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Viele Schweizer Antarktis-Fahrer sind mit der norwegischen Reederei Hurtigruten unterwegs. Bilder: KET

Schweizer mögen das Antarktis-Abenteuer

Thorsten Keller

Für Kreuzfahrten im Südpolargebiet gelten jedoch strenge Umweltvorgaben. Maximal 100 Passagiere dürfen zeitgleich an Land gehen.

1097 Schweizer haben laut einer Statistik der International Association of Antarctic Tour Operators (IAATO) in der Wintersaison 2015/2016 eine Schiffsreise in die Antarktis unternommen. Mit unterschiedlichen Anbietern wohlbemerkt, was sich auch in der Aufstellung der beliebtesten Schiffe der Antarktisreisenden wiederspiegelt: 242 Schweizer zog es demnach auf die MS Fram der norwegischen Reederei Hurtigruten, die vor den beiden Luxuslinern MS Hanseatic (127 Schweizer Passagiere) und MS Bremen (96) der deutschen Reederei Hapag-Lloyd das beliebteste Schiff der Schweizer Antarktisreisenden darstellt.

Als beliebtestes französisches Schiff konnte sich die MS Le Lyrial der Reederei Ponant (93 Schweizer Passagiere) etablieren. Und auch die im Auftrag von Oceanwide Expeditions in See stechende Plancius (88) erfreute sich unter Schweizern einer hohen Beliebtheit. Doch nicht alle Reisenden haben an Bord von Kreuzfahrtschiffen in der Antarktis dieselben Erlebnisse. Den Passagieren grosser Luxusliner wie der MS Celebrity Infinity, der MS Chrystal Symphony sowie der Holland America-Dampfer MS Prinsendam und MS Zaandam blieb bei ihrem Antarktis-Besuch der Zutritt zum antarktischen Festland verwehrt. Der Grund hierfür ist simpel: Nur Schiffen mit weniger als 500 Passagieren ist es in antarktischen Gewässern erlaubt, an Landepunkten vor Anker zu gehen. Grössere Schiffe dürfen die Gewässer südlich des 60. Breitengrades zwar befahren, dort aber nirgendwo anlanden.

Vorgaben sind notwendig, um das sensible Ökosystem zu schützen

«Die Internationale Organisation der antarktischen Reiseveranstalter IAATO hat strikte Regeln aufgestellt, wie Tourismus in der Antarktis ablaufen darf. Alle Veranstalter, die Antarktisreisen anbieten, müssen diese Regeln beherzigen», erklärt Tudor Morgan, Expeditionsleiter auf der MS Midnatsol der Reederei Hurtigruten (ausführliches Interview hier), die in der aktuellen Antarktis-Saison erstmals das Angebot der MS Fram ergänzt. Der Vorteil der 2003 in Dienst gestellten Midnatsol liegt auf der Hand: Das Schiff, das vorwiegend aus dem chilenischen Punta Arenas in See sticht, kann bis zu 450 Reisende aufnehmen, während die Fran mit Platz für 318 Passagiere erheblich kleiner ist. Doch insbesondere die IAATO-Vorgabe, dass sich höchstens 100 Besucher zeitgleich an einem Landepunkt auf dem antarktischen Festland befinden dürfen, schränkt die Kreuzfahrtanbieter auch ein. Diese Vorgaben sind notwendig, um das sensible Ökosystem der Antarktis nicht negativ zu beeinflussen. Für Tudor Morgan und sein Team der Midnatsol sind sie auch eine logistische Herausforderung.

«Wir teilen die Passagiere in Bootsgruppen ein und bringen maximal 100 zeitgleich an Land», erklärt der Expeditionsleiter. 90 Minuten haben die Passagiere an den Landepunkten auf der Antarktischen Halbinsel, in Pinguinkolonien und an Forschungsstationen dann Zeit, sich auf abgesteckten Pfaden zu bewegen. Dann geht es zurück aufs Schiff und die nächsten Gruppen landen an. Für die an Bord Verbliebenen dennoch kein Grund zur Langeweile. Mehrmals steht neben dem eigentlichen Landgang noch eine Zodiac-Fahrt durch die Eislandschaften der Antarktis im jeweiligen Tagesprogramm.

Weiterhin halten Experten aus dem Expeditionsteam täglich und mit deutscher und französischer Übersetzung Vorträge zu Themen rund um die Antarktis. Dreimal am Tag gibt zudem das Team um Küchenchef Anders Göransson im Restaurant sein Bestes. Insbesondere das Abendessen – tageweise als Buffet oder als Fünf-Gang-Menu mit kulinarischen Themenschwerpunkt – ist ein Highlight. Und nicht zuletzt verfügt die 136 Meter lange Midnatsol über mehrere Bars und Lounges, ein Labor mit Mikroskopen, eine Bibliothek, eine Sauna, einen Fitnessraum und zwei Whirlpools auf dem Aussendeck.

Für den aktuell im Bau befindlichen Hurtigruten-Neubau «Roald Amundsen» indes, der im Juli 2018 in Dienst gestellt und im darauf folgenden Oktober in der Antarktis in den Einsatz geht, sieht Tudor Morgan eine gute Perspektive. Mit seinem Hybridantrieb soll das neue Schiff rund 20 Prozent weniger Kraftstoff verbrauchen als die aktuell in der Antarktis eingesetzten Schiffsgenerationen. Der Umweltschutz erlangt in der Antarktis fortwährend eine grössere Bedeutung – sofern man hiervon im Bezug auf Schiffsreisen im sensiblen Ökosystem der Südpolargebiete eben sprechen kann.