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Ab Ende Januar können sich Gäste wieder auf der MSC Grandiosa entspannen. Bild: msckreuzfahrten.ch

«MSC Cruises will im Bereich der Energie-Effizienz führend sein»

Jean-Claude Raemy

Umweltschutz ist bei Reedereien trotz Krise weiterhin ein wichtiges Thema. MSC Cruises forscht in den kommenden Jahren intensiv weiter an kohlenstoffarmen Lösungen für die Schifffahrt. Wir haben uns dazu mit Linden Coppell, Director of Sustainability bei MSC Cruises, unterhalten.

Auch in Krisenzeiten verliert MSC Cruises die zukunftsgerichteten wichtigen ökologischen Aspekte und Entwicklungen nicht aus den Augen. Soeben informierte die Reederei mit Sitz in Genf, dass sie in einem Forschungsprojekt involviert ist, welches «eine kohlenstoffarme Schifffahrt durch die Kombination von fortschrittlichen Energietechnologien und innovativem Schiffsdesign» fördert.

Das Projekt nennt sich «CHEK», was für «deCarbonising sHipping by Enabling Key technology symbiosis on real vessels concept designs» steht. MSC Cruises arbeitet in diesem von der finnischen Universität Vaasa geleiteten Projekt mit weiteren führenden Unternehmen wie Wärtsilä, Silverstream Technologies, Hasytec, Deltamarin, Climeon und BAR Technologies sowie mit der World Maritime University in Malmö (Schweden) und Lloyds Register (Schiffs-Klassifikationsgesellschaft und unabhängige Risikomanagement-Organisation) zusammen. Linden Coppell (Director of Sustainability, MSC Cruises) koordiniert und leitet das Engagement von MSC Cruises in diesem Projekt. Travelnews konnte sich mit ihr dazu unterhalten.

Linden Coppell. Bild: MSC Cruises

Laut Coppell ist diese Initiative ein weiterer Beleg für das kontinuierliche Engagement von MSC Cruises für Lösungen zur Emissionsreduzierung. Aber woran wird konkret geforscht? «Wir prüfen neue Antriebstechnologien, allen voran Wasserstoffantrieb. Das Ziel ist natürlich ein möglichst neutraler ökologischer Fussabdruck in absehbarer Zeit. Weiter wird aber auch an Effizienz-Verbesserungen geforscht - etwa per Ultraschall-Antifouling oder einer Luftschmierung des Schiffsrumpfes.» Wie bitte? Bei Letzteren beiden geht es um neue Technologien, mittels welchen der Schiffsrumpf mit weniger Widerstand durch das Wasser gleitet und damit Einsparungen beim Treibstoffverbrauch - und damit eben auch beim ökologischen Fussabdruck - ermöglicht. Erstgenanntes ist eine Technik, bei welcher mit Ultraschall der Schiffsrumpf von Fäulnis oder «biologischem Befall» befreit wird, ein übliches Problem in der Schifffahrt. Bei der Luftschmierung geht es um eine Technik, mittels welcher Luftbläschen unter dem Schiffsboden vorne am Schiff ausgestossen werden und die, bei der Fahrt entlang dem Schiffsrumpf nach hinten wandernd, die Reibung im Wasser vermindern.

Es werden aber noch weitere Techniken erforscht und verfeinert. So etwa neue Abfallverbrennungs-Systeme und Optimierungssoftware. Bei Letzteren geht es um eine bessere Energiebedarfs-Verteilung auf dem Schiff, so dass nicht mehr allein der Antriebsmotor für den kompletten Energiebedarf zuständig ist, sondern dieser besser auf weitere Quellen verteilt und effizient gesteuert werden kann.

Das Projekt wird laut Coppell über die nächsten drei Jahre geführt. «Es geht darum, die optimale Technologie bereit zu haben, sobald diese getestet und marktreif ist», sagt Coppell, welche in Genf arbeitet, «MSC Cruises will im Bereich der Energie-Effizienz langfristig führend sein». Will heissen: Es gibt keinen konkreten Zeithorizont für eine Einführung der genannten Technologien, sondern es geht darum, diese im Verbund mit anderen Interessenvertretern aus der Forschung und der Schifffahrt soweit zu optimieren, dass sie künftig in neuen Schiffstypen eingesetzt werden können. Zur Erinnerung: Zwischen Forschung im Implementierung der LNG-Antriebstechnologie vergingen zehn Jahre.

LNG heute, Bio-LNG morgen?

Stichwort LNG: MSC Cruises hat sich bekanntlich verpflichtet, drei LNG-Schiffe (plus zwei Optionen), also Schiffe Flüssigerdgas-Antrieb, in die Flotte aufzunehmen. Fünf Milliarden Euro wurden in dieses Projekt investiert. Im Jahr 2022 wird die MSC World Europa, das erste LNG-angetriebene Schiff des Unternehmens, ausgeliefert; bereits in diesem Jahr beginnen die Arbeiten an einem zweiten LNG-Schiff – dem fünften Schiff der Meraviglia-Klasse. Die MSC World Europa ist übrigens das erste LNG-Kreuzfahrtschiff, das in Frankreich gebaut wird. Sie wird zu den technologisch fortschrittlichsten Kreuzfahrtschiffen der Welt gehören und eine Reihe von Umweltinnovationen bieten - dazu gehört vor allem die 50-Kilowatt-Festoxid-Brennstoffzellentechnologie, die im Vergleich zu einem konventionellen LNG-Antrieb das Potenzial hat, die Treibhausgasemissionen um weitere 25% zu reduzieren.

