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2626 Kabinen für maximal 6762 Gäste und mehr als 1000 Kabinen für 2138 Crew-Mitglieder gilt es auf der MSC World Europa fertigzustellen. Alle Bilder: Artur K. Vogel

Vier neue MSC-Kreuzfahrschiffe bis Sommer 2023

Artur K. Vogel

MSC Cruises glaubt an die Zukunft: In den Chantiers de l’Atlantique In Saint-Nazaire, Frankreich, stehen zwei neue Kreuzfahrtschiffe vor der Fertigstellung, bei Fincantieri in Triest zwei weitere.

Es ist Ende Juni. Das Wetter ist schlecht, die Stimmung gut: Mit etwas mehr als 3000 Gästen, – der Hälfte, die das Schiff aufnehmen könnte – dampft die MSC Grandiosa von Kiel Richtung Norwegen. Eben erst hat die erste Sommersaison nach den Wirren der Covid-Pandemie begonnen.

Mit der Grandiosa steuern wir zuerst die dänische Hauptstadt Kopenhagen an, dann nach einem Tag auf See die norwegischen Destinationen Hellesylt und Geiranger, von wo wir die Briksdal-Gletscherwelt besuchen, die Stadt Ålesund mit ihren Jugendstil-Gebäuden und schliesslich Flåm. Dort steht eine Fahrt mit der Flåmbahn vom Aurlandsfjord hinauf auf das 866 Meter hoch gelegenen Myrdal auf dem Programm. Die weltweit steilste Normalspurbahn ohne Zahnrad braucht für die zwanzig Kilometer etwa eine Stunde. Beim spektakulären Wasserfall Kjosfossen legen wir einen Fotostopp ein.

Grandiose Kulisse für die MSC Grandiosa: Stopp in Ålesund.

Den Gästen an Bord der Grandiosa, die Ende 2019 in Betrieb genommen wurde und nach dem zweijährigen Covid-Unterbruch noch praktisch neu ist, fehlt es an nichts: Zwölf Restaurants, zwanzig Bars und Lounges, zwei Theater, Gym, Wellness- und Beauty-Angebote, Läden, ein Casino, Sportplätze, Pools, Jacuzzis, dazu Spiel- und Tummelplätze für Kinder sorgen dafür, dass es nie langweilig wird. Die norwegischen Fjorde, schneebedeckten Berge, Wasserfälle und Gletscher bieten die grandiose Kulisse für die Grandiosa.

Eine neue Schiffsklasse

Szenenwechsel: Bei MSC glaubt man unerschütterlich an die Zukunft der Kreuzfahrt, sagt Trevor Young, der Koordinator aller MSC-Bauprojekte. Wir sind in Saint-Nazaire, da, wo sich die Loire in den Atlantik ergiesst. Hier befindet sich die grösste Schiffswerft Europas, die Chantiers de l’Atlantique. Gleich zwei Kreuzfahrtschiffe kurz vor der Fertigstellung liegen in den Trockendocks: Die MSC Euribia, baugleich mit der MSC Grandiosa, wird ab kommendem Jahr die MSC-Flotte in Nordeuropa verstärken. Und dann ist da die MSC World Europa, erste Vertreterin der neuen Generation «World Class».

Geführt vom Hoteldirektor Neven Zdunic, gilt der MSC World Europa unser Besuch. Wie gigantisch sie ist – 333 Meter lang, 47 Meter breit und zwanzig Decks hoch – kann man nirgends so direkt erleben wie im Trockendock, wo auch der rot gestrichene Kiel und die riesigen Schiffsschrauben offen daliegen. Tatsächlich wirkt die MSC World Europa mit 2626 Kabinen für maximal 6762 Gäste und mehr als 1000 Kabinen für 2138 Crew-Mitglieder wie eine moderne Wohnüberbauung.

Kann mit einer modernen Wohnüberbauung mithalten: im Innern der MSC World Europa.

Im hinteren Teil des Schiffes gibt es Balkonkabinen nicht nur nach draussen, sondern auch nach innen, wo sie auf eine 104 Meter lange Promenade blicken. Trevor Young nennt das ein «ultramodernes, weltweit einmaliges, global inspiriertes urbanes Design». Im Innern des Schiffs fallen vor allem die reich dekorierten und mit LED-Leuchten in Szene gesetzten Publikumsbereiche auf: der mehrstöckige Rezeptionsraum mit einem riesigen Deckenleuchter, die grosszügigen Theater und Show-Arenen, die zahllosen Läden, Restaurants, Bars, Lounges und Unterhaltungszonen.

