Cruise

Die Kreuzfahrt-Industrie bewegt sich auf dünnem Eis. Bild: TN

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Nina Wild

Anfangs Krise wurden die Ozeanriesen zum Symbol für Corona-Infektionsherde. Langsam wagen einige Reedereien den Neustart. Es ist wichtig, dass jetzt alles gut geht.

Rund 350 Kreuzfahrtschiffe wurden mit dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie im März dieses Jahres praktisch von heute auf morgen stillgelegt. Lange blieb es ruhig um die Industrie. Viel länger als beispielsweise um die Airlines, die ihre Flugpläne bereits wieder Anfang Juni hochfahren konnten. Stand jetzt haben gerade einmal etwa zwanzig Ozeanriesen ihren Betrieb wieder aufgenommen und begrüssen wieder Gäste an Bord. Dies ist nur dank der Erarbeitung von umfassenden Schutzkonzepten möglich, die etliche Szenarien umfassen müssen, falls trotz aller Bemühungen das Virus mit an Bord geschleppt wird. Denn dann gilt es den Regierungen, den Medien und der Gesellschaft zu beweisen, dass die Situation unter Kontrolle ist. Ein enormer Druck, der auf den Reedereien lastet.

Anfangs Februar machten Bilder der «Diamond Princess» über den ganzen Globus die Runde. 2600 Passagiere mussten eingeschlossen in ihren Kabinen ausharren, weil 64 Personen an Bord positiv auf das Virus getestet wurden. Sicherlich nicht förderlich für eine Industrie, welche es in der Vergangenheit nicht einfach hatte, Neukunden aufs Boot zu holen. Es folgten zahlreiche Geschichten von Hochsee-Kreuzfahrtschiffen, denen das Anlegen an den Häfen verweigert wurde – aus Angst, das Virus würde dadurch ins Land eingeschleppt. Tagelang trieben die Riesen vor den Küsten ohne zu wissen, wie es weiter geht.

Diese Bilder und Storys sind in den Köpfen der Menschen noch immer fest verankert. Es liegt nun an den wenigen Schiffen die unterwegs sind, zu beweisen, dass die Reise auf dem Meer sicher ist. Das liegt aber nicht nur in der Verantwortung der Reedereien, sondern auch in jener der Passagiere. Denn die vergangenen Monate haben gezeigt, dass die einfachsten Massnahmen wie Hände waschen, Abstand halten und einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen die effektivsten sind. Nur wenn alle mitmachen, funktioniert es.

Dünnes Eis

Unsere Test-Reise mit Costa Crociere diese Woche hat gezeigt, dass sich das italienische Unternehmen in den letzten Monaten intensiv damit befasst hat, wie Kreuzfahrten auch in diesen Zeiten sicher sind. Für alle Bereiche vom Check-In, Einschiffen, Gastronomie, Unterbringung, Wellness und Landausflüge gibt es ein passendes Konzept. Und einen Plan, was es zu tun gibt, falls es trotz aller Bestrebungen zu einer Ansteckung kommen sollte. Denn eine hundertprozentige Garantie gibt es natürlich nicht. Erst vor ein paar Tagen machte eine Meldung die Runde, dass an Bord der «Mein Schiff 6» von TUI zwölf positiv getestete Crew-Mitglieder an Bord seien. Die Meldung verbreitete sich im Lauffeuer, obwohl sich die Mitteilung nach einem weiteren PCR-Test sowie einem Antigen-Test als Fehlalarm entpuppte. Ein Beispiel dafür, auf welch dünnem Eis sich die Reedereien derzeit bewegen.

Funktioniert das Konzept von Costa, wäre das für die gesamte Kreuzfahrt-Industrie von grosser Bedeutung. Andere Staaten könnten sehen, dass diese Reiseform auch in den aktuellen Zeiten möglich ist. Dies hat sich die Reederei im übrigen auch mit der Durchführung der Reisen zum Ziel gesetzt. Denn aktuell sind die Cruises aufgrund der tiefen Auslastung alles andere als rentabel. Aber jemand muss schliesslich den Anfang machen, bevor andere nachziehen können. Bis zur Normalität, wie wir sie vor der Krise kannten, ist es noch ein weiter Weg. Aber der Restart ist ein wegweisendes Zeichen für die Zukunft der Branche.