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Über mehrere Decks hinweg kann der Magic Carpet an der Seite bewegt werden. Die mit vielen Innovationen versehene Celebrity Edge legt am 16. Dezember 2018 los mit 7-tägigen Kreuzfahrten in die östliche und westliche Karibik. Bilder: Thomas P. Illes und Celebrity Cruises

Celebrity Edge – das grosse Staunen in Miami

Thomas P. Illes

Zum Auftakt der Seatrade Fachkonferenz in Miami stellte Celebrity Cruises die lang erwarteten ersten Details der neuen Edge-Klasse vor. travelnews.ch war vor Ort.

Es ist schon fast ein Dauerzustand: im Wochenrhythmus kündigen Reedereien immer neue Innovationen und Rekorde an – in der Kreuzfahrtbranche jagt seit geraumer Zeit ein Superlativ den anderen. Etwas Skepsis schien also durchaus angebracht, als Celebrity Cruises, die Premiummarke der amerikanischen Royal Caribbean Gruppe, vollmundig zu einer «weltweit einmaligen Präsentation» der «revolutionären», ab Dezember 2018 in Fahrt kommenden Celebrity Edge in das kürzlich eröffnete Innovation Lab der Konzernzentrale nach Miami lud.

Nicht zuletzt auch deshalb, weil die Reederei mit ihren vor knapp zehn Jahren lancierten und seither stetig weiter entwickelten fünf Schiffen der Solstice-Klasse vor noch gar nicht allzu langer Zeit in der gesamten Kreuzfahrtbranche für Furore sorgte. Mit ihrem grosszügigen Raum- und Komfortangebot sowie dem modernen und hochwertigen Design gilt die Baureihe auch heute noch in vielerlei Hinsicht als wegweisend. Was also sollte nun bitteschön folgen?

Kreuzfahrtschiff neu definiert

Besagte Skepsis verflog allerdings schnell, als Richard Fain, Chairman und CEO von Royal Caribbean Cruises Ltd. sowie Lisa Lutoff-Perlo, President und CEO von Celebrity Cruises zusammen mit den Schiffsarchitekten die ersten grossflächig projizierten Renderings präsentierten. Was man da zu sehen bekam, verschlug den anwesenden Journalisten und Vertriebspartner schlicht die Sprache und zeigte eindrucksvoll eines: Yes - they did it again! Will heissen: Es scheint den Designern tatsächlich gelungen zu sein, erneut Massstäbe zu setzen und den Benchmark im Premiumsegment in bislang ungeahnte Höhen zu hieven. Wesentliche Elemente eines Kreuzfahrtschiffs sollen dabei neu definiert werden.

Spontane Bewunderungs- und «Wow»-Rufe ernteten zum Beispiel die neuen Suitenkonzepte, welche mit ihren grosszügigen Grundrissen, weitläufigen Fensterflächen und einer Kombination aus heller, ultramoderner, gleichzeitig einladend-wohnlicher Dekoration eher Assoziationen an ein stylish-zeitgenössisches State of the Art Penthouse in London oder New York statt an bisherige Vorstellungen eines Schiffs wachrufen. Besondere Highlights: die beiden direkt über der Kommandobrücke angeordneten «Iconic Suiten» mit atemberaubendem Meeresblick sowie sechs zweigeschossige «Edge Villas», die es so bislang noch auf keinem Celebrity-Schiff gab.

Ebenfalls ein Celebrity-Novum: der exklusiv für Suitengäste zugängliche Bereich namens «The Retreat», einem Komplex bestehend aus eigenem Pool- und Sonnendeck, einer Innen- und Aussenlounge sowie dem bereits auf anderen Celebrity-Schiffen eingeführten Restaurant «Luminae». Damit hat sich nun also auch Celebrity Cruises dem Trend angeschlossen, eigene abgeschlossene Bereiche für Gäste der teuersten Unterbringungskategorien zu schaffen, wie man sie etwa vom MSC Yacht Club oder Norwegian’s «The Haven» kennt.

Den eigentlichen Clou stellen aber die 918 regulären Balkonkabinen – davon 16 in einer für Celebrity ebenfalls neuen Single-Konfiguration – dar, die so regulär nicht mehr sind: denn die «Infinite Verandas» sind nicht aussen angebracht, sondern stellen einen integralen Bestandteil des Innenraums dar und können mittels gläsernen Falttüren und einer per Knopfdruck auf der Höhe der Reling aus- oder einfahrbaren Glasfront wahlweise als wind- und wettergeschützte Verlängerung des Wohnraums mit französischem Balkon oder als Aussenbereich genutzt werden.

