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Die Pleite der MV Werften schlägt Wellen
Anfang dieser Woche wurde bekannt, dass der deutsche Schiffsbauer MV Werften mit Werfts-Standorten in Stralsund, Wismar und Rostock Insolvenz angemeldet hat; ebenso hat die Lloyd-Werft in Bremerhaven, die zum selben Eigentümer gehört, Insolvenz angemeldet. Damit sind rund 2200 Stellen in Norddeutschland in Gefahr. Besonders unschön: Die malaysische Eigentümerin der MV Werften, der Konzern Genting, und der deutsche Bundesstaat bzw. das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern sind in einen unschönen Rechtsstreit verwickelt, bei dem es um Kreditforderungen, Ausfallrisiken und die weitere Mitbestimmung beim Geschehen in den Werften geht. Genting lehnte einen Eigenbetrag von 60 Millionen Euro zur Rettung der MV Werften ab. Das Bundeswirtschaftsministerium hatte Hilfen in Aussicht gestellt, verlangte aber Garantien und einen Eigenbetrag des Miteigentümers. Mit rund 600 Millionen Euro aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds sollte das riesige Kreuzfahrtschiff «Global Dream» fertiggebaut werden. Dieses sollte das nach Passagierkapazität grösste Kreuzfahrtschiff der Welt sein und ist für den chinesischen Markt bestimmt (Travelnews berichtete). Genting hatte nach der Übernahme im Jahr 2016 geplant, bei der MV Werften eigene Schiffe erbauen zu lassen, doch Corona veränderte die Lage im Kreuzfahrtgeschäft nachhaltig.
Viele Fragen sind also noch unbeantwortet; zunächst müssen Insolvenzverwalter für alle Standorte berufen werden, welche die Rechtslage sortieren. Wie inzwischen bekannt wurde, hat der vorläufige Insolvenzverwalter Christoph Morgen von der Hamburger Kanzlei Brinkmann & Partner angekündigt, das Gespräch mit den Angestellten zu suchen, sich für die Auszahlung der Dezember-Löhne einzusetzen und er liess auch durchblicken, dass die «Global Dream» zu Ende gebaut werden soll. Dazu braucht es aber noch weitere Unterstützung von Politik und Investoren. Diskutiert wird aber auch über einen Verkauf der einzelnen Standorte an andere Werft-Betreiber.
Die Insolvenz ist ein unschönes Makel der deutschen Schiffbauindustrie. Wie auch immer dieser konkrete Fall ausgeht, es steht schlecht um den Schiffbau an den deutschen Küsten. Auch Deutschlands ältester Werft, der Pella Sietas in Hamburg, droht das Aus; die Insolvenz ist bereits angemeldet, während weitere Werften wie die FSG in Flensburg und Nobiskrug in Rendsburg von Investoren kurz vor der Pleite gerettet wurden. Derweil baute der Kreuzfahrtschiff-Erbauer Meyer Papenburg Hunderte Jobs ab.
Es kann schnell gehen. Noch im September 2021 klang alles positiv bei MV Werften. Nach dem erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen über den Überbrückungskredit mit den Vertretern des Bundes, des Landes und des Gesellschafters und der ersten Teilrückzahlung von 193 Millionen Euro durch die Werft im Juni 2021 wollte man sich auf die Fertigstellung der Global Dream im Jahr 2022 und die vollständige Finanzierung und Fertigstellung des zweiten Global-Class-Schiffes im Jahr 2024 konzentrieren, und gab sich dafür mit Carsten Haake einen neuen CEO. Dieser hat nun einiges an unschöner Arbeit vor sich.