Rail & Road

Die Reiselust ist gross, die Autoflotte klein. Auf Mallorca schrumpfte die Fahrzeugflotte der Vermieter im Schnitt sogar um die Hälfte. Bild: Travelpricewatch

Kampf um verfügbare Mietwagen

Für viele boten die Osterferien bereits einen Vorgeschmack auf eine Situation, welche sich zur Hauptsaison weiter zuspitzen dürfte. Sunny Cars erklärt die aktuelle Lage in Bezug auf den Mietwagenmangel und verrät, wie Mietwagen-Interessenten nun am besten vorgehen können.

In den ersten Feriendestinationen gehen die Ferienautos bereits aus. Travelnews berichtete bereits darüber, dass in den kommenden Monaten eine grosse Nachfrage für Mietautos erwartet wird. Viele Kurzentschlossene suchen nach einem Verleih, der spontan zum Ferienpunkt noch ein Auto im Angebot hat. Mit Glück gibt es statt einem günstigen Kleinwagen als letzte Möglichkeit einen teuren Mini-Van. Bis zu 100 Prozent liegen die Kosten höher als vor der Pandemie.

«Vermietern bietet sich keine Chance, aktuell eine gewohnt grosse Flotte aufzubauen. Sie stellen daher derzeit ein signifikant geringeres Angebot an Mietwagen zur Verfügung. Das treibt die Preisentwicklung schon einmal automatisch“, so Kai Sannwald, Geschäftsführer von Sunny Cars. Der aktuelle Bestand an Mietautos ist deutlich kleiner als die Nachfrage. In Portugal oder auf Mallorca schrumpfte die Fahrzeugflotte der Vermieter im Schnitt sogar um die Hälfte. Gleichzeitig ist damit zu rechnen, dass die Reiselust im Sommer 2022 beinahe wieder mit der vor Beginn der Pandemie gleichziehen wird.

Zuerst war die Beschaffung von neuen Fahrzeugen ein Problem, nun sind es Lieferschwierigkeiten von Autobauteilen aufgrund des Russland-Ukraine-Krieges, welche die Branche in Anspannung versetzen. «Manchen Fahrzeugherstellern fehlen beispielsweise akut Kabelbäume für die technische Ausstattung der Fahrzeuge. Daher haben sie keine andere Möglichkeit, als ihre Produktion herunterzufahren», erläutert der Geschäftsführer von Sunny Cars. Zugleich investieren viele Hersteller verstärkt in Luxusfahrzeuge. Wenn nur noch wenige Komponenten wie beispielsweise Chips vorhanden sind, verwenden die KFZ-Bauer sie für grosse Autos mit höherer Gewinnmarge. Kleinwagen stehen hinten an und kommen entsprechend weniger auf den Markt.

Autovermieter haben keine Autos mehr

Vermieter verfügen meist nicht dauerhaft über ihr Autokontingent. Die KFZ-Hersteller etablierten in den vergangenen Jahren sogenannte Sale-and-buy-back-Verträge als primäres Businessmodell. Dabei geht es um Verkauf und Rückkauf ähnlich wie bei einem Leasing. Automobilhersteller bieten Mietwagen-Firmen in der Regel meist nur Fahrzeuge an, die der Käufer dann später wieder an den Hersteller zurückverkauft. Dabei herrschen strenge Kriterien, beispielsweise über eine kurze Maximalzulassung und niedrigen Kilometerstand. Dementsprechend lassen sie sich lediglich kurzzeitig zur Autovermietung einsetzen.

Die Folgen aus diesen Verträgen sind heute deutlich spürbar. Während der Corona-Krise gaben die Vermieter wie gewohnt ihre Autos an die Automobilhersteller zurück. Nun bekommen diese jedoch keine neuen mehr. Viele Hersteller sehen vom Verkauf an Vermieter ab, die meist viel Rabatt erhielten. Durch die geschrumpfte Zahl der Neuwagen verkaufen sie diese ohne Probleme an anderer Stelle mit mehr Gewinn. Schliesslich ist die Nachfrage nach Privat- und Firmenwagen vor allem hierzulande ungebrochen hoch. Wenn Hersteller Vermietern überhaupt noch Autos zum Kauf anbieten, sind diese sehr viel teurer. «Dabei entsteht beinahe ein Kampf um verfügbare Fahrzeuge», konstatiert Kai Sannwald von Sunny Cars.

Die kommende Feriensaison

Mietwagen-Veranstalter wie Sunny Cars halten derzeit noch erfolglos nach guten Nachrichten für ihre Branche Ausschau. Im Klartext bedeutet das: In den Pfingst- und Sommerferien rechnen sie erneut mit steigenden Preisen. «Leider ist auf dem Markt keine Entspannung in Sicht», sagt Kai Sannwald. «Der einzige Tipp: So früh wie möglich buchen – besonders wichtig für alle, die ein beliebtes Reiseziel ansteuern. Sehen Sie sich auf keinen Fall erst vor Ort nach einem Wagen um. Denn dann ist momentan die Wahrscheinlichkeit wirklich gross, dass Sie mit leeren Händen dastehen. Oder sehr, sehr tief in den Geldbeutel greifen.»

(TN)