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Adam Tihany (links), Jan Meyer und Neil Palomba (mit Mikrofon) stellten in Turku die neue Costa Smeralda vor. Bilder: Thomas P. Illes und Costa Kreuzfahrten

Costa gibt Gas mit Gas

Thomas P. Illes

Die Costa Crociere feierte auf der Meyer Werft im finnischen Turku den Baubeginn der Costa Smeralda, dem ersten von zwei Erdgas-betriebenen Kreuzfahrtschiffen. travelnews.ch war mit dabei.

Neil Palomba, Präsident von Costa Crociere sprach von einem «sehr emotionalen Moment», als er, strahlend wie ein Maikäfer, auf der computergesteuerten Brennmaschine Platz nahm und den symbolischen ersten Stahlschnitt initiierte. Mit einer Grösse von 183'900 BRZ und Platz für maximal gut 6500 Gäste wird das neue Schiff, welches ab Oktober 2019 im westlichen Mittelmeer verkehren wird, in der Tat einen Quantensprung für die italienische Reederei darstellen. Es ist Teil eines sieben Schiffe umfassenden Investitionsprogramms, mit welchem Costas US-Mutterkonzern Carnival Corporation & plc und seinen Marken Aida, Costa, P&O sowie Carnival die Kreuzfahrt in ein umweltfreundlicheres Zeitalter transferieren will.

Costa-Gruppe als LNG-Pionier

Zentrales Element ist hierbei der erstmals an Bord von Kreuzfahrtschiffen zur Anwendung kommende Erdgasantrieb. Im Vergleich zum herkömmlichen Schweröl oder dem höherwertigeren Marinediesel ist mit dem sogenannten LNG (Liquefied Natural Gas) ein deutlich emissionsärmerer Betrieb möglich – zurzeit ein wichtiges, vor allem auch von Umweltverbänden oft gefordertes Gebot der Stunde (siehe Kommentar). Den Anfang der Serie machte die AIDAnova (geplante Inbetriebnahme Dezember 2018), deren Baustart im Februar auf der Meyer Werft in Papenburg erfolgte.

Die Costa Smeralda basiert auf einer identischen technischen Grundlage, in ihrem Innern sollen die Gäste, wie Stardesigner Adam D. Tihany in seiner Präsentation ausführte, jedoch «viel mehr und ausgeprägte Italianità» vorfinden. Im Mittelpunkt stehe dabei die im Vergleich zu heute noch um ein Vielfaches stärkere Gewichtung der Marke Costa als Repräsentantin von «Italy’s Finest». Tihany, seines Zeichens Italo-Amerikaner, nannte dabei italienische Vorzüge wie Passion, Stil, Lebensart oder Genussfähigkeit, welche unter seiner Ägide als Creative Director in Zusammenarbeit mit einem internationalen Designteam Eingang in die diversen Lebensbereiche des Schiffs finden werden.

Fernseher im Stadtpanorama

Einen ersten und konkreten Vorgeschmack lieferten die mittlerweile fertiggestellten Kabinen Mock-ups. Das Kabinendesign, welches vom Mailänder Designstudio Dordoni Architetti stammt, zeigt sich in einer Kombination aus einerseits lebendiger Frische und anderseits dezenten Materialien und Farben in den momentan in der Hospitality Industrie so angesagten Braun- und Beigetönen.

Empfangen werden die Passagiere von einer Fotowand, die ein typisches Stadtpanorama zeigt. Darin eingebettet: der Flachbildschirm. Inwiefern die Integration von TV- und Filmkonsum in ein Stadtbild homogen und harmonisch zu funktionieren vermag, wird sich allerdings weisen müssen. Dem Autor erschien diese Lösung fürs erste jedenfalls etwas gar unruhig, zumal die Wandverkleidung auf der gegenüberliegenden Seite ebenfalls ein Grafikmuster aufweist und noch mehr Unruhe in die Umgebung bringt. Dordoni Architetti umschreibt das mit «La città in una stanza – die Stadt in einem Raum». Gut möglich, dass dieses Arrangement indes in Realität auf dem richtigen Schiff als willkommene und originelle, durchaus auch wohnliche Abkehr vom bisherigen Standarddesign so vieler herkömmlicher Schiffskabinen wahrgenommen werden wird.

Ansonsten verströmt die Einrichtung ein geschmackvoll-wertiges Ambiente. Dazu tragen vor allem auch die Kabinenmöbel, Lampen, Stoffe und Accessoires bei, welche allesamt von Dordoni individuell entworfen wurden. Sie sind in Zusammenarbeit mit den italienischen Grössen Molteni&C (Sofas und Stühle), Roda (Balkonmöbel), Flos (Dekorationsleuchten) sowie Dedar und Rubelli (Stoffe und Polsterungen) entstanden. Weitere italienische Hersteller, darunter Marken wie Kartell, Poltrona Frau oder Alessi, sind im Rahmen eines von Tihany angeregten Co-Brandings ebenfalls an der Einrichtung des Schiffs beteiligt und sollen «massgeblich zur Wiederherstellung des italienischen Stolzes» dienen, so der «Maestro», wie er in Designerkreisen – und auch von den Costa-Verantwortlichen – oft und gerne genannt wird.

Ein Hauch Hollywood

Einen vielversprechenden Eindruck hinterliessen die Badezimmer: deren plattierte Wände erscheinen wie aus Marmor, ein die gesamte Raumhöhe einnehmendes Fenster fungiert zudem in einigen Kabinenkategorien als Unterteilung vom Wohn- zum Badbereich, was ein schönes Gefühl von Platz und Licht erzeugt. Dieses Designfeature sorgte seinerzeit bei der Einführung der Expeditionsyachten von Ponant für ziemlich Furore. Schön, dass dieses nun auch an Bord eines Mainstreamschiffs für den Massenmarkt Einzug hält.

Für das Konzept und die Realisierung der weiteren Aussen- und Innenbereiche zeichnen Partner Ship Design aus Hamburg (unter anderem Europa 2, AIDAprima) und Jeffrey Beers International sowie die Rockwell Group aus New York verantwortlich. Letztere haben beispielsweise auch das Dolby Theatre (vormals Kodak Theatre) in Los Angeles gestaltet, in welchem seit 2002 die jährlichen Oscar-Verleihungen stattfinden. «Das illustriert, von welcher Qualitätsliga wir beim Design der Costa Smeralda sprechen», zeigt sich Tihany überzeugt.

Mehr Schiffsdetails wurden in Turku vorerst nicht verraten. Im Gespräch mit travelnews.ch stellte Costa Präsident Neil Palomba jedoch in Aussicht, dass man diese in den nächsten Monaten Schritt für Schritt enthüllen werde: «Wir wollen unser Pulver nicht vorschnell verschiessen, freuen uns aber, dass die Spannung auf unser neues Flaggschiff mit jeder Ankündigung weiter steigt».

Der Buchungsstart für die Costa Smeralda, deren Name als Reminiszenz an die Smaragdküste Sardiniens als eine der schönsten Destinationen Italiens verstanden werden soll, ist für Anfang des kommenden Jahres geplant. Ein bisher noch namensloses Schwesterschiff soll 2021 folgen.