Cruise

Kuoni-Cruises Geschäftsführerin Cornelia Gemperle sieht nicht nur das Negative in der Krise. Sie findet die schwierige Zeit spannend und lehrreich. Bild: zVg

«Die aktuellen Neubuchungen betreffen bei uns 2021 oder gar Reisen bis 2023»

Nina Wild

Cornelia Gemperle, die Geschäftsführerin von Kuoni Cruises, spricht im Travelnews-Interview über die aktuelle Krise, die Vorteile von Luxus-Kreuzfahrten und sie verrät, warum sie noch immer Hoffnung für das Reisejahr 2020 hat.

Frau Gemperle, wie erleben Sie die aktuelle Krise?

Cornelia Gemperle: Spannend, herausfordernd und man sieht wieder einmal, wie wir als Menschen einfach funktionieren, wenn es darauf ankommt. Im März gab es die bekannten Tage, wo sich die Ereignisse stündlich überschlugen, mittlerweile haben wir die Aufträge wieder unter Kontrolle und die letzten Gäste, die noch unterwegs sind, kehren in diesen Tagen von ihren Weltreisen zurück. Es stimmt mich freudig, dass wir als Team so gut funktionieren und dies, nachdem quasi von heute auf morgen jeder ins Home-Office gezügelt ist. Eine komplett neue Erfahrung für die meisten von uns. Aber natürlich freuen wir uns alle auf jene Momente, die Aufbruchstimmung ermöglichen werden.

Haben Sie für dieses Jahr noch Hoffnung für das Cruise-Geschäft?

Ein wenig. Ein kleiner Vorteil besteht dadurch, dass Premium und Luxuskreuzfahrten generell relativ lange im Vorfeld getätigt werden. Das heisst, dass dieses Geschäft praktisch bis Ende Februar schon getätigt war. Nun kommt es darauf an, wann Reisen wieder durchgeführt werden können – sprich wie viele Monate vom Jahr dann noch bleiben. Kurzfristige Buchungen im Mainstream Bereich für Spätsommer und Herbst dürften aber eher nicht im gewünschten Ausmass ausfallen. Je früher die Anreisemöglichkeiten gelockert werden und Häfen die Kreuzfahrtschiffe zulassen sowie Reisebestimmungen aufgehoben werden, desto grösser die Chance, ein paar verlorene Buchungen wett zu machen. Aber im Moment gibt es so viele unsichere und dennoch wesentliche Faktoren, die Prognosen schlichtweg nicht zulassen.

«Es ist sehr erfreulich zu sehen, dass die Reiselust noch da ist.»

In den USA laufen die Buchungen für Kreuzfahrten für das Jahr 2021 bereits wieder an. Wie sieht es in der Schweiz aus?

Bei uns ist das ähnlich. Die aktuellen Neubuchungen betreffen bei uns 2021 oder gar Reisen bis 2023. Unser Team ist auch sehr bestrebt, die Kunden, welche von abgesagten Reisen betroffen sind, zu überzeugen, auf einen neuen Termin umzubuchen. Da stelle ich fest, dass vermehrt Frühjahr 2021 gebucht wird, anstelle zum Beispiel eine Reise für den kommenden Herbst. Aber es ist sehr erfreulich zu sehen, dass die Reiselust noch da ist, und die Kunden von den attraktiven Umbuchungsangeboten der Reedereien profitieren.

Die Kreuzfahrtgesellschaften haben den Schiffsbetrieb teilweise bis Ende Mai, einige sogar bis Ende Juni vorerst eingestellt. Was bedeutet das für Sie?

Einerseits natürlich extra Aufwand, der sich hoffentlich durch die Umbuchung des Kunden auf einen neuen Termin noch einigermassen auszahlt. Weiter wirkt es sich natürlich im Umsatz und auf die Kosten aus. Sind dies doch für uns wichtige und volumenstarke Monate. Aber ich begrüsse die vorausschauenden Entscheide der meisten Reedereien. Dies gibt uns Luft in der Abwicklung der abgesagten Reisen respektive der Beratung für Umbuchungen.

Welche Massnahmen ergreifen Sie, um die aktuelle Krise zu meistern?

Wir sind seit 23. März in Kurzarbeit und halten einen besonderen Blick auf die Kosten. Wir suchen nach weiteren Optimierungsmöglichkeiten in Bezug auf Kostenreduzierung, Arbeitsabläufe und bereiten uns für die Zeit nach Corona vor.

«Wie und wann wir wieder reisen können, weiss ich nicht – aber wir werden es.»

In der Kreuzfahrtindustrie ist es besonders schwierig, Neukunden für eine Kreuzfahrt zu begeistern. Meinen Sie, dass die Berichte in der Vergangenheit über festsitzende Passagiere aufgrund des Virus diese Tatsache weiter verstärkt?

Ja, leider, das denke ich. Da werden wir und die Reedereien noch mehr gefordert sein. Die Argumente müssen noch überzeugender sein, speziell wenn wir über die grossen Schiffe mit über 2000 Passagierbetten sprechen. Ich glaube aber, dass es die Premium- und Luxusreedereien mit den doch um einiges kleineren Einheiten einfacher haben werden, Neukunden zu gewinnen.

Welche verstärkten Hygienemassnahmen sind auf Kreuzfahrtschiffen vorstellbar?

Auf Schiffen ist man ja seit jeher einen hohen Hygienestandard gewohnt. Aber dennoch bereiten sich die Reedereien aktuell intensiv auf diverse neue Massnahmen vor, um Verbreitungen des COVID-19 zu unterbinden, dies betrifft nicht nur die Hygienemassnahmen. Dies sind unter anderem obligatorisches Fieber messen beim Check-In und eine medizinische Abklärung vor der Reise. Auch bei der Gangway soll Infrarot-Fieberscreening zum Einsatz kommen. Zudem sollen noch regelmässigere Reinigungen der Public Areas sowie Kabinen gemacht werden und noch mehr Handwaschstationen installiert werden.

Wie beurteilen Sie generell die Zukunft der Reisebranche?

Ich befürchte, dass wir bei einigen Themen zurückbuchstabieren müssen, was nicht nur negativ ist. Aktuell ist alles noch zu früh, denn wer weiss wie lange wir noch «gefangen» sind. Ich denke, je länger die Krise dauert, desto stärker wird sich das «danach» verändern. Wie und wann wir wieder Reisen können, weiss ich nicht – aber wir werden es. Natürlich ist zu hoffen, dass sich der Gast auf den Wert des Reisebüros besinnt.