Cruise

Zwei Carnival-Schiffe an einem karibischen Hafen: Die neuen CDC-Richtlinien sind Gift für die Cruise-Branche - und haben den Aktienwert der Reedereien sinken lassen. Bild: Samson Bush

Jetzt kommt es faustdick für die Reedereien

Die amerikanische Gesundheitsbehörde CDC rät neu aktiv von Kreuzfahrten ab. Ein Tiefschlag, auf den die Kreuzfahrtbranche gerne verzichtet hätte. Doch die US-Reedereien lassen sich nicht unterkriegen.

Strenge Gesundheitsprotokolle an Bord sollten sicherstellen, dass der Restart des Kreuzfahrtgeschäfts nachhaltigen Erfolg bringt. Das schien seit dem letzten Sommer auch gut aufzugehen. Doch dann kamen Omikron und der Nordhalbkugel-Winter und mit diesem wurden neue Ansteckungsfälle an Bord von Kreuzfahrtschiffen publik. Schon vor Weihnachten herrschte deshalb grosse Verunsicherung in der Cruise-Branche (Travelnews berichtete).

Leider gab es über die Festtage keine Entspannung; im Gegenteil: Es kam zu neuen Fällen, zuletzt etwa musste die AIDAnova ihre Kreuzfahrt vor Lissabon beenden, und bereits zuvor hatte die Mein Schiff 6 (TUI Cruises) eine Kreuzfahrt in Dubai wegen Corona-Fällen abgebrochen. Als wäre das nicht genug, hat das amerikanische «Centers for Disease Control and Prevention» (CDC) am 30. Dezember seine Reisewarnung für Kreuzfahrtschiffe auf die höchste Risikostufe 4 angehoben und Reisende aufgefordert, «unabhängig von deren Impfstatus bis auf Weiteres auf Kreuzfahrten zu verzichten». Dies, weil sich das Covid-19-Virus und insbesondere die neue Omikron-Variante auf engem Raum leicht zwischen Menschen an Bord ausbreite und selbst Menschen, die vollständig geimpft seien, sich anstecken und das Virus verbreiten könnten, so die Behörde. Der Entscheid fusst auf harten Fakten: Covid-Fälle wurden auf 94 Kreuzfahrtschiffen in US-Gewässern gemeldet, und fast alle dieser Ausbrüche haben die Schwelle für eine formelle Untersuchung durch die CDC erreicht. Es kamen erste Forderungen, den Kreuzfahrtbetrieb komplett einzustellen, und «Bloomberg» berichtet von Häfen, welche die Einfahrt von Kreuzfahrtschiffen mit Covid-infizierten Passagieren an Bord verweigerten. Beispielsweise durfte die Koningdam von Holland America Line jüngst nicht in Mexiko anlegen.

Das hat nicht nur für die Nachfrage im wichtigsten Cruise-Markt der Welt, den USA, seriöse Konsequenzen. Auch die Aktien der Kreuzfahrtunternehmen fielen nach der CDC-Ankündigung: Die Aktien von Carnival, Royal Caribbean Cruises und Norwegian Cruise Line Holdings fielen deutlich, jeweils um zwischen 1-2%.

Der Kreuzfahrtverband CLIA (Cruise Lines International Association) erklärte derweil in einer E-Mail, dass die CDC-Empfehlung verwirrlich sei, da die Zahl der auf Schiffen festgestellten Fälle eine sehr kleine Minderheit der Gesamtbevölkerung an Bord ausmache - «weit weniger als an Land». Die Reedereien lassen sich vom CDC-Tiefschlag auch nicht unterkriegen: Royal Caribbean beispielsweise sagte, man habe 18 von 331 Hafenanläufen in nächster Zeit anpassen müssen; zur Annullation einer gesamten Reise kam es derweil nicht. Ebenso hielt die Reederei fest, dass die Omikron-Fälle an Bord allesamt milden Verlauf nach sich zogen und dass praktisch alle Passagiere an Bord geimpft waren - sprich, dass die Situation das harsche Vorgehen der CDC nicht rechtfertige. Die US-Reedereien kämpfen um den Erhalt ihres Restart-Efforts, nachdem sie ab März 2020 mit einem 15-monatigen Betriebsunterbruch konfrontiert waren. Und auch die Reedereien in Europa werden sich trotz der nun publik werdenden Infektionsfälle an Bord gegen allfällige Schliessungen wehren und darauf bauen, dass die Lust an der Kreuzfahrt, gepaart mit Impfung und Schutzmassnahmen an Bord, weiterhin für Buchungen sorgt.

(JCR)