig reservieren und auf grossen Monitoren verfügen wir über ein Ampelsystem, das anzeigt, wo viel oder wenig los ist. Und selbst wenn ein Restaurant vorübergehend ausgebucht ist, kann man sich mit einem Piepser an die Bar setzen und wird dann aufgerufen.

Sie zielen auch auf Alleinreisende und Familien. Wie wollen Sie hier punkten?

Wir haben als erste Reederei weltweit ein Einzelreisende-Konzept eingeführt, mit Einzelkabinen ohne Zuschlag und einer Studio-Lounge mit Bar, wo sich Einzelreisende treffen und gemeinsame Aktivitäten planen können. Da gibts auch eine Pinnwand, wo man Notizen anbringen kann, wie etwa «wer kommt um 20 Uhr mit ins französische Restaurant?». Bei «Mehr-Generationen-Reisen» kommt der Heaven-Bereich gut an; einem «Schiff-in Schiff-Konzept» mit hochwertigen Suiten, eigenem Pool, Restaurant und Fitnessbereich. Häufig gehen die Grosseltern in diesen Bereich, da sie mehr Ruhe und Komfort schätzen, während die Enkel die vielen Aktivitäten des Schiffes nutzen können und wollen.

Und wohin führt die weitere Reise bei Norwegian Cruise Line?

Unser CEO Frank Del Rio legt grossen Wert darauf, dass wir mit hochwertigen und modernen Schiffen aufwarten. Entsprechend gross sind unsere Investitionen in bestehende sowie neue Schiffe. Wir werden bis 2025 sechs modernste Schiffe erhalten und mit vielen Innovationen aufwarten, etwa einer Gokart-Bahn mit Elektrokarts auf der Norwegian Bliss, die in den nächsten Wochen an den Start geht. 2019 stellen wir das letzte Schiff unserer Breakaway-Plus-Klasse in den Dienst, die Norwegian Encore. Darauf folgt dann ab 2022 unsere neue Leonardo-Klasse. Die Schiffe dieser Generation werden mit einer Kapazität von 3200 bis 3800 Passagieren etwas kleiner sein. So sind wir flexibler und können beispielsweise auch kleinere Häfen anlaufen.

(GWA)