Cruise

Die Coronaviren sind für die Kreuzfahrtindustrie eine ernsthafte Gefahr - wie Seeminen. Bild: Morning Brew

Kreuzfahrten in Nordamerika noch länger ausgesetzt

Mindestens bis Anfang Oktober bleibt der weltweit grösste Kreuzfahrtmarkt dicht. Die behördliche Begründung stellt den Reedereien hinsichtlich der Bearbeitung der Krise kein gutes Zeugnis aus.

Das Kreuzfahrtgeschäft nimmt da und dort, verhalten aber entschlossen, wieder Fahrt auf. Doch der grösste Kreuzfahrtmarkt der Welt, nämlich Nordamerika, bleibt bis auf Weiteres eine «No sail»-zone. Am Donnerstag (16. Juli) hat das amerikanische CDC (Centers for Disease Control and Prevention) nämlich die «No Sail Order» bis zum 1. Oktober verlängert. Diese Verordnung verbietet es in US-Häfen angedockten Kreuzfahrtschiffen, den Betrieb bis mindestens zu diesem Datum wieder aufzunehmen.

Die ursprüngliche «No Sail Order» stammt vom 14. März und wäre am 24. Juli ausgelaufen; die Reedereien hatten unabhängig davon schon freiwillig ihre Kreuzfahrten in Nordamerika bis mindestens Mitte September abgesagt. Inzwischen wird klar, wie das Ausmass des Problems wirklich ist. Wie die CDC in der neuen Order - unter diesem Link im Wortlaut nachzulesen - beschreibt, wurden zwischen dem 1. März und 10. Juli 2020 insgesamt 2973 Coronavirus-Infektionen auf Kreuzfahrtschiffen festgestellt, welche in 34 Fällen zum Tod der infizierten Person führten. Registriert wurden 99 Ausbrüche auf total 123 Schiffen, womit laut CDC auf 80 Prozent der in den USA verkehrenden Kreuzfahrtschiffen Coronavirus-Infektionen nachweisbar waren. Aktuell kämpfen 9 Schiffe in Nordamerika immer noch mit Coronavirus-Fällen an Bord.

Dies betrifft inzwischen nur noch Crews, da die Passagierkreuzfahrten längst eingestellt sind. Das ist ein grösseres Problem: Weil Crew-Wechsel nicht wie gewohnt stattfinden können, befinden sich mehrere Tausend Crew-Mitglieder von Kreuzfahrtschiffen quasi in Quarantäne an Bord ihrer Schiffe. Allerdings besagt die CDC klar, dass Crews von Bord gehen dürfen, sofern das Schiff keinen Corona-Fall hatte und sich die Crew-Mitglieder nach der Ausschiffung an CDC-Regelungen halten. Das Problem: Viele Schiffen waren betroffen. Wie aus der neuen Order hervorgeht, gab es aber auch Probleme vieler Reedereien bei der Erstellung von Gesundheitsplänen bzw. Hygiene-Massnahmen, sowie nachweislich Fälle, in denen sich Reedereien nicht an CDC-Vorgaben hielten (Seiten 8-11 im verlinkten Dokument). Das wirft kein besonders gutes Licht auf die Response der Kreuzfahrt-Reedereien auf die Pandemie. Die CDC bemängelt darüber hinaus das Fehlen eines Konsens unter den einzelnen Reedereien über die zu treffenden Massnahmen.

Der Kreuzfahrtverband CLIA hat inzwischen in einer Stellungnahme versichert, dass man alles tun werde, um Herr der Krise zu werden, und sich dabei natürlich an die Anweisungen der CDC halten werde.

(JCR)