Cruise

«Die Erlebnisse einer Expeditions-Kreuzfahrt bleiben für immer in Erinnerung», sagt Cornelia Gemperle. Bild: TN

«Das Schiff wird immer mehr zur Destination»

Im Interview (Teil 2/2) nennt Cornelia Gemperle, Leiterin von Kuoni Cruises, die Vorzüge einzelner Schiffe und Reedereien und sagt, was sie von künstlichen Inseln hält.

Im ersten Teil der Interviews äusserte sich Cornelia Gemperle zu Kreuzfahrt-Trends, über die Vielzahl der Schiffe und die anhaltenden Tiefpreise. Heute spricht sie über Weltreisen, künstliche Inseln und die einzelnen Reedereien.

Frau Gemperle, wie wichtig sind Neuheiten für Reedereien?

Cornelia Gemperle: Die sind schon wichtig. Denn viele haben Stammkunden und denen wollen sie stets wieder etwas Neues bieten. Statt mit neuen Routen warten viele mit Innovationen auf dem Schiff auf, wie die Celebrity Edge mit einer multifunktionalen Plattform, die hinabgesenkt werden kann. Ponant hat Unterwasser-Lounges mit Sensoren, die Tiergeräusche ausmachen. Die Reedereien sind einfallsreich.

Immer mehr Weltreisen tauchen auf – lassen sich die verkaufen?

Die Nachfrage ist erstaunlich gross, sogar von Kunden, die zuvor noch nie auf einem Kreuzfahrtschiff waren. Wobei ich empfehlen würde, erst mal eine kürzere Reise zu machen, um herauszufinden, ob Cruises einem gefallen. Weltreisen dauern meistens so 90 bis 120 Tage. Zu Beginn werden sie am Stück verkauft. Je nach Buchungslage werden dann auch Teilstücke zur Buchung geöffnet. Für viele ist eine Weltreise ein Kindheitstraum. Einsteigerpreise sind bereits ab 14'000 Franken für die Innenkabine oder für 18'000 für eine Aussenkabine erhältlich – die ich bei einer Weltreise empfehlen würde.

Und wen schicken Sie auf eine Expeditions-Kreuzfahrt?

Das sind Leute, die die Natur gerne haben abseits der grossen Touristenströme; Leute, die sonst schon vieles gesehen haben. Eine Arktis- oder Antarktis-Kreuzfahrt ist für viele ein Traum, den sie sich einmal im Leben erfüllen möchten. Man kommt sehr nah an die Natur ran, steht zwischen Pinguinen, erlebt Inuit-Völker oder Fische und Vögel im Amazonas. An Bord sind Lektoren, Botaniker, Meeresbiologen oder Historiker, die auch auf die Landausflüge mitkommen und die man alles fragen kann. Solche Erlebnisse bleiben für immer in Erinnerung.

«Grosse Schiffe gleich fürchterlich, muss nicht sein»

Es cruisen immer mehr und immer gigantischere Schiffe auf den Meeren. Wie verfolgen Sie diese Entwicklung?

Da kann man sich schon fragen. 7000 Passagiere... bald vielleicht Schiffe mit 10'000 Passagieren... Das kann einem schon Angst machen. Für uns ist es in der Beratung wichtig, dass das Platzverhältnis pro Passagier stimmt. Grosse Schiffe gleich fürchterlich, muss nicht sein. Gewisse Häfen müssen sich aber schon Überlegungen machen – wenn etwa 13 Schiffe vor Santorini ankern. Es kann sein, dass die Häfen eines Tages stärker reguliert werden und die Reedereien noch viel früher planen und Slots einholen müssen. Gut für überlaufene Hafenstädte ist die Entwicklung, dass viele Cruises nur eine Woche dauern und die Schiffe immer mehr bieten, seien es Kletterwände, Surfsimulatoren oder weiter Aktivitäten. Da brauchts viel Zeit auf dem Schiff, um alles kennenzulernen. Das reduziert dann auch die Nachfrage auf Landausflüge. Das Schiff wird immer mehr zur Destination.

Und was halten Sie von eigenen Inseln, die die Reedereien etwa in der Karibik im Angebot haben?

Wenn jemand in der Karibik ist, will er Sonne, Wasser, Strand, zumindest einen schönen Badetag. Die künstlichen oder exklusiven Inseln bieten viel: Hängematten, Barbecue-Stationen, viel Wassersport, Liegestühle, Badetücher, Duschen. Dem Gast fehlt es an nichts. Von daher eine super Sache, ein Angebot das gerne angenommen wird.

Das sagt Cornelia Gemperle spontan zu diesen Reedereien und Schiffen:

MSC und Costa: Klassische Einsteigerschiffe, für Familien geeignet, mit einem sehr guten Preis.

Aida: Komplett leger, unkompliziert mit viel Freiheiten, erinnert mich an den Club Aldiana.

Mein Schiff: Ein super Premium Produkt, passend für die Schweizer Kundschaft.

MS EUROPA:  Das klassische traditionelle Kreuzfahrtschiff, hochstehend, tolle modernisierte Kabinen, hier stimmt alles von A bis Z.

Oasis-Klasse der RCCL: Wirklich lässig, was die alles bieten. Und die Schiffe sind gigantisch, man kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus, Jeder, der gerne mal ins Disneyland geht, sollte mal auf ein Schiff der Oasis-Klasse.

Norwegien Cruise Line: Ein tolles Produkt, das wir gerne verkaufen. Das Restaurant-Konzept, dann zu essen, wann man will, kommt an. Und das Essen ist qualitativ sehr gut.

Celebrity: Ist ein gutes Premium-Produkt, moderne Schiffe, vor allem jene der Solstice-Klasse, sehr schöne Routen, etwas, das dem Schweizer sehr gut gefällt.

Queen Mary 2: Das ist ein Phänomen, wie stark das Schiff die Leute noch immer anzieht. Viele, die nie auf ein Kreuzfahrtschiff gehen, wollen zumindest einmal auf die Quen Mary 2. Doch Vorsicht: Auf der Transatlantik Überfahrt ist man 6 Tage auf dem Meer, auch die verschiedenen Klassen gilt es zu beachten.

Silversea: Das absolute top Luxusproudkt. Mit der neuen Silver Muse haben sie einen Wurf gemacht: helle Farben, sehr viel Aussendeck-Fläche, neues Restaurant-Konzept und ein stilvolles, langjähriges Personal, das schätzt die Stammkundschaft.

Seabourn: Gehört auch zu den Luxuslinern wie die Schiffe von Silversea oder Hapag-Lloyd Cruises, all inclusive.

Ponant: Finde ich ein tolles Produkt, in französischer Sprache, kleine Schiffe, tolle Routen und eine hervorragende Küche.

Oceania: Ein gutes Premiumprodukt, gute Küche. Schiffe bis 1250 Passagiere.

SeaDream Yachtclub: Diese Yachten gefallen mir sehr gut, ein Service, der alles toppt. Hochstehende Küche, Schönwetter-Schiffe, man lebt an Deck, höchstens 112 Passagiere, ein legeres Luxusprodukt.

Star Clipper: Immer wieder schön… der Kontakt zu anderen Gästen ist eng, man läuft über die Brücke, schaut dem Kapitän über die Schulter. Legendär sind die Parties an Deck. Für Leute, die auch gerne mal ein Buch lesen oder aufs Meer hinaus blicken.

(GWA)