Cruise

Ein Kreuzfahrtschiff von Celestyal Cruises in der Ägäis: Die Absage aller Fahrten im 4. Quartal wirft Fragen auf. Bild: AdobeStock

Was ist bloss bei Celestyal Cruises los?

Von August bis Ende Jahr hat die Reederei sämtliche Kreuzfahrten abgesagt. Das wegen restriktiven Reisebestimmungen weiterhin schwächelnde Reiseveranstalter-Geschäft hinterlässt Spuren. Kreuzfahrt-Experte Thomas P. Illes äussert sich zu diesem Fall.

Die zypriotische Reederei Celestyal Cruises - früher noch unter dem Namen Louis Cruises bekannt - hat bekannt gegeben, dass die Kreuzfahrt-Saison 2021 vorzeitig per 28. August beendet wird. Die Kreuzfahrten der beiden derzeit aktiven Schiffe zwischen September und Dezember 2021 werden abgesagt.

Eigentlich hatte Celestyal Cruises nach einem erfolgreichen Neustart im Juni 2021 Reisen in diesem Jahr noch bis in den Dezember hinein geplant, danach wäre ohnehin eine Winterpause bis März 2022 vorgesehen gewesen. Celestyal Cruises fährt aktuell mit der «Celestyal Crystal» seit 12. Juni ab Piräus und seit dem 28. Juni 2021 auch mit der «Celestyal Olympia» ab Lavrion drei- bis viertägige Routen in Griechenland. Die Neuerwerbung «Celestyal Experience» - die ehemalige «Costa neoRomantica» - wurde bislang von Celestyal Cruises noch nicht eingesetzt.

Warum also das verfrühte Saison-Ende? Celestyal bezieht sich hierbei auf wieder zunehmende Reisebeschränkungen für Passagiere aus Ländern, welche in den Herbst-Monaten mit Celestyal Cruises unterwegs gewesen wären. Nach aktuellem Stand sind neue Kreuzfahrten erst wieder ab März 2022 geplant.

Wenig Nachfrage, wenig Geld, hohe Verpflichtungen

Es gibt aber auch andere Interpretationen für das verfrühte Saison-Ende. Wie der Wirtschafts- und Kommunikationsberater sowie Industrieanalyst Thomas P. Illes, der sich gegenwärtig gerade in Griechenland aufhält und sich mit einer Reihe von wichtigen Entscheidungsträgern der internationalen Kreuzfahrtbranche austauscht, gegenüber Travelnews ausführt, befinde sich Celestyal offenbar in ernsteren Schwierigkeiten, als das Unternehmen offiziell zugestehen mag. Dazu erklärt Illes: «Die 3- und 4-tägigen Ägäis-Kreuzfahrten der Reederei sind eigentlich deren Haupterwerbsquelle. Da dieses Marktsegment aber hauptsächlich vom Reiseveranstalter-Geschäft bestimmt wird, scheint der Mangel desselben Hauptgrund für Celestyal zu sein, die geplanten Kreuzfahrten für das vierte Quartal 2021 zu streichen. Nun muss man die Reiseveranstalter davon überzeugen können, dass es im Frühjahr 2022 wie geplant zum Restart kommt.»

Ohne ihm vorliegende Zahlen bekannt zu geben, spricht Illes über «Cashflow-Engpässe in Verbindung mit Bankkrediten». Gerade auch der Kauf der Costa neoRomantica könnte hierbei zum falschen Zeitpunkt erfolgt sein. Sicher ist, dass die weiterhin fehlende Nachfrage gepaart mit hohen finanziellen Verpflichtungen für Celestyal - wie wohl auch für einige weitere Reedereien - in nächster Zukunft eine echte Herausforderung bleiben wird. «Es bleibt zu hoffen, dass Celestyal nicht ein Opfer des Covid-bedingten Umstrukturierungsprozesses in der Kreuzfahrtbranche wird und dass es auch künftig weiterhin Raum für kleine und unabhängige Anbieter gibt, welche authentische und regionale Kreuzfahrterlebnisse bieten», schliesst Illes.

(JCR)