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Daniel Pauli, Geschäftsführer von Thurgau Travel, sagt, dass er trotz der aktuellen Krise und den damit einhergehenden Herausforderungen am richtigen Platz ist. Bild: Thurgau Travel

«Unsere Flotte wird auf einen Saisonstart ab Ende April vorbereitet»

Nina Wild

Seit rund einem Jahr ist Daniel Pauli Geschäftsführer des Flussfahrt-Spezialisten Thurgau Travel. Es ist Zeit, die vergangenen herausfordernden Monate revue passieren zu lassen - und einen Blick in die Zukunft zu werfen.

Herr Pauli, wie hat Ihr Unternehmen die Krise bislang gemeistert?

Daniel Pauli: Dank unserer tollen Crew, die allesamt Verantwortung übernimmt und tolle Arbeit leistet, sind wir bislang gut durch die Krise gekommen. Mein Dank gilt auch den Kunden, die sehr verständnisvoll und grosszügig mit uns waren – auch wenn sich Ihre Reisepläne kurzfristig änderten. Dafür sind wir sehr dankbar und es zeigt den grossen Goodwill der Kunden. Nicht zuletzt konnten wir auf unser grosses Partner-Netzwerk zählen, das den Schaden partnerschaftlich mit uns teilt und auch wieder dabei ist, wenn es losgeht.  

Sie sind nun seit etwas mehr als einem Jahr Geschäftsführer von Thurgau Travel – wie lautet Ihr erstes Fazit über die Zeit in dieser Position?

Ich habe in meinem zweiten Jahr in der Reisebranche wiederum sehr viel darüber gelernt, wie die Branche funktioniert. Auch wenn es vorwiegend um Krisenbewältigung ging, erachte ich diese Lektionen als wertvoll. Was bleibt mir auch anderes übrig und bislang haben wir die Krise gut gemeistert. Zugegeben, ich will möglichst schnell wieder in die Zeit kommen, in welcher das Unternehmen nicht mehr im Krisenmodus läuft. Auch wenn uns Corona noch einige Zeit begleiten wird, möchte ich eigentlich auch nirgendwo lieber sein. Letzteres klingt zwar nach Plattitüde - ich meine es aber wirklich so, da ich optimistisch in die Zukunft unserer Branche schaue.

Zudem haben wir innerhalb der Familie und des Unternehmens seit meinem Einstieg einen sehr guten und stabilen Aufbau hingekriegt, der bislang auch in der Bewältigung der Krise sehr hilfreich war. Mir ist bewusst, dass ich noch viel zu lernen habe und ich bin bereit, die kommenden Herausforderungen mit meiner Crew anzugehen.

«Im März starten wir mit der Swiss Ruby kleinere Rundfahrten rund um Basel mit jeweils einer Übernachtung und hochwertigem kulinarischen Angebot.»

Wie viele Schiffe aus Ihrer Flotte sind momentan unterwegs und auf welchen Gewässern?

Aufgrund der aktuell geltenden Einschränkungen in der Schweiz und auch umliegenden Ländern liegt der Grossteil unserer Flotte in den Winterhäfen und wird auf einen Saisonstart ab Ende April vorbereitet.

Mit einer Ausnahme: Im März starten wir mit der Swiss Ruby kleinere Rundfahrten rund um Basel mit jeweils einer Übernachtung und hochwertigem kulinarischen Angebot. Damit möchten wir den Menschen, die zurzeit einfach mal raus wollen, ein kleines, aber feines Flussfahrten-Erlebnis bieten.

Wie gestaltet sich aktuell die Nachfrage nach Flusskreuzfahrten? Zeigt sich wieder ein höheres Interesse bei Ihrer älteren Kundschaft durch die Impfungen?

Es kommen vermehrt Buchungen und Anfragen rein. Vor allem über das Wochenende gehen jeweils mehr Buchungen online ein als noch vor ein paar Wochen. Ob dies auf die Impfung zurückzuführen ist, können wir nicht bestätigen, da wir diese Information nicht erheben. Wir merken jedoch auf alle Fälle, dass die Leute raus wollen und sich nach tollen Reiseerlebnissen sehnen. Dies ist zwar positiv, entspricht aber aus offensichtlichen Gründen nicht dem gewohnten Volumen, welches wir sonst in der traditionellen Hauptbuchungszeit hatten.

«Im Idealfall steigt nach Corona die Wertschätzung für tolle Reiseerlebnisse und hat dementsprechend auch wieder ein Preisschild dran, welches das Erlebnis und den Ressourceneinsatz widerspiegelt.»

Worauf legen Sie aktuell den Fokus und wie sind die Perspektiven für die kommenden Wochen und Monaten?

Wir fokussieren uns vor allem auf die Flüsse und Destinationen innerhalb Europas und haben für dieses Jahr insbesondere vorzügliche Buchungsbedingungen für Alleinreisende und Familien geschaffen. Auf Rhein, Donau und Rhône bieten wir Neuerungen mit den neuen Ausflugspaketen «Aktiv» und «Genuss» an, die besonders für Wiederholer, die den Fluss bereits kennen, interessant sind.

Für Russland und Asien beobachten wir die Situation vor Ort sowie das Kundenverhalten sehr genau und werden die Saison kurzfristig anpassen. Da diese Destinationen etwas später starten, bleibt uns mehr Zeit. Interessanterweise haben wir für unsere Reisen in Sibirien fast keine Annullationen. Wir bleiben also nach wie vor flexibel.

In welche Richtung verändert sich die Reise- und Tourismuswelt idealerweise nach überstandener Coronakrise?

Als Reiseveranstalter und auch privat wünsche ich mir eine Entwicklung, bei der das Reisen weniger als Konsumgut behandelt wird, welches immer und überall zu möglichst günstigen Preisen konsumiert werden kann. Sie fragen mich nach dem Ideal: Im Idealfall steigt nach Corona die Wertschätzung für tolle Reiseerlebnisse und hat dementsprechend auch wieder ein Preisschild dran, welches das Erlebnis und den Ressourceneinsatz widerspiegelt.