Trevor Young, der Koordinator aller MSC-Bauprojekte.

Für den Bau der World Europa wurden 350’000 Stahlteile verarbeitet, wie Henri Doyer erläutert, der Programmdirektor der Chantiers de l’Atlantique. 8000 Leute verrichteten rund sieben Milliionen Arbeitsstunden, und die Kosten des Giganten sind gigantisch: mehr als eine Milliarde Euro.

Effizienz und Umweltschutz

Wenn schon das Design neu ist, dann müssen es die Antriebe erst recht sein. «Effizienz und Verhinderung von Umweltverschmutzung» seien die wichtigsten Ansprüche an das Schiff, das mit LNG, also Flüssigerdgas betrieben wird, sagt Linden Coppell. Die exzentrische Britin ist bei MSC Cruises als Direktorin für Nachhaltigkeit zuständig.

Man verhehlt nicht, dass die Branche sich in den letzten Jahren mit einem schlechten Ruf konfrontiert sah. Deshalb soll die ganze MSC-Flotte bis spätestens 2050 mit Netto-null-Emissionen unterwegs sein. Erreicht werden soll das laut Linden Coppell mit neuen Brennstoffen, von denen LNG erst der Anfang ist, und mit hochmodernen Katalysatoren. Später sollen nicht-fossile Brennstoffe die heutigen Gas-, Diesel.- und Schweröl-Antriebe ersetzen. Nach und nach sollen alle MSC-Schiffe umgerüstet und erneuert werden.

Auf den Schiffen sind ausgeklügelte Systeme zur Mülltrennung und -entsorgung und zur Aufbereitung des Schmutzwassers installiert. «Das Wasser wird sauberer in die Ozeane abgelassen, als wir es von dort aufgenommen und aufbereitet haben», beteuert Coppell.

Neue kulinarische Konzepte

Wie wichtig das kulinarische Angebot ist, haben wir auf der MSC Gloriosa erlebt. Auf der MSC World Europa soll es neue Dimensionen erreichen, etwa mit einem Kaffee-Emporium, wo Kaffee frisch geröstet wird und Gäste aus allen möglichen Sorten und Zubereitungsarten wählen können. Im Raj Polo Tea House wird englische und indische Teetraditionen zelebriert. Gin- und Cocktailbars, eine Bierstube mit eigener Brauerei an Bord, eine Saftbar, eine Malt Lounge für Whisky, Cognac und Zigarren sowie Sweet Temptations, wo Kinder ihre eigenen Frozen Yoghurt- und Glacen zusammenstellen können, sind weitere Angebote.

Stopp an der Juice Bar.

Hinzu kommen ein Dutzend Restaurants. Neben den bekannten Lokalen werden neue kulinarische Konzepte eingeführt, wie Jacques Van Staden erläutert, der Verantwortliche bei MSC Cruises für Food & Beverages. Die Chef's Garden Kitchen steht für eine saisonale Küche, La Pescaderia für frische Fische und Meeresfrüchte. Luna Park Pizza & Burger hat amerikanische Speisen auf der Karte. Hinzu kommen die von anderen MSC-Schiffen bekannten Restaurants wie das Steakhouse Butcher's Cut, die Kaito Teppanyaki & Sushi Bar und die Hola! Tacos & Cantina. Zwei Buffetrestaurant und vier bediente Lokale runden das Food-Angebot ab.

Kids welcome

Auf 766 Quadratmetern hat die MSC World Europa sieben Abteilungen für Kinder von null bis 17 Jahren: Der Baby Club ist für die Kleinsten bis zu einem Alter von drei Jahren konzipiert und bietet einen Betreuungsservice, wenn Eltern auf Landausflügen sind. Ein Lego-Raum soll Kinder aller Altersgruppen begeistern. In den Junior-, Young & Teens Clubs gibt es mehr als zwanzig Spielkonsolen, sieben VR-Stationen und mehr als fünfzig verschiedene Videospiele. Bei Beat The Music beteiligt sich die ganze Familie an einer interaktiven Musik-Show. Ein umfangreiches Sportprogramm, Tanzveranstaltungen und andere Aktivitäten halten Kinder und Jugendliche auf Trab.

Die MSC World Europa soll rechtzeitig in Katar eintreffen, um dort während der Fussball-WM im November und Dezember als schwimmendes Hotel zu dienen. Danach wird sie den Winter über im Golf cruisen. Am 25. März 2023 wird sie dann Kurs aufs Mittelmeer nehmen, wo sie im Sommer zum Einsatz kommt.

Weitere Impressionen: