Cruise
P&O Ferries entlässt 800 Crew-Mitarbeiter fristlos
Die Reederei P&O Ferries teilte am gestrigen 18. März 2022 überraschend mit, dass die Verbindungen an den kommenden Tagen nicht bedient werden können: «Wir raten Reisenden, alternative Arrangements zu treffen», hiess es in einer Unternehmens-Mitteilung. In zahlreichen Häfen blieben frustrierte Gäste gestrandet. Den Mitarbeitern von P&O Ferries wurde derweil in einem Videoanruf mitgeteilt, dass Donnerstag, der 17. März, ihr letzter Arbeitstag sei. Das Ende des Unternehmens ist dies jedoch nicht: Die 800 britischen Besatzungsmitglieder sollen durch günstigere Leiharbeiter ersetzt werden.
P&O rechtfertigte die Entscheidung damit, dass so die verbleibenden 2200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geschützt würden. «Wir haben Jahr für Jahr einen Verlust von 100 Millionen Pfund gemacht, der von unserer Muttergesellschaft DP World gedeckt wurde. Das ist nicht nachhaltig. Ohne diese Änderungen gibt es keine Zukunft für P&O Ferries», teilte das Unternehmen mit. Minister und Gewerkschaften haben die Massenentlassung von 800 britischen Seeleuten bei P&O Ferries als beschämend und «völlig inakzeptabel» verurteilt, während gleichzeitig wütende Forderungen nach Massnahmen gegen die in Dubai ansässigen Eigentümer des Unternehmens laut wurden.
Travelnews hat sich zu dieser Entwicklung mit Rebecca Giger-Senn von der Cruise & Ferry Center AG unterhalten: «Gerade gestern haben wir angefangen P&O Ferries Online zu aktualisieren, bis wir die tragische Nachricht in den Medien sahen. Wir haben bis jetzt keine Informationen erhalten und es entsteht bereits eine gewisse Unsicherheit bei den Kunden. Glücklicherweise haben wir für die nächsten zwei, drei Wochen keine P&O Ferries Buchungen erhalten. Diese sind normalerweise im Mai sehr beliebt. Somit haben wir auch Zeit, um abzuwarten und zu schauen, was passiert. Unseren Kunden bieten wir in der Zwischenzeit Alternativen an mit den Reedereien DFDS, Irish Ferries und Stena Line», so Rebecca Giger.
Langjährige Besatzungsmitglieder weigerten sich derweil, «ihr» Schiff zu verlassen, wie die BBC berichtete. Sicherheitskräfte mit Handschellen sind in Dover und in Larne eingesetzt worden, um Crew-Mitglieder abzuführen. In Dover sagte ein 46-jähriges Besatzungsmitglied mit 30 Dienstjahren, er mache sich Sorgen, wie er seine Familie unterstützen werde: «Es gab erwachsene Männer, die weinten, weil sie sich Sorgen um ihre Hypotheken machten. Wir wurden abgrundtief schlecht behandelt. Das war schon länger geplant und kommt nicht aus heiterem Himmel.»
Rechtsexperten warfen die Frage auf, ob es sich um einen Verstoss gegen das Arbeitsrecht handelte. Dieses sieht vor, dass ein Arbeitgeber, der die Entlassung von mehr als 100 Mitarbeitern plant, die zuständigen Minister mindestens 45 Tage im Voraus informieren muss. Die Regierung sei von den Plänen nicht in Kenntnis gesetzt worden. Die Sprecherin des Premierministers sagte: «Die Art und Weise, wie diese Arbeitnehmer informiert wurden, war völlig inakzeptabel und eindeutig nicht korrekt».
P&O Ferries war natürlich wie viele Transportunternehmen erheblich von der Corona-Pandemie betroffen. Die Passagierzahlen sanken deshalb deutlich. Das Unternehmen transportierte vor der Pandemie mehr als zehn Millionen Reisende jährlich sowie rund 15 Prozent der Frachtgüter in und aus Grossbritannien.
P&O Cruises ist nicht P&O Ferries
Wichtig: «P&O Cruises ist Teil des US-amerikanischen Carnival-Konzerns und wirtschaftlich in keiner Weise verbunden mit P&O Ferries». Lothar Krins, Geschäftsführer von Inter-Connect, der deutschen Repräsentanz von P&O Cruises, stellt eindeutig klar, dass die britische Hochseereederei P&O Cruises von den aktuellen Problemen beim namensähnlichen Fähranbieter nicht betroffen ist. P&O Cruises ist also nicht betroffen und das Geschäft der First Class-Reederei laufe problemlos weiter wie bisher.