«Sobald nachhaltige, nicht-fossile Kraftstoffe wie Bio-LNG in grossem Umfang verfügbar sind, wird MSC Cruises diese auf den LNG-betriebenen Schiffen einsetzen, um die Treibhausgasemissionen weiter zu reduzieren», versichert Coppell. Bis es soweit ist, wird es aber nochmals dauern. Die in Kürze auszuliefernden Schiffe werden aber auch schon jede Menge neue Technologie an Bord haben, vieles davon direkt im Interesse eines verbesserten Umweltschutzes. Aktuell bereitet sich MSC Cruises auf die Inbetriebnahme von zwei neuen Schiffen im Jahr 2021 vor: jene der MSC Virtuosa und der MSC Seashore.

«Jedes neue Schiff, das in unsere Flotte aufgenommen wird, beinhaltet Lösungen zur Minimierung unseres ökologischen Fussabdrucks», erklärt Coppell in diesem Zusammenhang; die beiden genannten Schiffe werden da keine Ausnahme sein. Während neue Technologien identifiziert werden, arbeite MSC daran, die bestehende Flotte zu verbessern, mittels Nachrüstungen für erweiterte Massnahmen zur Energiereduzierung. Da geht es um Themen wie Heizung bzw. Kühlung oder, wie bereits angedeutet, auch um IT-Verbesserungen. So werden etwa Live-Verbesserungen mittels Big Data möglich, indem enorme Datenmengen von den echten Schiffen auf «digitale Zwillinge» übertragen werden, an welchen die Daten ausgewertet und für weitere Verbesserungen im Bereich Effizient und Design analysiert werden. «Unsere Schiffe sind vollbeladen mit modernster Technologie», lacht Coppell.

Was heisst das in Bezug auf die Schiffsgrösse? Der Gigantismus in der modernen Kreuzfahrt wurde von vielen - Umweltschützern und anderen - immer wieder kritisiert. Dafür sieht Coppell keinen Anlass: «Die Grösse des Schiffs ist irrelevant. Es kommt aus Sicht des Umweltschutzes auf den Treibstoff und den Antrieb an, worüber sich der ökologische Fussabdruck am besten reduzieren lässt.» Dass es nun wieder zu einem Trend zu kleineren Schiffen kommen werde, dafür sieht Coppell zumindest aus der ökologischen Überlegung hinaus keinen Anlass.  

Und wie steht es um die Finanzierung der ganzen Umweltbemühungen? Coppell hält sich mit Angaben zu kommerziellen Entscheiden zurück, hält aber nochmals fest, dass MSC «den Verbesserungen im Bereich Umweltschutz langfristig verpflichtet ist». Das Forschungs-Konsortium stehe zudem kurz davor, erhebliche Mittel aus «Horizont 2020», einem EU-Förderprogramm für Forschung und Innovation, zu erhalten. Das heisst auch, dass die gemeinsame Forschung zur Effizienz im Schiffsbetrieb öffentlich gemacht wird: Die Ergebnisse werden umfassend vorgestellt, um ein besseres Know-How in der gesamten Branche zu fördern.


Das ist die moderne Umwelttechnologie an Bord der neusten Schiffe

Die 2021 auszuliefernden Schiffe MSC Virtuosa und MSC Seashore werden beide mit hybriden Abgasreinigungssystemen an allen Motoren ausgestattet. Mit dieser Technologie wird eine 98-prozentige Reduzierung der Schwefeloxid-Emissionen (SOx) erreicht. Wie die MSC Grandiosa werden auch diese Schiffe mit modernsten SCR-Systemen (Selective Catalytic Reduction) ausgestattet, die den Ausstoss von Stickoxiden (NOx) um 90% reduzieren.

Zudem werden beide Schiffe mit einem Landstromanschluss ausgestattet, wodurch sie also in Häfen, in denen diese Infrastruktur vorhanden ist, mit dem lokalen Stromnetz verbunden werden. Dies ermöglicht eine Minimierung des Motorbetriebs, wenn das Schiff im Hafen liegt.

Ebenso werden die Schiffe mit fortschrittlichen Abwasseraufbereitungssystemen ausgestattet, deren Reinigungsstandards höher sind als die der meisten Abwasseraufbereitungsanlagen an Land. Ballastwasser-Aufbereitungssysteme werden zudem die Einschleppung invasiver Arten in die lokale Meeresumwelt durch Ballastwassereinleitungen verhindern.

Weiter werden beide Schiffe mit einem System ausgestattet, das den Unterwasserschall reduziert. Dabei sind der Rumpf und der Maschinenraum so konstruiert, dass die akustischen Auswirkungen auf die Meeresfauna, vor allem auf die Meeressäuger in den umliegenden Gewässern, minimiert werden.

Nicht zuletzt verfügen alle Neubauten von MSC Cruises über eine Vielzahl energieeffizienter Massnahmen, die dazu beitragen, den Verbrauch der Maschinen zu reduzieren und zu optimieren. Dazu gehören eine intelligente Belüftung und fortschrittliche Klimaanlagen mit automatischen Energierückgewinnungsschleifen, die Wärme und Kälte umverteilen, um den Bedarf zu senken. Die Schiffe verwenden LED-Beleuchtung, die von intelligenten Managementsystemen gesteuert wird, um das Energiesparprofil weiter zu verbessern. In Zusammenarbeit mit den Werften werden alle Neubauten mit Energieferüberwachungs- und -analysesystemen ausgestattet, die eine Unterstützung in Echtzeit von Land aus ermöglichen, um die betriebliche Effizienz an Bord zu optimieren.