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Holland America Line präsentiert in Rotterdam das neuste Schiff Koningsdam. Bilder: Thomas P. Illes - marinepress fotomarine, HAL

Holland Americas Koningsdam nimmt die Fahrt auf

Thomas P. Illes

In Rotterdam wurde das jüngste Flottenmitglied von Königin Máxima der Niederlande getauft — und der Name des für 2018 geplanten Schiffes bekannt gegeben. travelnews.ch ist mit an Bord.

Das Wetter zeigte sich nicht von der freundlichsten Seite. Umso mehr erstrahlte Holland America Lines jüngstes Flottenmitglied, welches am Freitag in Rotterdam von Königin Máxima der Niederlande getauft wurde. Bei gleicher Gelegenheit gab HAL-Präsident Orlando Ashford bekannt, dass das zweite für November 2018 geplante Schiff dieser neuen "Pinnacle Class" den Namen "Nieuw Statendam" tragen wird.

Die Wahl der Taufpatin unterstreicht das Traditionsbewusstsein der zum amerikanischen Carnival-Konzern zählenden Premium-Reederei, die auch im deutschsprachigen Raum eine stetig steigende Gästezahl verzeichnen darf. Der klassisch-dunkelblaue Rumpfanstrich des von der italienischen Fincantieri-Weft erbauten 2650-Passagier-Kreuzers lässt zudem erahnen: ein "Fun Ship" ist auch die Nummer 14 in der HAL-Flotte nicht. Wasserrutschen, Kletterwände und dergleichen sucht man an Bord vergebens. Und wo andere Schiffe im Stil landgestützter Resorts à la Disney World oder Las Vegas mit Gigantismus und Bombastik dem Gast die Illusion vortäuschen mögen, gar nicht auf einem Schiff zu sein, beruft man sich hier — trotz modernem Hightech — nach wie vor auf die glorreiche Ära der Oceanliner. Das ist ganz im Sinne einer loyalen, im Moment noch vornehmlich älteren, gleichwohl weltgewandten und kosmopolitischen, hauptsächlich englischsprachigen Klientel.

Jüngere Gäste — innovativeres Design

In zunehmendem Mass sind es aber nicht nur "erzkonservative Gäste im Rentneralter", welche die Vorzüge und den entspannten Lifestyle einer klassischen Seereise unter Aussparung von permanenter Massenbespassung und Dauerparty zu schätzen wissen. Um überdies dem demographischen Wandel in der Gesellschaft Rechnung zu tragen und das Bordangebot auch einem jüngeren Publikum näher zu bringen, stellt der Neubau in mancherlei Hinsicht einen Paradigmenwechsel dar. So kommen weite Teile der dezent-eleganten Inneneinrichtung viel heller und "urban-loungiger" daher, als man sich das auf bisherigen HAL-Schiffen gewohnt war.

Bisweilen begegnen einem sogar, zum Beispiel in den Pool-Bereichen, Anflüge von schickem Yachting-Flair, was bemerkenswert ist für ein Schiff dieser Grösse. Massgeblich dazu beigetragen hat unter anderem der im Moment schwer angesagte Schiffs- und Hoteldesigner Adam D. Tihany. Wie ein erster Schiffsrundgang von travelnews.ch zeigt, verstand es dieser meisterhaft, zeitgenössisch-moderne Designelemente — dazu gehört auch die originelle, ebenfalls sehr viel moderner gewordene Kunstsammlung — mit altbewährt-Klassischem zu kombinieren.

Man darf an dieser Stelle auch ruhig festhalten: so etliches wurde vom Schiffsquintett der seinerzeit wegweisenden und nach wie vor äusserst erfolgreichen Solstice-Klasse des Konkurrenten Celebrity Cruises abgekupfert, an deren Konzeption Tihany ebenfalls mitwirkte, ohne dass aber Holland America nur ansatzweise an Identität einbüsst. Und das ist gut so. Einen Wermutstropfen stellt allerdings die veränderte Anordnung der Rettungsboote dar. Die Sicht aufs Meer ist erheblich behindert und nimmt dem rundumlaufenden Promenadendeck Platz. Genau dieses weitläufige Promenadendeck war jedoch eines der bisherigen Markenzeichen der Reederei.

Die gegenwärtige Herausforderung: das Produkt mit einem frischeren Auftritt neuen Zielgruppen zu erschliessen, ohne gleichzeitig die treuen älteren Kunden zu vergraulen. Das dürfte zuweilen eine Gratwanderung darstellen. Mit dem neuen Schiff und seiner geschmackssicheren, ganz eigenen Paarung von Tradition und Moderne wird dieses Ziel jedoch nur schwer zu verfehlen sein. Am Sonntag wird die Koningsdam von Amsterdam aus zu ihren ersten Nordeuropa-Kreuzfahrten aufbrechen und dabei unter anderem Norwegen, Kiel, Rostock und Island besuchen. Nach der Europa-Saison geht es im Winter 2016/17 in die Karibik.