Cruise

Schauen an Bord der Queen Elizabeth positiv in die Zukunft, von links: Tom Fecke (Secretary General CLIA Europe), Bud Darr (SVP Technical & Regulatory Affairs CLIA), Tom Strang (SVP Maritime Affairs Carnival Corporation), Bo Larsen (SVP Strategic Partnerships CLIA) und Kyriakos Anastassiadis (Chairman CLIA Europe). Bilder: Thomas P. Illes

CLIA-Chef: «Vertrauen schaffen und enger kooperieren!»

Thomas P. Illes

Anlässlich des «CLIA Summit at Sea» auf Cunard’s Queen Elizabeth diskutierte die Kreuzfahrtbranche anstehende Herausforderungen und Lösungen. travelnews.ch war mit an Bord.

Zweifelsohne: die Kreuzfahrtbranche ist vielfältig vernetzt und aufgrund ihrer globalen Ausrichtung und zahlreichen Stakeholder eines der komplexeren Segmente der Touristik. Ob Airlines, Hotels oder Tour Operator, Logistik- und Cateringunternehmen, Werften, Destinationen, Häfen, nautische und technische Dienstleister – sie alle tragen dazu bei, ein Kreuzfahrtprodukt in seiner Gesamtheit überhaupt erst zu ermöglichen. Und sie leisten gemeinsam ihren Beitrag, damit Kreuzfahrten weiterhin zu einem der am stärksten nachgefragten Ferienformen zählen – mit Wachstumsraten, von denen andere nur träumen.

Dieser Boom hat freilich auch seine Problemseiten: «Overtourism», überlastete Häfen, Umwelt- und Nachhaltigkeitsfragen oder Sicherheitsbedenken sind Aspekte, welche immer öfter auch Eingang in kritische Presse- und Fernsehberichte finden.

Dessen ist man sich auch beim Branchenverband CLIA (Cruise Lines International Association) bewusst. Unter der Führung von Kyriakos Anastassiadis, dem seit Januar dieses Jahres neu tätigen Vorstandsvorsitzenden der CLIA Europe und CEO von Celestyal Cruises, ist man entsprechend emsig am Werk, Strategien und Konzepte zu entwickeln, um der Kritik wirkungsvoll zu begegnen. Das wird laut Anastassiadis, wie er gegenüber Travelnews-Autor Thomas P. Illes bereits beim diesjährigen CEO-Interview des ITB Berlin Kongress detailliert ausführte nur mittels einer enger als bisher und gemeinsam koordinierten Zusammenarbeit unter Einbeziehung aller Partner zu schaffen sein (siehe Travelnews-Video).

Airbus-Werke und Maritime Fleet Operations Centre

Gelegenheit zum partnerschaftlichen Austausch ergab sich unter anderem vom letzten Dienstag bis Freitag, als die CLIA die Mitglieder seines Executive Partner Programms zum zweiten «CLIA Summit at Sea 2017» lud, der dieses Jahr nach Hamburg und anschliessend an Bord von Cunard’s eleganter Queen Elizabeth nach Southampton führte.

Rund 160 Mitglieder aus über 40 Ländern, darunter aus den USA, Hong Kong und sogar Australien, folgten der Einladung und liessen sich durch ein abwechslungsreiches, dichtes Programm führen.

Den Auftakt bildeten diverse Besichtigungen, wie zum Beispiel die von Headline Sponsor Emirates ermöglichte Tour durch die Airbus Werke in Hamburg-Finkenwerder oder einem von der Carnival-Gruppe (zu der auch Cunard gehört) initiierten Besuch des Carnival Maritime Fleet Operations Centres.

Emirates will mehr Kreuzfahrten

Tim Lowther, Manager Global Leisures Sales bei Emirates, betonte im Gespräch mit Travelnews, wie wichtig die Kreuzfahrtbranche für seine Airline sei und dass er dieses Segment unbedingt weiter ausbauen wolle. Einige Delegationsteilnehmer liessen es sich bei dieser Gelegenheit allerdings nicht nehmen, auf die Problematik des aufgrund der guten Buchungslage bei den Reedereien immer früher nötig werdenden Buchungszeitpunkts (bis zu zwei Jahre vor Abfahrt) bei gleichzeitig immer kurzfristiger wechselnden Flugtarifen hinzuweisen. Das gestalte die von Seiten des Trades auch bei den Kunden vermehrt eingeforderte Langfristplanung nicht immer einfach.

Ein Höhepunkt war sicherlich die Unterbringung im Westin Hamburg Hotel. Als Teil der neuen Elbphilharmonie mit ihrer imposanten Glasfassade gewähren die modern und hell eingerichteten Räumlichkeiten und Zimmer spektakuläre Ausblicke auf die Elbe, den regen Schiffsbetrieb und die HafenCity.

Anspruchsvolles Rahmenprogramm

In den Tagungsräumen des Hotels wurden am nächsten Morgen bei diversen hochkarätig besetzten, gemeinsam von Arnold Donald, Präsident und CEO der Carnival Corporation und weltweiter Chairman der CLIA sowie Kyriakos Anastassiadis eröffneten Business Sessions Themen wie geopolitische Herausforderungen (Anastassiadis), internationale Regulierungen (David Dingle, Chairman Carnival UK), Brand-Differenzierungen im Luxussegment (Karl Pojer, Chairman Leadership Council CLIA und CEO Hapag-Lloyd Cruises) sowie die Bewirtschaftung verschiedener Quellmärkte (Richard Vogel, CEO Pullmantur) diskutiert. Ein weiteres Panel beschäftigte sich mit den zukünftigen Anforderungen an die Infrastruktur der Häfen im Zuge immer grösser werdender Schiffe.

An Bord fanden dann Sessions und Workshops zu den Themen Technologie, Sicherheit, Hafenüberlastung, Verbesserungen der Umweltbilanz und Bewirtschaftung von Long-Haul-Quellmärkten und Auftrags-/Beschaffungswesen statt. Ebenfalls wurde Gelegenheit geboten, während der Passage von der Nordsee in den englischen Kanal einen Blick hinter die Kulissen des Bordbetriebs (Kommandobrücke, Maschinenraum/Abwasseraufbereitung, Galley, Kühl- und Lagerräume, usw.) zu werfen.

Im abschliessenden Travelnews-Gespräch erläuterte Kyriakos Anastassiadis, dass man die bisherig gemachten Fortschritte innerhalb der CLIA in Sachen Ausbau der Kooperation und Zusammenarbeit mit den verschiedenen Stakeholdern der Kreuzfahrtindustrie als erfolgversprechend und positiv werte: «Wir müssen, trotz ausgeprägtem Konkurrenzdenken, Vertrauen schaffen und enger kooperieren, uns regelmässig miteinander austauschen und den gegenseitigen Dialog fördern.» Hier sei man auf gutem Wege, so Anastassiadis.

Mit der bisherigen Entwicklung zufrieden zeigte sich auch Tom Fecke, seit Januar dieses Jahres der neue Generalsekretär der CLIA Europe. Gleichzeitig sei man sich aber bewusst, so Fecke weiter, dass noch vieles zu tun sei. Dazu sagte Anastassiadis: «Geben Sie uns und der CLIA vier weitere Monate, bis dann werden wir zusammen mit einer Reihe von Partnern wie europäischen Hafenverbänden, technischen Zulieferern und den Werften so weit sein, um ein griffiges Massnahmenpaket zu verabschieden, um die nächsten konkreten Schritte zur Lösungsfindung der anstehenden Herausforderungen anzugehen.»