Dadurch wird gegenüber den im Vergleich mit anderen Kreuzfahrtschiffen ohnehin schon geräumigen Standardbalkonkabinen der Solstice-Klasse eine um nochmals bis zu 30 Prozent vergrösserte Wohn- und um 33 Prozent erweiterte Fensterfläche erreicht. Wie sich travelnews.ch in den im Innovation Lab eingerichteten Kabinen-Mockup’s selber überzeugen konnte, verbirgt sich hinter diesen nackten Zahlen eine enorme Steigerung des Raum- und Komfortgefühls.

iPhone der Kreuzfahrtbranche?

In seiner engagierten Präsentation erläuterte Richard Fain, dass sich laut Gästebefragungen anspruchsvolle und luxusorientierte Reisende vor allem fünf Verbesserungswünsche bei den Schiffskabinen wünschten: grössere Badezimmer, grössere Betten, grössere Wohnbereiche, mehr Staukapazität und mehr Kontakt zum Meer: «Mit unseren neuen Balkonkabinen der Edge-Klasse werden wir genau das bieten können.» Dabei sei es, so Fain weiter, nicht darum gegangen, etwas grundsätzlich Neues zu erfinden, sondern wie beim iPhone bereits existierende Technologie neu zu kombinieren, zu verfeinern und schließlich in ein gänzlich neues Produkt zu transformieren.

Celebrity Cruises ist unter anderem auch dafür bekannt, möglichst viel Authentizität in das Produkt einfliessen zu lassen. So war es klar, dass beim «Rooftop Garden», einer verspielten Gartenlandschaft im hinteren Aussenbereich mit Sitzecken, Videoleinwand und baumartigen Skulpturen mit Mini-Bühnen für einzelne Musiker und Künstler sowie einem Grill-Restaurant nur echte Pflanzen in Frage kamen.

Fliegender Teppich und Gesichtserkennung

Den Höhepunkt der Präsentation hob man sich allerding für den Schluss auf: dem im Innovation Lab mittels beindruckend hochauflösender 3D-Simulation bereits «begehbaren» und zu erlebenden «Magic Carpet». Anfänglich handelte es sich hierbei laut Lisa Lutoff-Perlo lediglich um einen Arbeitstitel, doch mit der Zeit wurde die Bezeichnung «fliegender Teppich» bei den Designern und Mitarbeitern so beliebt, dass man sich entschied, den Namen beizubehalten.

Dieser bezeichnet eine an der Steuerbordseite angebrachte, multifunktionale und überdachte Plattform mit den stolzen Ausmassen eines Tennisplatzes. Das Besondere daran: je nach Tages- oder Abend-/Nachtbedarf wird diese von Deck 16 bis zur Wasserlinie hinabgesenkt oder wieder nach oben befördert werden und an wahlweise an den Decks 2, 5, 14 oder 16 als komfortable Tenderplattform, schickes Aussenrestaurant, Lounge oder nahtlose Erweiterung des Pooldecks inklusive Poolbar mit faszinierendem, über die Schiffseite hinausragenden Ausblick dienen können.

Mit einer 3D-Brille ausgestattet konnte sich travelnews.ch von den ungewöhnlichen und tollen Perspektiven überzeugen, welche da auf den zukünftigen Edge-Gast zukommen werden. Unschwer war auch zu erkennen, dass bei beispielsweise tieferer Positionierung, lediglich ein paar Meter über dem rauschenden Meer dahingleitend, bei einem Drink oder romantischen Sunset-Dinner der oft vorgetragene Wunsch «aber bitte mit Meerblick!» eine ganz neue Dimension erhalten dürfte...

Ein für die Reederei schöner Nebeneffekt wird zudem sein, dass mit dieser Konstruktion flexibel auf wechselnde Raum- und Aktivitätsbedürfnisse in diversen Schiffsbereichen reagiert und bei umsatzschwachen Randzeiten ein Teil von ungenutztem Platz vermieden und auf stärker nachgefragte Bereiche ausgewichen werden kann. Besagte 3D-Simulation dient übrigens beileibe nicht als Unterhaltungs-Gimmick für Journalisten oder andere Reedereibesucher, sondern wird und wurde als Teil einer weiteren Innovation primär als enorm aufwendiges und entsprechend leistungsstarkes Entwicklungstool für die Schiffsarchitekten und Innendesigner eingesetzt.

Entsprechend dem Hightech-Anspruch der Reederei wird auch bei der Edge-Klasse eine Fülle von neuen, derzeit auch bei anderen Reedereien schwer angesagten und im grossen Stil angekündigten digitalen Automatisierungs- und Personalisierungsfunktionen Einzug halten. Dreh- und Angelpunkt soll hierbei das Smartphone der Passagiere sein und via App-Steuerung umfangreiche Funktionen wie Gesichtserkennung, berührungslose Tür-, Licht- und Klimasteuerung in den Kabinen, interaktive Service- und Unterhaltungsdienste sowie etliches mehr zulassen.