Cruise

So wird die neue Helios-Klasse mit dem LNG-Antrieb aussehen. Bilder: Aida Cruises und Thomas Illes

Reise in die Zukunft mit dem ersten LNG-Kreuzfahrtschiff

Thomas P. Illes

Aida Cruises setzt auf neue Antriebstechnik. Das Interesse der Cruise-Branche und der Medien ist enorm.

Begleitet von einem grossen Medieninteresse wurde gestern auf der Meyer Werft in Papenburg der symbolische erste Stahlschnitt für die nächste Schiffsgeneration von Aida Cruises gefeiert. Den Startknopf der computergesteuerten Brennmaschine drückten Felix Eichhorn, Präsident von Aida Cruises sowie Tim Meyer und Bernard Meyer, Geschäftsführer der Meyer Werft, in demonstrativer Einigkeit gemeinsam.

So innig war die Freundschaft zwischen den beiden Unternehmen in den letzten Jahren allerdings nicht durchgehend. Die Auftragsvergabe der beiden letzten und bislang grössten Aida-Neubauten nach Japan bedeutete für die bis zu diesem Zeitpunkt so glänzend funktionierende Geschäftsbeziehung - immerhin entstanden in Papenburg im Zeitraum 2007 bis 2013 sieben Kreuzfahrtschiffe der Diva-Klasse - einen temporären, aber herben Rückschlag. Die Konkurrenz aus Fernost versprach deutlich günstigere Preise, vermochte dann aber den hohen Qualitätsanspruch nicht mit pünktlichen Ablieferungszeiten zu vereinen. So wandte man sich beim Wunsch nach der Entwicklung einer neuen anspruchsvollen, abermals grösseren und noch umweltfreundlicheren Schiffsklasse wieder an die bewährte Crew aus dem Hause Meyer.

Die Stahlschnittzeremonie von Aida Cruises in Papenburg. Bild: Thomas Illes

Umweltfreundliche Technologie

Sichtlich stolz auf das Projekt zeigte sich im Gespräch mit travelnews.ch Werftchef Bernard Meyer. Er weist vor allem auf den gewichtigen Innovationsschub in Form des Baustarts des weltweit ersten Kreuzfahrtschiffs hin, das komplett mit umweltfreundlichem Flüssigerdgas (LNG) betrieben werden könne. Zwar gäbe es auf kürzeren Strecken bereits Fähren und andere Fahrgastschiffe mit LNG-Antrieb. Doch bei den Aida-Neubauten, so Meier, werde es sich um Schiffe handeln, die 14 Tage oder länger vollständig mit LNG fahren können.

Sowohl Felix Eichhorn als auch Bernard Meyer weisen darauf hin, dass es auf dieser «Reise in die Zukunft» noch ein weiter Weg sein wird, LNG als saubereren und russfreien Treibstoff zu etablieren. Laut Meyer sei der Widerstand der Reedereien, LNG zu verwenden, noch gross, es gäbe noch «viele Schularbeiten zu machen». So seien beispielsweise die Häfen zu überzeugen, die Versorgung sicherzustellen und sich auf einen einheitlichen Abwicklungsstandard zu einigen. Eichhorn spricht die bevorstehenden logistischen Herausforderungen sowie die noch ausstehende Schaffung von Genehmigungsverfahren und rechtlichen Regularien an. Meyer zeigt sich aber überzeugt, dass mit der Entscheidung von Aida der Wendepunkt nun erreicht sei: «Ich bin Aida Cruises für ihre Vision, LNG als Treibstoff zu verwenden, dankbar und auch sehr froh, dass wir damit in gemeinsamer Partnerschaft technologisch in eine ganz neue Dimension vorstossen können. Aida hat mit LNG angefangen - weitere Kreuzfahrtreedereien, aber auch Handelsschiffe, werden folgen.»

Neben dem LNG-Aspekt stand beim gesamten Engineering vor allem auch die Energieeffizienz im Fokus. Wärmerückgewinnung, innovative Elektromotoren, LED-Beleuchtung, eine Schiffsautomation mit der Ausrichtung auf Energieeffizienz, optimierte Unterwasseranstiche zur Widerstandsreduzierung, die Gewichtsoptimierung bei der Auswahl der Materialien und viele weitere Themen wurden mit hoher Priorität bei der Planung und Konzeption bearbeitet.

Ab Dezember 2018 zu den Kanaren und nach Madeira

Mit der Helios-Klasse - die Namen der im Herbst 2018 und Frühjahr 2021 in Fahrt kommenden Schiffe mit einer Grösse von 183'900 BRZ und 2500 Kabinen werden erst zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben - verspricht Felix Eichhorn die an solchen Anlässen gern genannten Produktinnovationen. Er spart auch mit den obligaten Superlativen nicht: Ganz neue Erlebniswelten an Bord soll es geben, dazu «innovative Entertainment- und Kulinarikkonzepte, inspiriert vom modernen Lifestyle internationaler Hotspots» sowie eine «aussergewöhnliche Vielfalt an individuellen Urlaubsmöglichkeiten». Auch soll ein neues Kabinenkonzept den Gästen zukünftig noch mehr Raum für Individualität und persönlichen Service bieten, von der Penthouse Suite über die extragrosse Kabine für Familien bis hin zur Single-Kabine. Dazu kommen 15 Restaurants und 23 Bars. «Mit diesen Schiffen», so Eichhorn, «werden wird dem Urlaubsmarkt in Deutschland neue Impulse geben.»

Weitere Details, ausser dass die ersten 7-tägigen Reisen des dannzumal 13. Mitgliedes der Aida-Flotte ab Dezember 2018 zu den Kanaren und nach Madeira führen werden, verriet der Aida Manager noch nicht. Diese sollen in den nächsten Monaten bekannt gegeben werden.

Neue AIDA Lounge eingeweiht

Einen Ausblick auf die nächste Aida-Schiffsgeneration gibt auch der gestern eingeweihte Ausstellungsbereich von Aida Cruises im Besucherzentrum der Meyer Werft in Papenburg, das jährlich Anziehungspunkt für bis zu 300.000 Gäste ist. Hier erhält man faszinierende Einblicke in den modernen Schiffbau. In der neu gestalteten «Aida Lounge» erhalten die Besucher die aktuellsten Informationen zum Baufortschritt. Der Besuch ist nach Voranmeldung im Rahmen einer Führung möglich. Anmeldungen und weitere Informationen unter www.meyerwerft.de und www.papenburg-marketing.de.